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Schlossdomäne Ein Heizhaus am Fuße der Kapelle

Die Schlossdomäne ist die Lieblingsstelle der Wolmirstedter. Um sie stärker als Veranstaltungsort zu etablieren, sind Umbauten nötig.

Von Gudrun Billowie 15.06.2017, 01:01

Wolmirstedt l Die Schlosskapelle ist der Hochzeitpaare liebster Ort. Jeden Sommer sagen in diesem altehrwürdigen Gemäuer 40 bis 50 Paare Ja, und es möchten noch viel mehr. Doch irgendwann sind die Termine ausgereizt, sobald es draußen kühler wird, bekommen die Besucher im Innern der Kapelle kalte Füße. Deshalb keimt schon lange der Gedanke, eine Heizung einzubauen, bestenfalls auch Sanitäranlagen. Die Chancen standen nie so gut wie jetzt, diese Wünsche zu erfüllen. Eine Förderung der europäischen Union lässt ernsthaft Pläne reifen. Die sollen in zwei Schritten Wirklichkeit werden, der erste Bauabschnitt ist für die Heizung vorgesehen.

Ein Architekturbüro aus Stendal schlägt Deckenstrahler vor, die aus etwa 12 Metern Höhe auf den Innenraum die Wärme strahlen. Sie haben sich dafür entschieden, weil diese Strahler besonders effektiv sind und weder Zugluft schaffen noch Staub aufwirbeln und wegen der gezielten Wärmestrahlung kaum Kondenswasser an den Wänden zu befürchten ist, das die Ausmalungsreste beschädigen könnte. Die Raumtemperatur würde um etwa drei Grad erhöht. Eine Zwischendecke in Leichtbauweise wird empfohlen.

Mit dieser Variante könnte die Kapelle zwar im Winter trotzdem nicht genutzt werden, doch jeweils gut zwei Monate vor und nach dem Sommer könnten dort noch Menschen heiraten, Konzerte besuchen oder feiern. Doch noch hat die Sache einen Haken. Woher soll die Energie für diese Deckenstrahler kommen? Als Favorit gilt derzeit eine Pelletfeuerungsanlage mit einer isolierten Leitung zur Kapelle. Deren Heizhaus kann entweder an die Schlosskapelle angebaut werden oder am Fuße der Kapelle im Bereich der ersten beiden Stellflächen des Parkplatzes stehen. Vor allem diese Frage brachte die Mitglieder des Bauausschusses in die Bredouille.

So richtig mochten sie sich mit keiner Variante anfreunden, da so ein Heizhaus samt Schornstein das Bild des gesamten Schlossensembles stören würde. SPD-Stadtrat Jörg Bonewitz sprach sich sogar gegen jegliche Umbauten an der Kapelle aus. Kreisdenkmalpfleger Erhard Jahn, der als berufener Bürger im Bauausschuss sitzt, sperrte sich weniger gegen An- und Umbauten und konnte sich sogar ein Heizhaus vorstellen. Er sähe es – wenn – jedoch lieber direkt am Nordportal der Kapelle. Wirklich glücklich war jedoch niemand mit den Vorschlägen, sodass nun weitere erarbeitet werden.

Die Möglichkeiten scheinen jedoch eingeschränkt. Erdgas gibt es in der Nähe nicht, die Verlegung einer Leitung würden hohe Kosten nach sich ziehen, da in diesem historischen Gelände umfangreiche archäologische Untersuchungen erforderlich wären. Eine elektrische Heizung verursacht hohe Betriebskosten. Die Mitarbeiter des Planungsbüros werden grübeln.

Der zweite Bauabschnitt gilt den Toiletten, doch deren Einbau liegt noch in viel weiterer Ferne. Einen Vorschlag gibt es jedoch schon. Sie sollen im ausreichend hohen Kellergewölbe installiert werden und über einen Fahrstuhl erreichbar sein. Auch diese Variante war im Bauausschuss nicht unumstritten, weil zu befürchten ist, dass die Fahrstuhlgeräusche laufende Veranstaltungen stören.

Für Heizungs- und Toiletteneinbau müssten insgesamt etwa 390.000 Euro ausgegeben werden. Ein Brocken, der zu groß ist, deshalb möchte die Verwaltung in zwei Schritten vorgehen. Zuerst soll es die Heizung geben. Für diesen ersten Bauabschnitt, den Heizungseinbau, kann die Stadt mit einer 90-prozentigen Förderung aus dem europäischen Förderprogramm Leader rechnen. Für die rund 221.222 Euro teure Investition müsste die Stadt also nur zehn Prozent, gut 22.300 Euro beisteuern. Für die Realisierung des zweiten Bauabschnitts, den Einbau der Toilette, würde die Stadt versuchen, weitere Fördermittel zu akquirieren.

Trotz dieser hohen Fördersumme stimmten nicht alle Bauausschussmitglieder aus vollem Herzen für das Heizungsbauprojekt. Thomas Spelsberg (Die Linke), gab zwar seine Zustimmung, wies aber darauf hin, dass es sich um Steuergelder handle, die sinnvoll ausgegeben werden sollen. „Wir können nicht nur in Gebäude, sondern müssen auch in Menschen investieren.“ Er spielte darauf an, dass in den anderen Kultureinrichtungen auf der Schlossdomäne wie Bürgerhaus und Bibliothek das Personal im Zuge der Haushaltskonsolidierung weniger geworden ist.

Klaus Mewes befürwortete das Projekt im Grunde ebenfalls, forderte aber ein Nutzungskonzept. „Wenn so viel Geld ausgegeben wird, müssen wir auch wissen, ob die Investition sinnvoll ist und was es bringt.“

Die Planungen für die Schlosskapelle und auch für das Café im Bürgerhaus werden interessierten Bürgern am Dienstag, 20. Juni, um 18 Uhr in der Schlosskapelle vorgestellt. Das letzte Wort gebührt jedoch dem Stadtrat. Der tagt zwei Tage später ab 18 Uhr im Ratssaal.