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Schule Elterntaxi: Kampf gegen die Angst

Mit dem Projekt Elterntaxi wollte die Gemeinde Barleben Vorreiter in Sachen Schülerbeförderung werden. Doch die Umsetzung ist schwer.

Von Juliane Just 21.08.2019, 01:01

Barleben l Jeden Morgen aufs Neue herrscht in Barleben Chaos. Etwa 1500 Schüler strömen dann in die Ortschaft, um sich auf die vier Lerneinrichtungen zu verteilen. Um den morgendlichen Verkehr zu entzerren, hat die Gemeinde im Jahr 2017 ein Pilotprojekt begonnen. Dabei sollen die Elterntaxis ihre Kinder nicht mehr bis vor die Schultür fahren, sondern sie in Hol- und Bringezonen abliefern. Doch die Umsetzung ist weitaus schwieriger als gedacht.

Die Idee: In den Zonen können Eltern mit dem Auto kurz parken, die Kinder steigen aus und laufen maximal 300 Meter zur Schule. Doch die Ängste und Bedenken der Eltern sind eine Hürde. In mehreren Umfragen haben die Planer analysiert, was Eltern und Kinder sich von den künftigen Haltezonen wünschen – und wo sie eventuelle Gefahren sehen. Was bereits im Schuljahr 2017/2018 begonnen werden sollte, liegt nun immer noch auf der langen Bank.

Die vier Schulen in Barleben liegen nah aneinander, die Infrastruktur ist damit besonders. Insgesamt acht Hol- und Bringezonen werden von den Planern geprüft. Einige davon können zusammengelegt und damit von zwei Schulen gleichzeitig genutzt werden, doch ob sie am Ende auch genutzt werden, ist fraglich.

Seit über einem halben Jahr arbeitet die Gemeinde nun daran, diese Bedenken aus dem Weg zu räumen. „Es wurden beispielsweise zwei weitere 30er Zonen in der Ortschaft eingerichtet“, sagt Jens Sonnabend, Leiter des Bau- und Ordnungsamtes. Außerdem wurden Piktogramme auf der Straße aufgebracht, die die Autofahrer warnen sollen. Die Sichtbereiche einiger Kreuzungen wurden laut Jens Sonnabend ebenfalls verbessert, damit Fußgänger für die Autofahrer besser sichtbar sind.

Außerdem ist geplant, die Verkehrsregelung an beiden Kreisverkehren in der Ortschaft, die den Breiteweg verbinden, zu verändern. Dort könne durchaus über einen Fußgängerüberweg nachgedacht werden, um die Eltern zu beruhigen. Doch solche Zebrastreifen kann die Gemeinde nicht einfach selbst bestimmen, sondern diese unterliegen strengen Regeln des Verkehrsamtes. Ohne eine Zustimmung des Amtes sind der Gemeinde die Hände gebunden. „Aus Sicht des Verkehrsamtes gibt es in einer 30er Zone keinen Grund für einen zusätzlichen Fußgängerüberweg“, erklärt Jens Sonnabend. Die Ängste der Eltern und die Vorlagen des Verkehrsamtes prallen hier aufeinander.

Doch die Verwaltung willt rotz aller Schwierigkeiten an dem Pilotprojekt Elterntaxi festhalten, will sogar beim Verkehrsministerium vorsprechen. „Die Eltern sind diejenigen, die die Hol- und Bringezonen am Ende nutzen sollen“, so Jens Sonnabend. „Es bringt uns nichts, wenn sie ihre Kinder nicht dort abgeben, weil sie Angst um sie haben.“

Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf rund 15.500 Euro und werden zu gleichen Anteilen von der Gemeinde Barleben und von der Ecole-Stiftung finanziert. Mit einer Förderung von 2000 Euro unterstützt die Landesverkehrswacht Sachsen-Anhalt das Vorhaben. Laut Thomas Zaschke, Pressesprecher der Gemeinde, bleibt diese Finanzierung auch bei zeitlicher Verzögerung des Projektes bestehen.

Die Deutsche Verkehrswacht bemängelt, dass vielen Kindern das Training im Verkehr fehlt. Deswegen raten die Experten, mit den Kindern gemeinsam zu Fuß zu gehen und den Schulweg zu trainieren. Dann fällt es auch leichter, die Kinder alleine losziehen zu lassen. Theoretisch müssten die Kinder das in der Verkehrserziehung, die vielerorts von den Verkehrswachten durchgeführt wird, gelernt haben. Doch einmal gelernt heißt nicht, dass Kinder sich fehlerfrei verhalten – das Verhalten muss geübt werden. Die meisten Fehler machen Kinder laut Unfallstatistik beim Überschreiten der Fahrbahn – in fast 90 Prozent der Fälle.