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Schulprojekt Plötzlich Fidelio in der Kinderoper

Einmal im Jahr erleben die Kinder der Wolmirstedt Diesterweg-Grundschule eine Oper, werden gar Teil der Aufführung.

Von Gudrun Billowie 27.09.2018, 01:01

Wolmirstedt l Wiener Opernkultur ergriff die Kinder in Wolmirstedts Diesterweg-Schule, gefesselt verfolgten sie Fidelios Schicksal, forderten am Ende gar lautstark eine Zugabe.

Beethovens einzige Oper wurde eigens für die Sechs- bis Zehnjährigen aufbereitet, einige Mädchen und Jungen wurden sogar Teil der Aufführung. „Eigentlich ist Oper ja nur Musik“, sagt Clarissa aus der vierten Klasse, „aber mir hat es gut gefallen, dass auch Texte eingebaut waren. Dadurch haben wir die Geschichte gut verstanden.“

Clarissa, Meggy, Janessa, Hannah, Frieda und die anderen haben sich im Vorfeld intensiv mit der Oper beschäftigt, kannten sich mit der Geschichte gut aus. Federführend für dieses Projekt ist die Lehrerin Elke Buhtz. Sie lädt die Wiener „Kinderoper Papageno“ immer wieder in die Schule ein.

Die Mädchen gehören zur Schultheatergruppe, vornehmlich deren Mimen haben Rollen in der Oper übernommen, dafür Texte gelernt und die Geschichte erarbeitet. Fidelio ist der Held und eigentlich eine Heldin, denn unter der Verkleidung verbirgt sich eine Frau, die ihren Mann Florestan aus dem Kerker befreien will.

„Das Spiel hat sehr viel Spaß gemacht“, strahlt Frieda Wienecke im Anschluss, ebenso wie Janessa Grabe, die als Florestan im Kerker ausharren musste. Den Mädchen hatte es nichts ausgemacht, gut zwei Seiten Text zu lernen. Die Kostüme und Requisiten haben die Musiker der „Kinderoper Papageno“ mitgebracht.

Angela Mitterhofer, Thomas Althammer und Martin Ganthaler gehören zum Kinderoper-Papageno-Projekt, das insgesamt etwa 30 Musiker mittragen und das in Wien beheimatet ist. „Mit diesen Kinderopern führen wir Kinder an klassische Musik heran“, erklärt Angela Mitterhofer das Konzept. Thomas Althammer fügt an: „Oft staunen die Kinder, wie laut eine Stimme ohne Mikrofon klingen kann.“ Die Drei besuchen Schulen im gesamten deutschsprachigen Raum und wissen um die Wirkung von Fernsehen und Co. „Kinder sind es oft nicht mehr gewöhnt, dass Musik auch mal langsam beginnen muss“, sagt Martin Ganthaler, „aber dann berührt sie um so mehr.“

Die meisten Kinder der Diesterweg-Grundschule haben sich darauf eingelassen, ließen sich von der Musik mittragen, und ja, auch sichtlich berühren. Für die jungen Darsteller war diese Oper zudem mit viel Lampenfieber verbunden. Das schreckte jedoch nicht. „Beim nächsten Mal möchte ich sehr gern wieder mitmachen“, verrät Clarissa, „es macht Spaß, anderen etwas vorzuführen.“

Auch die Sänger und die Sängerin würden gern wieder nach Wolmirstedt kommen. Sie erleben, dass diese Kinderopernstunden mehr sind, als das Heranführen an klassische Musik. „Es geht auch um den Energieaustausch“, sagt Martin Ganthaler, „wir geben Energie in die Gruppe hinein und bekommen sie von den Kindern zurück.“

Dass diese Energie floss, war spürbar in der Zugabe. Darsteller und Publikum sangen gemeinsam „Freude schöner Götterfunken“, Beethovens „Ode an die Freude“ erklang aus den Kehlen dreier Opernprofis und gut einhundert Mädchen und Jungen der Diesterweg-Grundschule. Gänsehautgefühl.