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Schulweg Kreuzung: Keine Verkehrshelfer

Mit dem neuen Schuljahr sind in Wolmirstedt wieder viele Kinder unterwegs. Doch bei den Verkehrshelfern fehlt Nachwuchs.

Von Gudrun Billowie 18.08.2017, 01:01

Wolmirstedt l Ein ganz gewöhnlicher Donnerstagmorgen. Schülergruppen schlendern die Geschwister-Scholl-Straße entlang, andere gehen schnurstracks zur Schule. Manche Mädchen und Jungen müssen die Straße überqueren, doch das scheint kein Problem zu sein.

Die Autos rollen gemächlich, die Fahrer nehmen offenkundig die Kinder am Straßenrand wahr. Und doch ist etwas anders als in den Vorjahren: Es gibt keine Verkehrshelfer mehr. Die Kreisverkehrswacht will sich jedoch wieder um Nachwuchs bemühen.

Die Kreisverkehrswacht, das war im Wesentlichen bisher Dieter Frinken. Der Vorsitzende hat stets ein Team Verkehrshelfer um sich geschart, Schülerinnen und Schüler, die jeden Schulmorgen bei Wind und Wetter auf dieser Kreuzung gestanden und dafür gesorgt haben, dass Kinder sicher hinübergelangen.

Besonders im morgendlichen Gewusel der Autos und Busse, in denen Mädchen und Jungen zu ihren Schulen fuhren, achteten die Schülerlotsen darauf, dass niemand unter die Räder kam, seit zwölf Jahren, dem 4. August 2004. Damals wurde die Ampel an dieser Kreuzung entfernt.

Nun ist Dieter Frinken schwer erkrankt und niemand mehr da, der sich mit den Verkehrshelfern an die Kreuzung begibt. Auch die Ausbildung des Nachwuchses ist seither auf der Strecke geblieben. Die wäre jedoch dringend notwendig, weil viele der gestandenen Verkehrshelfer inzwischen die Schule beendet haben und deshalb nicht mehr für den morgendlichen Dienst zur Verfügung stehen. Doch das soll sich bald wieder ändern.

Dieter Frinken möchte demnächst wieder mit der Nachwuchsschulung beginnen. Allerdings wird er selbst mit diesem Nachwuchs nicht mehr vor jedem Schulbeginn auf der Kreuzung stehen. Das lässt der Gesundheitszustand nicht zu.

„Wir machen uns Gedanken, wie es dann weiter geht“, sagt Nico Knackmuß, Stellvertreter Dieter Frinkens bei der Kreisverkehrswacht, „wir suchen jemanden, der die Aufgabe übernimmt.“ Am liebsten wäre den Verkehrswachtlern ein Lehrer, der sich vor Unterrichtsbeginn um den sicheren Schulweg kümmert, so wie es Dieter Frinken bis zu seinem Renteneintritt erledigt hat. Doch bisher hat sich aus diesem Kreis niemand gefunden.

Zwar wirkt die Verkehrssituation an der Kreuzung derzeit entspannt, dennoch sieht es Nico Knackmuß als notwendig an, dort wieder Verkehrshelfer zu etablieren. „Gerade in den dunklen Monaten ist es wichtig, die Kinder auf ihrem Schulweg zu unterstützen“, sagt er. Manchmal seien Autofahrer im morgendlichen Stress zu schnell unterwegs, außerdem beruhige es vor allem Eltern, die ihre Kinder allein auf den Schulweg schicken. Solange es die Verkehrshelfer gibt, hat es an dieser Kreuzung keinen Unfall mit Schulkindern gegeben.

An der Gutenberg-Schule sind noch immer Verkehrshelfer aktiv. Auch der Regionalbereichsbeamte Jens Kaulfuß schaut dort in den ersten Schultagen nach dem Rechten. Die meisten Verkehrsteilnehmer agieren vorsichtig, manche fahren im verkehrsberuhigten Bereich schneller, als die erlaubte Schrittgeschwindigkeit. Jens Kaulfuß konstatiert: „Man sieht sofort, wer morgens zu spät aufgestanden ist.“

Auch Nico Knackmuß kann die Lage beurteilen, er stand bis 2012 selbst sechs Jahre lang als Verkehrshelfer an der Kreuzung. Inzwischen ist er Polizist, arbeitet als Polizeimeister in Magdeburg. Er bringt noch einen anderen Aspekt zugunsten des Projektes ins Spiel.

„Verkehrshelfer lernen, Verantwortung zu übernehmen.“ Er hofft, dass sich viele Mädchen und Jungen auch künftig dazu bereit erklären. Außerdem führt er noch eine andere Idee ins Feld: „In Bayern wird die Ausbildung und Betreuung der Verkehrshelfer von der Polizei übernommen.“