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SchweinepestJäger wappnen sich

Wolmirstedts Jäger wappnen sich gegen die afrikanische Schweinepest. Doch es gibt ein Problem: Das Veterinäramt soll wegziehen.

Von Gudrun Billowie 17.02.2018, 00:01

Wolmirstedt l Wildschweine stehen derzeit besonders im Visier der Jäger und ihrer Flinten. Das ist so gewollt, denn die afrikanische Schweinepest wandert in Polen bereits westwärts. Noch ist sie nicht in Deutschland angekommen, aber das Bundeslandwirtschaftsministerium fordert von Jägern eine höhere Wachsamkeit. Und mehr. „Wir sollen mehr Wildschweine erlegen“, bestätigt Margitta Kriebel, Vorsitzende der Jägerschaft Wolmirstedt, in der 183 Jägerinnen und Jäger organisiert sind.

Dieser Aufforderung wollen sie gerne nachkommen, allerdings ist es damit nicht getan. Sobald ein Schwarzkittel erlegt wurde, muss auf Trichinen und die Erreger der afrikanischen Schweinepest untersucht werden. Dazu werden im Veterinäramt Blutproben abgegeben, zum Teil auch Kadaver. Mehr geschossene Wildschweine bedeuten mehr Proben, deshalb müssen Jäger nun öfter dorthin. Und da droht ein Problem.

Das Veterinäramt gehört zum Landratsamt und das hat in Haldensleben gerade ein neues Gebäude bekommen. Das Veterinäramt, das bisher noch in Wolmirstedt angesiedelt ist, soll nach Oschersleben umziehen. Dann müssen Proben gar dorthin oder nach Haldensleben gebracht werden.

Darüber sind die Jäger nicht amüsiert, sie möchten in Wolmirstedt zumindest eine Annahmestelle behalten. Das haben sie dem Landrat unmissverständlich geschrieben. „Unsere Jäger bemängeln, dass die Anfahrt nach Haldensleben zu weit ist, um einzelne Trichinenproben dem Veterinäramt zukommen zu lassen...“

Wer in Angern, Rogätz oder Bertingen jagt, fährt hin und zurück gut 60 bis 90 Kilometer. Müssen mehrmals in der Woche Proben abgegeben werden, kostet das nicht nur enorm viel Geld für Diesel oder Benzin, sondern auch enorm viel zusätzliche Zeit. Letzteres stellt berufstätige Jäger vor beinahe unlösbare Probleme.

Im Landratsamt ist das Problem be- und auch erkannt. Ob und - wenn ja - wie es gelöst werden kann, ist noch ungewiss. Gespräche laufen bereits. Aussagen können jedoch erst in den nächsten Tagen getroffen werden, teilt Landkreissprecher Uwe Baumgart mit.

Die afrikanische Schweinepest breitet sich seit vier Jahren vom südlichen Russland über die Ukraine, Litauen und im östlichen Polen aus. Auch in Tschechien gab es im vergangenen Jahr einzelne Ausbrüche, teilt das Landesamt für Verbraucherschutz mit.

Margitta Kriebel sieht aufgrund dieses Ausbreitungsweges eine potentielle Gefahr für die Börde. Über die Autobahn 2 könne die afrikanische Schweinepest auch in dieser Region landen, zum Beispiel durch Speisereste auf Parkplätzen. Sollte die Seuche tatsächlich eingeschleppt werden, könne sie sich weniger verbreiten, je weniger Wildschweine vorhanden sind, sie ließe sich bei geringerem Bestand schneller eindämmen. Gerade wegen der nun besonders notwendigen Überwachung, dem Monitoring, sehen Jäger kurze Wege zum Veterinäramt als unerlässlich an. Nur so können Proben schnell im Labor landen.

Sollte das Veterinäramt keine Annahmestelle in Wolmirstedt vorhalten können, wäre den Jägern auch geholfen, wenn örtliche Tierärzte Proben entgegennehmen könnten. Auch dazu wird in den nächsten Tagen eine Antwort erhofft.

Die afrikanische Schweinepest ist für den Menschen ungefährlich. Sie wird durch direkten Kontakt von Tier zu Tier, insbesondere durch Blutkontakt oder indirekt durch Schuhwerk oder kontaminierte Futtermittel, weitergegeben. Auch wenn befallene Tiere im Wald aufgebrochen, also geschlachtet, wurden und der Boden dadurch mit Blut getränkt ist, kann die Krankheit weitergegeben werden. Infizierte Wildschweine wirken kraftlos, atmen schwer oder leiden unter Nasenbluten und Durchfällen. Sie sterben innerhalb weniger Tage. Die Seuche kann auch auf Hausschweine übergehen.

Andere Bundesländer unterstützen die Jäger bereits, indem sie beispielsweise Aufwandsentschädigungen für das Erlegen von Schwarzwild zahlen oder die Kosten für die Trichinenschau übernehmen. Besonders vor diesem Hintergrund sei die Schließung der Wolmirstedter Abgabestelle ein Widerspruch, sind sich die Jägerinnen und Jäger einig.