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Singen Chor nimmt Neulinge herzlich auf

Unter der Rubrik „Feierabend - Was nun?“ stellen wir Freizeitmöglichkeiten in Wolmirstedt vor. Heute: der gemischte Chor.

Von Gudrun Billowie 15.11.2016, 00:01

Wolmirstedt l Singen soll glücklich machen, singen in der Gemeinschaft gar wie ein Jungbrunnen wirken. Im Bürgerhaus probt dienstags ab 19.30 Uhr der gemischte Chor.

Über 20 Männer und Frauen sitzen bereits im Festsaal. Ohs und Ahs sind zu hören, fragende Blicke zu spüren, vor allem aber ehrliche Freude über die Neue, die mitsingen möchte. Vereinsvorsitzende Gisela Krohn bietet einen Platz im Sopran an, zwischen den Frauen mit den hohen Stimmlagen.

„Wir beginnen“, bittet Chorleiterin Nina Sinitsyna um Aufmerksamkeit und ermuntert zu Lockerungsübungen. Also aufstehen, Oh und Ah singen, dabei auf den Brustkorb klopfen, schließlich recken und so tun, als würden wir Äpfel pflücken. Alle sind routiniert bei der Sache, bis Nina Sinitsyna die Sängerinnen und Sänger für locker genug hält. Der Chor darf sich setzen, die Chorleiterin stimmt „Fröhliche Weihnacht überall“ als Kanon an.

Mir fehlen die Noten, ich bin nicht textsicher, aber Gisela Krohn sitzt hinter mir und singt laut genug, ebenso Heike Pforr, die auf der anderen Seite des Tisches die pure Kanon-Singfreude verströmt. Sie bemerkt meine notenlose Not, schlägt ihren dicken Hefter auf, blättert, unablässig den Kanon singend, findet ein Liedblatt und reicht es herüber.

So wird es den ganzen Abend lang bleiben. Neues Lied, keine Noten, keinen Text. Heike Pforr sucht, reicht das Blatt, das hilft bei den Liedern, hauptsächlich aber die Stimmen der anderen. Ich versuche, nicht allzu laut mitzusingen, die Angst vor falschen Tönen sitzt tief, doch eigentlich geht es hier um Spaß, um Gemeinschaft, um Singen als Glücklichmacher.

Nach dem Kanon möchte Nina Sinitsyna „Leise rieselt der Schnee“ hören, allerdings nur von den Bässen. Die Männer brummen eine andere Melodie als gemeinhin bekannt ist. Dieses Anderssingen ereilt die Bassstimmen oft, sie bilden die Untermalung für einen mehrstimmigen Gesang, der jedem Lied schöne Tiefe gibt.

Nach den Bässen singen die Sopranstimmen vom leise rieselnden Schnee und beweisen trainierte Lungen. In der letzten Zeile „Freue dich, Christkind kommt bald“ wird das „bald“ sehr lange gehalten, gedehnt, bloß wie lange? Ungeübte Lungen machen bei solch endlosem Ton irgendwann schlapp. Die Sopranfrauen verstummen erst, als die Dirigentin das Zeichen gibt.

Es geht weiter mit dem „Weihnachtsgruß“, anschließend wird „Vorfreude, schönste Freude“ angestimmt, ein paar Zeilen nur, beim nächsten Lied müssen nur die Bässe ein „Dadada“ brummen. Es folgen „Weit der Weg nach Bethlehem“ und „Wiegenlied zur Weihnacht“. Für „Im Dunkel naht die Weihnacht“ liegt kein Notenblatt vor - Hilfe! - aber ich bin sowieso längst hoffnungslos überfordert. Es ist wie ein Jagen durch die Musik. Verweile doch, du bist so schön, scheint für keines dieser Lieder zu gelten.

„Wir proben gerade für die nächsten Auftritte“, erklärt Gisela Krohn das schnelle Ansingen, Halbliedersingen, Bassstimmen singen, „die meisten Lieder sind bekannt, müssen lediglich wiederholt werden.“ Die Bürgerhaus-Mitarbeiter tragen Teller mit Bockwurst herein. Pause.

Beim Essen werden die Termine der nächsten Auftritte bekannt gegeben. Sieben Mal wird der gemischte Chor in der Vorweihnachtszeit in einheitlicher Chorkleidung vor Publikum stehen, ein Konzertmarathon, der die Menschen in Kirchen, zum Barbaratag, im Seniorenheim oder beim Adventsmarkt weihnachtlich stimmen wird.

„Eigentlich singen wir vor allem für andere“, bestätigt Mitsängerin Marianne Döring den Verdacht, das unbeschwertes, ausuferndes Singen während der Proben womöglich ein bisschen zu kurz komme. Besonders in der Vorweihnachtszeit bleibe kaum Zeit, sich allein um des Singens willen einem Lied intensiver zu widmen.

Dennoch, die Gemeinschaft des Chores wirkt harmonisch, einladend auch für Neudazugekommene. Wer Freude am gemeinsamen Singen empfindet und anderen damit eine Freude bereiten möchte, scheint in dieser Gemeinschaft gut aufgehoben, wirklich willkommen zu sein. An das Tempo, mit dem die Musik durchpflügt wird, lässt sich vielleicht gewöhnen.

Überraschung: Am Ende, nach gut anderthalb Stunden Chorprobe, bleibt Zeit für ein Lied, ein Schlaflied, um das Nina Sinitsyna bittet. Wünschen darf Uwe Hallmann. Und so singt der gesamte Chor jede getragene Strophe von „Der Mond ist aufgegangen“.