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Spendenaufruf Nachfolgerin für die Ilse-Glocke gesucht

Im Barleber Kirchturm sollen bald wieder drei Glocken läuten. Für die abgenommene Ilse-Glocke wird eine Nachfolgerin gesucht.

Von Martin Walter 20.06.2018, 01:01

Barleben l Circa 70 Jahre gibt Ute Lüder als durchschnittliche Lebenszeit einer Edelstahlglocke an. Diese hat die Ilse-Glocke um 25 Jahre überschritten. Und hätte womöglich noch weiter an ihrem angestammten Platz im Barleber Kirchturm läuten können.

Doch wollte man auf Nummer sicher gehen. „Die Glocke unterliegt ja Witterungs- und Beanspruchungserscheinungen. Bevor sie also irgendwann im Laufe der nächsten Jahre zersprungen wäre, haben wir sie sicherheitshalber außer Dienst gestellt“, sagt die Vorsitzende des Kirchenrats und Schriftführerin des Fördervereins Kirchspiel Barleben.

Bis dahin hatte die Ilse-Glocke einiges erlebt. 1922 trat sie die Nachfolge einer Glocke an, die im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen wurde und deren Metall danach vermutlich in einer Kanone Verwendung fand. Darauf weist auch der in die Ilse-Glocke eingravierte Text hin: „Die vor mir hier zur Ehre Gottes sang, musst in der Weltkriegsnot ihr Dasein enden. Gott helfe gnädig, dass bei meinem Klang sich viele Herzen wieder zu ihm wenden.“

Circa drei Tonnen wiegt die mannshohe Ilse-Glocke. Im Gegensatz zu ihren meist aus Bronze hergestellten Kolleginnen, ist die Ilse-Glocke aus Edelstahl gefertigt und müsse dementsprechend groß sein, um einen solchen Klang zu erzeugen, beschreibt Ute Lüder. Die Kirchenratsvorsitzende erklärt weiter: „Zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg war die Bronze knapp. Deshalb hat man sich wohl für Edelstahl entschieden.“

Die Ilse-Glocke war damals von der Familie Spoer gespendet worden. Deren Tochter Ilse war am 31. Oktober 1919 im Alter von 13 Jahren an Diphtherie gestorben. Seitdem läutete die nach ihr benannte Glocke jedes Jahr an Ilses Sterbetag. Diese Tradition war zu DDR-Zeiten etwas eingeschlafen, wurde nach der Wende aber wieder fortgeführt. „Im vergangenen Oktober haben wir – passend zum Thesenanschlag – das vorerst letzte Mal die Vorgabe der Familie Spoer erfüllt“, sagt Ute Lüder.

Gerne würde man das Andenken an Ilse aber bereits in diesem Jahr fortführen. Dazu braucht es eine neue Glocke. „Wir sind schon auf der Suche“, sagt Manfred Stieger, der Vorsitzende des Fördervereins Kirchspiel Barleben. So gibt es beispielsweise eine Online-Glockenbörse, in die er regelmäßig einen Blick wirft. „Die Preise bewegen sich dort zwischen 40.000 und 50.000 Euro“, ist von ihm zu erfahren.

„Wir möchten eine gebrauchte Glocke, die zu uns passt. Vielleicht hat sie schon eine spannende Geschichte vorzuweisen, die hier in Barleben fortgeführt werden kann“, ergänzt Ute Lüder. Insbesondere der Klang sei wichtig. „Unser musikalisch versierter Pfarrer Johannes Könitz wünscht sich D, Dis oder Cis als Tonart“, sagt sie weiter. Zudem soll es eine Bronzeglocke sein. „Die können mehrere hundert Jahre alt werden“, so Ute Lüder.

Um das Geld für die Glocke aufzutreiben, wurde eine Spendenaktion ins Leben gerufen. „Seit den zehn Jahren, die unser Verein besteht, hatten wir schon mehrere solcher Hilferufe, bei denen wir immer gut unterstützt wurden. Beispielsweise hatten wir eine Spendenaktion für die Orgel, bei der wir Pfeifenpatenschaften vergeben haben“, sagt Manfred Stieger. Eine ebenso hohe Beteiligung wünsche man sich nun, um an das benötigte Geld für die Ilse-Nachfolgerin zu gelangen. „Vielleicht möchten sich ja einige ortsansässige Betriebe einbringen. Im Gegenzug können wir in der Kirche beispielsweise auch Betriebsveranstaltungen durchführen“, schlägt Manfred Stieger vor.

Doch was geschieht nun mit der Ilse-Glocke? „Sie soll einen würdigen Platz bekommen. Aber aufgrund ihrer Größe und des Gewichts gestaltet sich das gar nicht so einfach“, sagt Ute Lüder. Manfred Stieger fügt hinzu: „Vielleicht bauen wir ebenerdig eine kleine Erhöhung mit einem Gestell, sodass sie auch dort geläutet werden kann.“ Sowohl Ute Lüder als auch Manfred Stieger hoffen jedenfalls, dass der Ilse-Glocke auch außerhalb des Kirchturms noch ein langes Leben beschieden sein wird.

Die Bankverbindung für die Spendengelder lautet: Förderverein Bau & Kultur im Kirchspiel Barleben e.V.; IBAN: DE 45 8105 5000 3400 0093 76. Weitere Informationen gibt es unter www.kirche-barleben.de