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Skater Das Brett, was für einen die Welt bedeutet

Nicht immer sind Bretter, die die Welt bedeuten, fest in Theaterhäusern verbaut.

Von Steffi Pretz 13.01.2021, 23:01

Wolmirstedt l Manchmal kann auch nur ein einziges Brett eben diese Gewichtung haben. So wie für Peter Feige aus Wolmirstedt sein Skateboard, auf dem er mit Leidenschaft steht und mit dem er die Physik ab und zu aus den Angeln zu heben scheint. Angefangen hat alles vor vielen Jahren auf dem zentralen Platz in Wolmirstedt, als ein Kumpel den damals 10-jährigen fragte, ob er mal Lust hätte, beim Skateboard fahren mit dabei zu sein. Das hatte der Junge und zu Ostern gab es dann das erste Brett. „Ich kannte aus einem Videospiel diverse Tricks beim Skateboarden und wollte wissen, ob man tatsächlich mit einem Stück Holz unter den Beinen in die Luft springen kann“, erinnert sich der Extremsportler. „Wir haben uns dann regelmäßig in einer kleinen Gruppe getroffen und auf der Straße geübt“. Es war am Anfang Neugierde und kindlicher Spieltrieb, aus dem schnell die leidenschaftliche Herausforderung wuchs, selbst Herr über das Board zu werden und diverse Tricks zu beherrschen. Habe er anfänglich nur ab und zu zwischen Fußball und anderen Treffen mit Freunden trainiert, wurde recht schnell eine Regelmäßigkeit daraus. „Irgendwann stand ich eigentlich immer auf dem Brett, wenn ich Zeit hatte und das Wetter es zuließ.“

Zwischen der ersten Begeisterung und einem gelungenen eigenen Sprung mit dem Skateboard unter den Füßen (ein sogenannter Olli) lagen eineinhalb Jahre, ein paar schmerzhafte Prellungen und noch viel mehr blaue Flecken. „Skaten lernen heißt vom Schmerz zu lernen“, eine Wahrheit, die jeder ambitionierte Skater früher oder später begreift. Das Lernen über den Kopf würde hier nicht funktionieren, so der heute 32-jährige, Skaten habe mehr mit fühlen als mit denken zu tun, die Bewegungen müssen ins Muskelgedächtnis und dafür brauche es den Körper und nicht so sehr den Kopf. Und natürlich auch die Hardware, also das Brett. Das baut er sich gern selbst aus den Teilen zusammen, die für ihn und seine Ansprüche am besten passen. Sein bester Trainer war der Misserfolgt, wie er sagt, es immer wieder zu versuchen und nicht aufzugeben. „Wir haben uns dazu auch Videos angesehen, wo erfahrene Sportler schwierige Tricks zeigen und die haben wir dann analysiert und geübt“.

Skaten ist ein sehr sozialer Sport und Peter Feige übt ihn gemeinsam mit einigen anderen Sportlern aus. Meist in Barleben im Skater-Park, der von der Stadt vor einigen Jahren im Gewerbegebiete errichtet wurde. Die Sportler kümmern sich um den Park, räumen auf, achten auf Ordnung und Sauberkeit. Demnächst ist sogar ein Carport geplant, für den alle sehr dankbar sind. Die Sportler würden sich auch über eine Erneuerung der derzeit defekten Beleuchtung auf dem Platz freuen. Aktiv üben zur Zeit neun Jungs und ein Mädchen auf dem Gelände. Interessierte sind jederzeit willkommen, beim Skaten reinzuschnuppern. Dienstags, Donnerstags, Samstags und Sonntags geht es auf dem Gelände rund. Von ca. 15 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit wird gerollt, geübt und gesprungen. „Es ist auch diese Verbundenheit zwischen den Skatern, die ich an diesem Sport sehr mag“, erzählt Peter. „Es ist egal, was wir alle sonst im Leben machen oder woher wir kommen, uns alle verbindet dieser eine Gedanke und die Sehnsucht nach dem perfekten Trick auf dem Brett.“

Auch mit den derzeitigen Corona-Regeln kann geübt werden, da der Sport an der frischen Luft betrieben wird und die Teilnehmer natürlich auf die Abstandsregeln achten.

Aus persönlichen Gründen machte der Wolmirstedter vor fünf Jahren eine Pause mit dem Skaten, was er heute sehr bedauert. „Das würde ich nicht nochmal tun, mich für andere verbiegen und meine eigene Leidenschaft nicht leben.“ Er stieg ein zweites Mal in den Extremsport ein und bis heute bleibt er seiner hochsportlichen Leidenschaft treu. Nur von sehr gefährlichen Tricks nimmt er mittlerweile Abstand. Die Stürze zählt er schon lange nicht mehr, dennoch gab es auch ernsthafte Verletzungen, die ihn auch zu längeren Pausen von seinem Hobby zwangen.

Sein aktuelles Übungsprojekt ist ein Laserflip, ein Trick, bei dem sich das Brett um 360 Grad vertikal und auch einmal horizontal unter dem Skater dreht. Schon die theoretische Vorstellung verursacht Gedankenmuskelkater und diese Bewegung des Bretter muss der Sportler auch noch mit seinen Füßen steuern. „Das dauert nun schon über ein Jahr und meist fehlt leider noch die anschließende Wiedervereinigung vom Brett und meinen Füßen“, erzählt er.

Neueinsteigern gibt er gern seinen Grundsatz mit auf den Weg und das Brett: „Erst stehen, dann stylen“. Was bedeutet, dass jeder Skater erst einmal lernen sollte, sein Brett zu fühlen, um es dann in Kurven bewegen zu können. Erst dann sollte man sich an Sprünge und andere Tricks wagen. Es ist eine immerwährende Übung, Neues zu lernen und schon beherrschte Tricks bis zur ästhetischen Vollendung zu perfektionieren. Es brauche Ausdauer und Geduld für diesen Sport. Bei regelmäßigem Üben mindestens dreimal die Woche muss ein Anfänger neben dem Glauben an sich selbst auch Durchhaltevermögen über zwei bis drei Jahre mitbringen. Überzeugt sagt Peter Feige: „Wie bei allem im Leben wird sich der Erfolg einstellen, wenn Du für eine Sache brennst und sie tausende Male wiederholst. Irgendwann wirst Du eins mit dem Brett und die Schwerkraft scheint zumindest für ein paar Sekunden stillzustehen.“