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Stadion-Neubau Stadt prüft Standort

Der Stadtrat hat beschlossen, das Stadion „Glück auf“ in Wolmirstedt zu sanieren. Gleichzeitig wird ein Neubau in Erwägung gezogen.

Von Gudrun Billowie 29.03.2016, 01:01

Wolmirstedt l Der Schlusspfiff war nah. Beinahe wäre klar gewesen: Das Stadion „Glück auf“ im Küchenhorn soll Wolmirstedts Sportstätte schlechthin werden. Alle für Sportstätten aufzutreibenden Gelder sollten in dessen Sanierung fließen. Das war im Stadtrat seit September intensiv diskutiert worden. Auch die Sportvereine, allen voran der SV Kali, plädierten dafür. Doch CDU-Stadtrat Dirk Hummelt schickte eine neue Idee an den Start. Zwischen Gymnasium und Samsweger Straße, dort, wo sich zwischen Kleingärten und Streuobstwiese ein Feld befindet, soll ein Stadion neu gebaut werden.

Die Idee klingt verlockend. Dieses neue Stadion wäre sowohl von den Gymnasiasten als auch von den Gutenberg-Schülern in kurzer Zeit zu erreichen und könnte somit auch für den Schulsport genutzt werden. So ein Neubau, schätzt Hummelt, solle nicht mehr als die Sanierung des Küchenhorn-Stadions kosten. Für dessen Wiederherrichtung werden immerhin fast vier Millionen Euro veranschlagt. Die Stadt hofft darauf, dass die Hälfte aus dem Landesförderprogramm „Kommunaler Sportstättenbau und Vereinssportstättenbau“ finanziert wird. Der Antrag dafür muss bis zum 30. Juni vorliegen. Und da liegt der Hase im Pfeffer.

Um einen hieb- und stichfesten Antrag vorzulegen, muss sauber geplant werden. Das kostet rund 20 000 Euro. Diese Summe steht laut Beschluss für die Küchenhorn-Stadionplanung zur Verfügung. Wird das Küchenhorn-Stadion zugunsten des Neubaus vom Siegertreppchen gestoßen, ist dieses Geld wohl in den Sand gesetzt.

Das stieß einigen Stadträten sauer auf. Unter anderem Klaus Mewes (UWG), Thomas Spelsberg (Linke) und Frank Senkel (Grüne) sahen nicht ein, das sie Geld auf Verdacht bewilligen sollen. Ihnen gefiel die Neubau-Idee, die tragen sie mit. Gerade deshalb hätten sie sich Bedenkzeit gewünscht und wollten erst dann beschließen, wenn genug Informationen zusammengetragen sind und klar ist, ob der Neubau machbar ist oder nicht. Im Wesentlichen fehlt eine Kostenkalkulation und die Frage, ob die Grundstückseigentümer die Flurstücke überhaupt an die Stadt verkaufen.

Dirk Hummelt meint, bei Bedarf könne das Planungsgeld für das Küchenhorn-Stadion in den Neubau umfließen. Dafür gibt es allerdings keinen Stadtratsbeschluss. Der bezieht sich auf das Küchenhorn-Stadion, dessen Sanierungskosten sehr detailliert vorliegen. Zum Neubau sind derzeit keine Fakten bekannt. Es gibt keine Grundlage, auf der Stadträte abwägen können.

Dennoch stimmte die Mehrheit für das gemischte Doppel, das grundsätzliche Bekenntnis zum Küchenhorn-Standort mit den 20 000 Euro Planungskosten plus die Prüfung des Neubaus. „Wir wollen uns nicht vorwerfen lassen, dass wir eine neue gute Idee verwerfen, nur weil wir auf einer einmal gefassten Meinung verharren“, erklärte SPD-Stadtrat Heinz Maspfuhl. Einen Aufschub wagten die meisten nicht, weil sie die Gefahr sahen, dass die Frist für den Fördermittelantrag verstreicht und die Stadt aus dem Rennen um das Landesgeld fliegt, falls es beim Küchenhorn-Stadion bleibt.

Ironie des Beschlusses: Vier Tagesordnungspunkte zuvor hat derselbe Stadtrat beschlossen, die Beteiligung der Sportvereine an den Betriebskosten der Sportstätten zu verdoppeln. Eigentlich war eine Verdreifachung geplant und die sollte 22 700 Euro zusätzlich in die klamme Haushaltskasse spülen. Beinahe die Summe, die nun für eine Küchenhorn-Stadionplanung ausgegeben wird, die vielleicht gar nicht benötigt wird. Das Signal wirkte auf die anwesenden Sportler höchst irritierend.

Dirk Hummelt ließ sich jedoch nicht beirren. Er sieht neben der Nähe zu den Schulen weitere Vorteile im Stadionneubau. Dazu zählt die zentralere Lage, die eine bessere Kontrolle ermöglicht und somit vor Vandalismus schützt. Außerdem müssen an diesem Standort keine Maßnahmen zum Hochwasserschutz getroffen werden.

Das Küchenhornstadion selbst ist zwar nicht hochwassergefährdet, eine Überflutung der Zufahrt ist jedoch möglich. Trockenen Bodens bleibt das Stadion mitunter auch nicht. Die Anlage ist durch aufsteigendes Qualmwasser bedroht. Deshalb müssten Anlagen höher gesetzt werden, was einen sechsstelligen Kostenanteil bei der Sanierung verursacht. Außerdem hofft Dirk Hummelt, dass durch eine weitere Verkehrsanbindung zum Stadion-Neubau am jetzigen Agrarweg auch das Verkehrsproblem des Gymnasiums entschärft werden kann.

Mit dem am Gründonnerstag gefassten Beschluss sind die anderen Sportstätten zum Auslaufmodell erklärt worden.