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Telekommunikation Vom Dosentelefon zum Handy

Waltraud Dähnhardt und Tochter Janett aus Wolmirstedt sammeln seit vielen Jahren historische Kommunikationsapparate.

Von Christian Besecke 23.07.2020, 01:01

Wolmirstedt l Das Interesse an der besonderen Technik hat die Tochter ohne Frage von der Mutter geerbt. Waltraud Dähnhardt hat einst den Beruf des Fernmeldemechanikers bei der Deutschen Post erlernt und später MSR-Technik studiert. Wenn es um Fernmeldetechnik und -apparate geht, dann ist sie eine absolute Fachfrau.

Die engagierte Wolmirstedterin ist mit Herz und Seele bei der Sache, wenn sie über die historische Technik spricht, die sich im Familienbesitz befindet. „Ich kann nicht einmal sagen, wie viele Exemplare es genau sind“, sagt sie. Die Auswahl an Telefonen beginnt mit einem Motorwähler aus den 20er Jahren und geht weiter zu den ersten Funktelefonen, die nach der Wende aufkamen. Selbst über die Funktionen weiß Waltraud Dähnhardt bestens Bescheid. Immerhin hat sie als einzige Fermeldemechanikerin mit zwei männlichen Kollegen die Telefonanlage des Kalibetriebs mit aufgebaut und war nach der Wende selbständig. „Die ersten fünf Jahre war der Keller unseres Hauses der Firmenstandort“, erzählt sie schmunzelnd. Somit war sie quasi der weibliche Steve Jobs von Wolmirstedt. Dieser hatte einst seine ersten Firmen-standort in einer Garage.

Waltraud Dähnhardt ist Rentnerin und kann sich voll ihrem Hobby widmen. Die Firma führt jetzt ihre Tochter Janett. Der Anspruch, die Menschen mit der Technikentwicklung in der Kommunikationsbranche bekannt zu machen, gilt aber für beide. So sind die Geräte der Dähnhardts immer wieder bei Veranstaltungen zu sehen. So geschehen bei der Herbstmesse im Katharinensaal im Jahr 2019. Ähnliches wird es wohl coronabedingt erst wieder 2021 geben. Waltraud Dähnhardt erinnert sich die 1000-Jahr-Feier der Stadt Wolmirstedt im Jahr 2009. „Da haben wir viele Exponate im Museum auf der Schlossdomäne gezeigt“, berichtet sie. „Eigens für solche Gelegenheiten haben wir Informationskarten erarbeitet, die Daten zu den einzelnen Stücken enthalten.“

Das kommt an, bei Eltern und Kindern, die bei diesen Gelegenheiten staunend die Technik bewundern. So beispielsweise einen Prüfschrank 5, hergestellt im Jahr 1950 zu DDR-Zeiten. Mit eben diesem Gerät hat die Wolmirstedterin einst sogar selber gearbeitet. „Wir sind damit auf die Spur nach Fehlern gegangen“, erzählt sie. „Das hat uns Spaß gemacht und es gab Wettbewerbe, wer als Erster fündig wird.“ Diese Geschichten und viele mehr aus dem einstigen Berufsalltag erfahren Interessierte von der Fachfrau bei den Ausstellungen.

Sie macht beim Volksstimme-Termin auf eine Vermittlungsstation, eine MSN 70, aufmerksam. Diese sieht schon recht modern aus, stammt aber aus dem Jahr 1970 und wurde vom Betrieb Sternradio Rochlitz hergestellt. „Alle diese Stücke sind irgendwann einmal ausgemustert worden“, verrät Waltraud Dähnhardt. „Ich habe sie dann mitgenommen, da sie allesamt auf dem Schrott gelandet wären.“

Dafür war ihr die Technik einfach zu schade. „So ist es dann zu meiner Sammelleidenschaft gekommen“, sagt die Rentnerin. „Jetzt verfügen wir über einen unglaublich großen Fundus.“ An diesem lasse sich fast lückenlos die rasante Entwicklung der Telekommunikation nachvollziehen. „Es klingt verrückt, aber dafür interessieren sich die Menschen und besonders die jungen“, bringt sie vor.

Gerade das aktive Mitmachen und die Arbeit mit einer alten Schreibmaschine oder einem Computer sei sehr beliebt bei den Veranstaltungen, bei denen die Dähnhardts ihre Exponate zeigen. „Viele Kinder sind begeistert, wenn sie sehen, wie ihre Eltern oder Großeltern miteinander kommuniziert haben“, fügt Janett Dähnhardt hinzu.

Ihre Mutter wartet zudem mit Fakten auf, die die Entwicklung der Telefonie in Wolmirstedt darstellen. „Früher hatten wir bei uns in der Ohrestadt nur Telefonnummern, die drei- oder maximal vierstellig waren“, weiß sie zu berichten. „Damals war das Amt noch in der Post und es waren nicht so viele Anschlüsse verfügbar.“ Das habe sich erst mit dem Bau des neuen Amtes geändert. „Wir haben dann die ,21‘ für Wolmirstedt bekommen, die einfach vor die bisherigen Zahlen gesetzt worden ist.“ So seien die Nummern mit einem Mal viel länger geworden.

„Es gibt aber auch noch Gebiete, in denen es nach wie vor dreistellige Zahlen gibt“, erklärt die Fachfrau. „So hat ein Bekannter von uns in Angern seine alte Rufnummer über die Jahre behalten.“ Mit dem Einzug der Funkanbieter sei in dem Telekommuni- kationsbereich noch einmal eine ganz neue Dimension erreicht worden.