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Tier-Bestand Das Wild stellt sich auf den Wolf ein

Der Wolf ist seit acht Jahren in der Colbitz-Letzlinger Heide beheimatet. Der Bestand der Beutetiere ist dort aber stabil.

Von Antonius Wollmann 09.01.2019, 09:00

Colbitz l Seit acht Jahren sind der Wölfe wieder in der Colbitz-Letzlinger-Heide beheimatet. Auf dem weitläufigen Truppenübungsplatz der Bundeswehr fühlen sich die Tiere offenbar sehr wohl. Nachdem der Bestand stagnierte, ist die Zahl von fünf im Zeitraum von 2016 bis 2018 von fünf auf neun Exemplare gewachsen. Darüber hinaus verdichten sich Hinweise auf ein zweites Rudel. Dabei bleibt die Anwesenheit des Wolfes nicht ohne Folgen für die anderen in der Heide lebenden Tiere. Hautptnahrungsquelle sind einer Studie des Nabu (Naturschutzbund Deutschland) zufolge Rehe, Rothirsche und Wildschweine. Welche Auswirkungen hat nun aber seine Anwesenheit konkret?

Offenbar keine so großen, wie weithin angenommen wird. Zu diesem Urteil kommt Horst Schulze, Revierleiter des Bundesforstes in der Colbitz- Letzlinger Heide und seit 2011 Wolfsbeauftragter in der Region. Nach dessen Einschätzung haben sich die Beutetiere relativ schnell auf die zurückgekehrte Gefahr eingestellt. „Sie haben es nach mindestens 150 Jahren Abwesenheit des Wolfes innerhalb kürzester Zeit gelernt, wieder mit den eigentlich natürlichen ökologischen Verhältnissen umzugehen“, sagt Hort Schulze. Mit anderen Worten: Sie wissen instinktiv, wie sich vor Angriffen von Wölfen schützen müssen.

„Die entsprechenden Verhaltensweisen des Beutewildes waren offensichtlich genetisch noch sehr weit vorne hinterlegt“, sagt der Wolfsbeauftragte. Hinzu komme die stark ausgeprägte Lernfähigkeit der Tiere. Doch mit welchen Strategien weichen sie ihrem Jäger aus? „Das Wild ist weiträumiger unterwegs“, nennt Horst Schulze eine Taktik. Ein Aufeinandertreffen mit dem Wolf würde dadurch unwahrscheinlicher werden. Zudem seien die Sinne des Wildes geschärfter. Innerhalb ihrer Gruppen würden außerdem soziale Mechanismen wirken, um einen besseren Schutz zu gewährleisten. Insgesamt machen die Tiere es dem Wolf alles andere als einfach, sie zu erlegen. Entsprechend ist ihre Zahl in der Elbe-Heide-Region nicht zurückgegangen. „Die Beutetierbestände sind durch Konditionierung und Selektion durch den Wolf gesund und vital“, sagt Horst Schulze.

Ob es daran liegt, dass ein Teil der Jägerschaft mittlerweile ein Stück weit die Präsenz des Wolfes akzeptiert, ist nicht mit Sicherheit zu klären. Laut Horst Schulze nehmen sie die Situation an und versuchen sich an die geänderten Bedingungen anzupassen. Nur die wenigsten Jäger goutieren die Anwesenheit des Raubtieres rundheraus. Sie akzeptieren die mit dem Wolf einhergehenden Veränderungen als natürlich bedingt.

Dass es Jäger in handwerklicher Sicht wegen des Wolfes zunehmend schwerer haben, weiß der Wolfsbeauftragte indes. Sicherlich ein Faktor, der die Mehrheit der Weidmänner veranlasst, in einer Art Totalopposition verharren lässt. Horst Schulze sieht in diesem Zusammenhang eine ideologische Komponente gepaart mit „uralten Konkurrenzgedanken“. Zu erwarten, dass sich diese Gruppe in absehbarer Zeit mit dem Wolf arrangiert, sei alles andere als realistisch. Es bleibt also spannend, die Entwicklung zu verfolgen.