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Trudeau-Gymnasium Schüler begrüßen Botschafter

Der kanadische Botschafter in Berlin, Stéphane Dion, hat das Internationale Gymnasium Pierre Trudeau in Barleben besucht.

Von Detlef Eicke 12.12.2017, 00:01

Barleben l Hektische Betriebsamkeit und Vorfreude herrschten am Montagnachmittag im Ecole-Gymnasium „Pierre Trudeau“ an der Bahnhofstraße. Grund war der Besuch des neuen kanadischen Botschafters Stéphane Dion, der auf dem Weg in die Bundeshauptstadt Berlin in Barleben Station machte.

Pünktlich um 13 Uhr betrat der Botschafter die Bildungseinrichtung und wurde dort durch die Schulleitung begrüßt. Danach begab sich die Delegation auf einen Rundgang durch das Ecole-Gymnasium, fachkundig und sprachbegabt durch Elea Koop und Helene Schlaizer angeführt. Die beiden Schülerinnen stellten den Gästen souverän und gelassen die Vielzahl der Bildungsangebote in unterschiedlichen Klassenräumen vor und unterstrichen auf eindrucksvolle Weise, dass sie bei der mehrsprachigen Ausbildung sehr gut aufgepasst hatten. Sie parlierten gekonnt in Englisch als auch Französisch, sehr zur Freude des kanadischen Gastes, der dann auch seine geplante Besuchszeit etwas überschritt. Durchaus vorstellbar, dass sich die beiden jungen Frauen auf eine sehr ordentliche Benotung ihrer Fremdsprachenkurse freuen dürften.

Im Auditorium hatten neben Stéphane Dion Marco Langhof, Vorstand der Ecole-Stiftung, und Schulleiter Dr. Michael Kleinen Platz genommen. Mit großer Freude werden sie die große Sprachbegabung ihrer Schüler zur Kenntnis genommen haben, denn die Unterhaltung wurde wahlweise auf Englisch oder Französisch geführt. Auch dem Gast gefiel dieser Umstand, denn seine Kenntnis der deutschen Sprache sei noch nicht so ausgeprägt, machte er deutlich.

In seiner Ansprache an die Schüler verwies der Botschafter darauf, dass das Beherrschen einer Fremdsprache die Menschen in einer globalisierten Welt zusammenbringe, unerheblich, welchen Kulturkreisen oder Ethnien sie entstammen. „Sie werden in die Welt hinausziehen, um zu lernen und zu arbeiten“, sah er voraus. Marco Langhof, Vorstand der Ecole-Stiftung, brach eine Lanze für die heimische Umgebung, verwies auf Vernetzung und Arbeitsmöglichkeiten, die hier durchaus gegeben seien.

Es entwickelte sich in der Folgezeit eine lebhafte Frage-Antwort-Stunde, in der ganz unterschiedliche Themen aufs Trapez kamen. Annemarie Rusche zum Beispiel wollte in bestem Französisch wissen, warum die Anerkennung von in Deutschland erworbenen Diplomen in Kanada ihrer Ansicht nach noch immer sehr schleppend vonstatten gingen. Stéphane Dion hielt entgegen, dass noch nicht überall der gleiche Bildungsstand herrsche. „In Kanada schauen wir erst einmal nach, bevor wir jemandem ein Skalpell in die Hand drücken.“

Zentrales Thema war das Funktionieren des „Mulitikulti“ in Kanada. Stéphane Dion erläuterte auf Fragen der Schüler, dass sich dieser über mehrere Generationen habe entwickeln können. Dabei erinnerte er beispielsweise an die Einwanderung von Franzosen oder Engländern, die das Land zweisprachig geprägt habe. Er beschrieb die Identitäten seines Landes, in dem Francokanadier ebenso eine Heimat gefunden haben wie Anglokanadier. Ob sich die Quebecer Bevölkerung – vorwiegend französicher Abstammung – ohne Wurzeln fühle, beantwortete der Botschafter mit einem klaren Nein. Sie seien zwar mit der französischen Kultur verbunden, seien aber an vielen Stellen an die kanadische angedockt. Barrieren in den Köpfen der Menschen müssen durchbrochen werden, so Stéphane Dion. „Es ist inzwischen selbstverständliche Gewohnheit, dass junge Leute Freunde aus anderen Kulturen mit nach Hause bringen.“

Den Schülern gefiel die Interaktion, die Stunde mit dem Botschafter verging tatsächlich wie im Fluge. „Wir haben die Möglichkeit, an unserer Schule mehrere Sprachen zu lernen. Das ist aber kein Dogma, es wird keiner gezwungen“, erklärten Elea Koop und Helene Schlaizer. Ausprobieren stehe auf der Agenda und dann könne man sich immer noch entscheiden, beispielsweise stärker in die Wirtschaft zu gehen und „nur“ zweisprachig die Schule zu beenden.

Sprachen sind der Grundbaustein, aber nicht nur diese würden gefördert. Auch wissenschaftliche Fächer seien gleichberechtigter Bestandteil des Lehrplanes. „Die Schule ist auch da, uns die Kultur mitzubringen, uns auf das Leben vorzubereiten, Toleranz und Empathie zu zeigen“, so die beiden jungen Frauen.