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Umbau Bahnhof: Die Kosten explodieren

Pläne für das Bahnhofsgebäude in Wolmirstedt wurden schon zuhauf geschmiedet. Derweil schnellen die Baukosten in die Höhe.

Von Gudrun Billowie 01.08.2019, 01:01

Wolmirstedt l Das Bodelschwingh-Haus hat das Bahnhofsgebäude im Juni 2015 ersteigert. Schnell formten sich die Pläne, wurden mehrfach angepasst, schließlich für gut befunden, Fördergelder aus dem Revita-Programm sind bewilligt, der Bewilligungsbescheid für die Leader-Mittel wird erwartet, die Baugenehmigung ist erteilt. Eigentlich sollten die Bauarbeiten zu Beginn des nächsten Jahres starten, doch nun muss das Bodelschwingh-Haus die nächste Kröte schlucken. „Die Baukosten sind um ein Drittel gestiegen“, sagt Bodelschwingh-Haus-Vorstand Swen Pazina. Statt der geplanten 2,5 Millionen Euro kostet das Projekt inzwischen 3,4 Millionen Euro.

Diese Steigerung erfahren alle Bauherren, das Baugewerbe brummt, die Preise schnellen in die Höhe. Auch die Stadt Wolmirstedt verschiebt die Gehwegerneuerung im Wohngebiet „Deutsche Einheit“, weil die Preise exorbitant gestiegen sind und so viel Geld nicht in den Haushalt dieses Jahres eingestellt worden war.

Zurück zum Bahnhof: „Das Projekt wollen wir nicht gefährden“, stellt Bodelschwingh-Haus-Vorstand Swen Pazina klar. Nun beginnt die Denkarbeit. „Wir müssen sehen, wo wir einsparen können und Unterstützung herbekommen.“ Noch ist nicht klar, wo überhaupt gespart werden kann, denn: „Es muss ja auch Sinn machen.“ Trotz des Preisanstiegs blickt das Bodelschwingh-Haus optimistisch auf den Baubeginn. Im zweiten Quartal 2020 soll es losgehen.

Im Bahnhofsgebäude soll unter anderem eine Cafeteria entstehen, in der Menschen mit Behinderung den Gästen dienen. Zweites wichtiges Standbein soll eine Fahrradwerkstatt werden. Den Bedarf, so einen Service an dieser Stelle zu etablieren, sieht Swen Pazina deutlich. „Der Bahnhof dient vielen Pendlern als Basisstation.“ Sie kommen mit dem Fahrrad, steigen in den Zug und fahren zur Arbeit. Wer möchte, kann sein Fahrrad abends repariert und gewaschen wieder mitnehmen. Auch in dieser Werkstatt werden Menschen mit Behinderung beschäftigt sein.

Im Wesentlichen soll der Bahnhof auch nach der Sanierung vor allem Reisenden dienen, ein Ort sein, an dem Menschen ankommen oder Abschied nehmen, auf den nächsten Zug warten oder darauf, dass sie jemand abholt. Es wird eine Wartefläche geben, den Fahrkartenverkauf, die Möglichkeit, Informationen zu bekommen.

Die gute Nachricht ist, das Revita-Programm fördert prozentual zu den Investitionskosten, die dem öffentlichen Personennahverkehr dienen. Dazu zählen Wartefläche, Fahrradwerkstatt, Fahrkahrtenverkauf. Steigen die Kosten, steigt auch die Förderung. Die Mittel aus dem europäischen Leader-Programm hingegen stehen fest. Damit wird all das gefördert, was nicht durch Revita abgedeckt ist. „Diese Verzahnung ist Teil des Konzeptes“, sagt Swen Pazina.

In den nächsten ein bis zwei Jahren will auch die Bahn mit Baufahrzeugen anrücken und die Barrierefreiheit herstellen. Dafür wird 20 Meter nördlich des jetzigen Tunnels ein neuer entstehen und mit Aufzügen versehen werden. Das sollte eigentlich schon 2014 begonnen werden, wurde jedoch immer wieder verschoben. Auch jetzt wird von der Bahn noch kein konkreter Baubeginn genannt.

Inzwischen hat sich auch die Stadt erhebliche Gedanken gemacht, wie das Bahnhofs­umfeld attraktiver werden kann und Pläne vorgelegt. Demnach wird der neue Tunnel in Richtung Glindenberg bis zur Ladestraße verlängert, sodass Pendlern aus und in Richtung Glindenberg der Weg über die Schranken erspart bleibt. 30 Parkplätze und 40 Fahrradständer sollen dort später zur Verfügung stehen.

Auch der Bahnhofsvorplatz soll ein modernes Gesicht bekommen, mit 50 Fahrradstellplätzen, neuen Überdachungen für die Buswartehäuschen, digitalen Fahrgastinformationen und Ladesäulen für Elektro-Autos. Das Land beteiligt sich mit 80 Prozent an den Kosten für den Umbau, 2022 soll alles fertig sein.