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Verkehrshelfer Farsleber gewinnt Bundeswettbewerb

Toni Wald hat den 1. Platz beim Bundeswettbewerb der Schülerlotsen errungen. Der Farsleber setzte sich gegen 13 Mitbewerber.

Von Gudrun Billowie 30.09.2015, 01:01

Wolmirstedt l Sobald sich Toni Wald auf den Schulweg macht, hat er Warnjacke, Mütze und Kelle dabei, drei Dinge, die er lange vor dem ersten Unterrichtsklingeln benötigt. Sie weisen ihn als Verkehrshelfer aus, der Kinder und hilfsbedürftige Personen dabei unterstützt, die Straße zu überqueren. Nun gehört zu den Dingen, die er mit seiner Arbeit als Verkehrshelfer verbindet, auch ein silberfarbener Siegerpokal. Toni Wald ist der beste Verkehrshelfer Deutschlands. Am Wochenende setzte sich der Wolmirstedter beim Bundesausscheid der Schülerlotsen in Potsdam gegen 13 Mitbewerber aus den anderen beteiligten Bundesländern durch. Siegerpokal und Urkunde nahm Toni aus den Händen von Professor Kurt Bodewig, dem Präsidenten der Deutschen Verkehrswacht, entgegen. „Ich war ziemlich aufgeregt“, gesteht er, „aber dann habe ich mich wie ein kleiner deutscher Meister gefühlt.“

Toni ist in der Tat so etwas wie ein deutscher Meister, er steht für zehntausende Verkehrshelfer. In Deutschland sind nach Angaben der Deutschen Verkehrswacht (DVW) rund 50 000 Menschen als Schülerlotsen tätig. Meist sichern ältere Schüler jungen und unerfahrenen Schülern den Schulweg, manchmal agieren auch Eltern als Schülerlotsen. Seit Beginn dieses Dienstes im Jahr 1953 gab es an den durch Schülerlotsen gesicherten Übergängen keinen einzigen schweren oder tödlichen Unfall mehr.

Das trifft auch für die Arbeit der Wolmirstedter Schülerlotsen zu, die hauptsächlich die Kreuzung sichern, an der Gipfelstraße und Schwimmbadstraße auf die Geschwister-Scholl-Straße treffen. Unter der Leitung des Kreisverkehrswacht-Vorsitzenden Dieter Frinken versehen hier acht Schüler ihren Dienst. Immer sechs Schüler sind an jedem Morgen der Schulzeit vor Ort, an jeder Seite der Geschwister-Scholl-Straße stehen drei.

Toni Wald arbeitet seit zweieinhalb Jahren als Verkehrshelfer und gehört zu denen, die jeden Morgen dabei sind. „Ich finde es gut, anderen zu helfen“, sagt er. Außerdem bekommt er eine Menge zurück. Dabei denkt er an die Haribo-Kiste, die eine Autofahrerin den Verkehrshelfern erst vor wenigen Tagen durch das heruntergekurbelte Fenster gereicht hat, vor allem aber an seinen Wissensgewinn. „Ich sammle Erfahrungen im Straßenverkehr“, sagt Toni, „ich kann gut einschätzen, mit welcher Geschwindigkeit Autos herankommen und wie lang ihr Bremsweg wäre.“

Das hilft Toni nicht nur bei den Fahrschulstunden, die er für den Motorradführerschein absolviert, sondern sicherte ihm auch Punkte im praktischen Teil des Bundeswettbewerbs. Dabei kam es darauf an, Geschwindigkeiten, Bremswege und die Entfernungen von Fahrzeugen einzuschätzen und nach dieser Einschätzung Anhaltepunkte zu markieren. Im theoretischen Teil mussten 40 Fragen beantwortet werden.

Das theoretische Rüstzeug für diesen Wettbewerb und den Sieg hat Toni Wald ebenfalls durch seine Arbeit als Verkehrshelfer unter der Leitung von Dieter Frinken bekommen. Bevor sich die Schüler an die Kreuzung stellen dürfen, müssen sie fünf Theorie-Doppelstunden und eine Prüfung absolvieren. Die praktische Einweisung bekommen sie direkt an der Kreuzung.

Die Qualifikation für den Bundeswettbewerb hat sich Toni Wald beim Landeswettbewerb im vergangenen Jahr erkämpft, der in Wolmirstedt ausgetragen wurde.

Toni Wald besucht die zehnte Klasse der Leibniz-Sekundarschule und möchte Bankkaufmann werden. „Er hat sehr viel für Mathematik übrig“, bescheinigt ihm Schulleiter Ingolf Berg, der gleichzeitig Tonis Mathelehrer ist, „er ist der Beste seines Jahrgang in Mathe.“ Außerdem ist Toni im Vorstand des Farsleber Jugendclubs aktiv und gehört zur Jugendrotkreuz-Gruppe.

Einen Wermutstropfen gibt es allerdings. Sobald Toni die Schule verlässt, steht er morgens vor Schulbeginn als Verkehrshelfer nicht mehr zur Verfügung. Der nächsten Schülergeneration macht er deshalb schon jetzt Mut, ebenfalls Verkehrshelfer zu werden. „Mit dieser Arbeit können sie für jüngere Schüler eine Vorbildfunktion ausüben.“ Vorbild ist Toni offenbar auch für seine Freunde. Er weiß: „Sie finden es gut, dass ich mich engagiere.“