1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wolmirstedt
  6. >
  7. Prävention und Hilfe für die jüngsten Opfer

Weißer Ring Prävention und Hilfe für die jüngsten Opfer

Zum Tag des vermissten Kindes weist der Weiße Ring Barleben verstärkt auf seine Präventionsarbeit hin und gibt Tipps und Hilfen.

Von Martin Walter 24.05.2018, 01:01

Barleben l Der Fall Inga sorgte 2015 bundesweit für Aufsehen. Das damals fünfjährige Mädchen war in einem Wald bei Stendal verschwunden und konnte trotz intensiver Suche von Polizei und Spürhunden nicht wiedergefunden werden. Vieles spricht dafür, dass das Kind entführt wurde.

Und das ist leider kein Einzelfall, wie Dieter Montag erklärt: „Durchschnittlich verschwinden in Deutschland 31 Kinder pro Tag.“ Der stellvertretende Landesvorsitzende des Weißen Rings Sachsen-Anhalt relativiert zwar umgehend, dass 97 Prozent von ihnen nach spätestens zwölf Stunden wiedergefunden würden, nichtsdestotrotz seien die anderen drei Prozent immer noch eine viel zu hohe Quote.

Dieter Montag leitet seine Tätigkeiten meistens von Barleben aus. In der Gemeinde und generell im Landkreis Börde habe es solche Fälle von Kindesdiebstahl – zumindest in der jüngeren Vergangenheit – zwar nicht gegeben, dennoch sei immer höchste Vorsicht geboten. „Früher hieß es, man solle 12 Stunden warten, bevor man sich an die Polizei wendet. Aber das ist Quatsch, denn da kann es schon zu spät sein. Also sollte am besten umgehend, spätestens aber nach einer Stunde eine umfassende Suche eingeleitet werden.“ Auch eine schnelle Vermisstenanzeige über die Medien und soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter empfielt Montag schnellstmöglich einzuleiten.

Um es gar nicht erst so weit kommen zu lassen, veranstaltet der Weiße Ring regelmäßig Präventionsveranstaltungen in Schulen und Kindertagesstätten, aber auch für Eltern. „Wir haben beispielsweise das Projekt ‚Tatort Märchenwald‘ entwickelt. Dabei fragen wir die Kleinen unter anderem, was die sieben Geißlein in ihrer Situation richtig und falsch gemacht haben. Auch Schneewittchen ist dafür ein gutes Beispiel, denn man sollte nicht einfach Essen von Fremden annehmen und sieht der Apfel auch noch so lecker aus.“

Aber auch diese Maßnahmen seien nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, denn 97 Prozent der Täter seien keine Unbekannten, sondern Verwandte oder Bekannte des Kindes und seiner Familie. „Wichtig ist es, den Kindern ein gesundes Misstrauen beizubringen, ohne dass sie jedoch generell Angst vor allen Fremden haben“, fasst Dieter Montag den schwierigen Spagat zusammen.

Unter der kostenlosen und europaweiten Nummer 116 000 gibt es Hilfe und Beratung bei Vermisstenfällen.