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Wilder Müll Berge von Unrat bleiben liegen

Die alljährliche Müllsammlung in Jersleben fällt aus. Das ist schlecht für die Region, denn illegale Müllverkippung nimmt immer mehr zu.

Von Christian Besecke 28.03.2020, 01:00

Jersleben/Samswegen l Insgesamt 15 Sammlungen gab es seit dem Jahr 2005 in und um Jersleben. Die Idee dazu hatte der Jäger Alexander Lessing entwickelt. Unterstützt wird er inzwischen vom Sportverein, der Freiwilligen Feuerwehr sowie dem Heimatverein und weiteren Helfern. „Eigentlich wäre eine große Räumaktion notwendig, wenn ich mir so die Landschaft anschaue“, erklärt Lessing. „Wir können das jedoch wegen der Verordnung des Landes nicht umsetzen. Daher verzichten wir in diesem Jahr darauf.“

Voraussichtlich werde der Entschluss dazu führen, dass sich vermehrt Müll ansammle. „Es ist ohnehin der Trend zu beobachten, dass vermehrt illegal in die Landschaft entsorgt wird“, sagt der Jäger. „Nahezu auf jedem landwirtschaftlichen Weg finden wir Hinterlassenschaften.“ An den Start der Sammelaktion erinnert er sich noch sehr genau. „Wir hatten seinerzeit 2,6 Tonnen Müll gesammelt. Ein Container war voll und ein zweiter musste zusätzlich befüllt werden“, erzählt er. „Der Landkreis Börde hatte seitdem – nach Antragstellung – für die kostenfreie Nutzung der Container gesorgt.“ Die Sache hatte einen positiven Effekt, der über die Jahre angehalten hat. Die beräumte Fläche ist bis heute drei von Verkippungen.

„Wir haben über die Jahre ein eingespieltes Team entwickelt und alle waren mit Feuereifer bei der Sache“, sagt er. „Im Nachgang haben wir im Dorfgemeinschaftshaus zusammen gesessen. Das ist ja im Augenblick nicht möglich.“

Eine Verlegung des Termins sei auch deshalb nicht möglich, weil dann die Vegetation zu hoch stehe. Generell sieht der Jäger die dringende Notwendigkeit, etwas gegen das inzwischen überbordende illegale Entsorgen zu tun. „Inzwischen stoßen wir bei unseren Gängen durch die Reviere sogar schon auf komplette Lkw-Ladungen, die einfach so in der Landschaft liegen“, bringt er vor. Ein Extrembeispiel sei erst kürzlich entdeckt worden als die Zufahrt zu einer Kiesgrube in Meitzendorf komplett von Ablagerungen versperrt war (Volksstimme berichtete).

„Es ist auch so, dass da, wo schon etwas liegt, einfach immer mehr dazu kommt“, berichtet Lessing. „Als wir unsere Aktion immer noch angekündigt hatten, brachten Umweltsünder ihren Dreck sogar extra noch in Feld und Flur.“ Daher verzichte er inzwischen auf einen Aufruf. Mittlerweile haben die Müllsünder kaum noch Hemmungen. „In den Silos der Bauern landen Altreifen“, beschreibt der Jäger. „Da diese zum Beschweren von Abdeckplanen benutzt werden, denken sich einige Zeitgenossen wohl, sie könnten ihre Altreifen dazu tun.“

Ein Landwirt habe sogar einmal einen Firmentransporter beobachtet, der massenweise Reifen in ein Silo stapelte. Mit dem Traktor war er jedoch zu langsam, um den Übeltäter auf frischer Tat zu stellen. Dieser machte sich rechtzeitig aus dem Staub. Lessing findet es auch nicht in Ordnung, dass im Regelfall die Eigentümer der Silos auf dem Müll sitzenbleiben.

Die Lage ist dem Gemeinde-Bürgermeister der Niederen Börde, Stefan Müller bestens bekannt. „Ich muss da beipflichten, denn das Aufkommen von sogenanntem Wildmüll ist in den letzten Jahren auch bei uns in der Gemeinde extrem angestiegen“, sagt er. „Es gibt wohl keinen Feldweg, an dem wir nicht irgendwelche Hinterlassenschaften finden.“ Besonders fassungslos mache ihn bei einer Fahrt von Groß Ammensleben nach Samswegen, dass auch hier die Gräben vermüllt werden.

„Ich habe da erst kürzlich die Tür einer Waschmaschine liegen sehen und frage mich: Wer macht denn so etwas“, äußert er sich. „Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes nehmen gemeldete und entdeckte Ablagerungen auf.“ Außerhalb der Ortschaften sei der Landkreis für die Entsorgung zuständig. „Aber mal ehrlich, der kommt doch kaum noch hinterher“, schätzt Stefan Müller ein. „Es gibt auch bei Umweltsündern beliebte Ecken, die immer wieder bedient werden.“

Dazu gehört die Brücke über die A 14 bei Dahlenwarsleben oder ein kleines Biotop hinter dem Kanal bei Groß Ammensleben. „Da wähnen sich diese Leute dann unbeobachtet und verschandeln die Landschaft“, sagt der Bürgermeister. Alexander Lessing führt zudem noch das Gelände des ehemaligen Darrkrugs zwischen Ebendorf und Dahlenwarsleben an. „Der Wildmüll ist ein ganz großes Thema bei uns“, betont Thomas Müller abschließend. „Das gilt aber eigentlich für den gesamten Landkreis Börde.“