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Zweier-Canadier Felix Gebhardt auf Weltmeisterkurs

Der Wolmirstedter Felix Gebhardt ist auf Weltmeisterkurs. Der 20-Jährige wird bei den U23-Weltmeisterschaften im Zweier-Canadier starten.

Von Gudrun Billowie 16.06.2017, 01:01

Wolmirstedt l Die Weltmeisterschaft wird in Rumänien ausgetragen. Vom 27. bis zum 30. Juli kämpfen die besten Kanuten der Welt in der Stadt Pitesti um den Weltmeistertitel. Felix Gebhardt wird zusammen mit Fabian Dietrich aus Potsdam im Zweierkanadier auf der 1000-Meter-Distanz antreten. Einen Platz auf dem Treppchen hat Felix fest im Blick, zumal er gerade erfahren hat, wie es sich anfühlt zu siegen. Sechs Starts - sechs Medaillen lautete sein Ergebnis der internationalen Kanumeisterschaften in der Slowakei.

Der sympathische Blondschopf hat seine Kanuleidenschaft im Alter von zehn Jahren entdeckt. Vorher hatte er Fußball gespielt, fühlte sich nach dem Training oft nicht genug ausgepowert. Nach einem Probetraining im Wolmirstedter Kanuverein wusste er sofort: Das ist es. „Kanu ist eine Arbeitersportart“, weiß Felix, „Talent reicht nicht aus, man muss viel trainieren.“

Talent hat er reichlich, das war für die Trainer unübersehbar. „Was andere sich erarbeiten müssen, hat Felix schon mitgebracht“, sagt sein Entdecker Lutz Neumann, „die koordinativen Fähigkeiten, also die flüssigen Bewegungen, waren bei Felix vorhanden.“ Es gelang ihm schnell, das Gleichgewicht im Boot auf dem Mittellandkanal zu halten, er bezwang die Strecke mit scheinbarer Leichtigkeit.

Die Kombination aus Talent und Fleiß ebnete Felix Gebhardt den Weg in den Leistungssport. Beim Sportclub Magdeburg wurde er Schützling von Trainer Detlef „Oscar“ Hummelt, ebenfalls Wolmirstedter. Beide arbeiten derzeit sehr zielgerichtet auf die U23-Weltmeisterschaft hin. Im Bundesleistungszentrum will Felix Gebhardt in den kommenden Tagen „viele Kilometer schaffen“, damit er gewappnet ist, gegen die internationale Konkurrenz zu bestehen.

Felix freut sich auf diesen Sommer und was seine berufliche Zukunft angeht, hat er den Kopf gerade angenehm frei. Er ist frischgebackener Elektroniker für Geräte und Systeme, sein Ausbildungsbetrieb, die Bundesnetzagentur, hat ihn fest angestellt und bereits im Vorfeld den Ausbildungsweg des Leistungssportlers stark unterstützt. „Mein Chef hat oft nach der Arbeit mit mir gelernt.“ Aufgrund dieser Unterstützung konnte der Kanute den Stoff bewältigen und musste die Ausbildung nicht einmal - wie geplant - verlängern, obwohl er aufgrund der Trainingszeiten etwa drei Monate im Jahr gefehlt hat.

Der Beruf gefällt ihm, die Arbeit auch. Felix trainiert auch nach langen Arbeitstagen, auch wenn die Sportzeit dadurch kürzer ausfällt, als er es sich wünscht. Lange war er nicht sicher, ob er den Sprung in die Nationalmannschaft schafft, aber ein Trainingslager in Italien hat zum Durchbruch verholfen.

Weltmeisterschaften, Trainingslager in Italien, das klingt nach süßem Leben, doch wer in der Weltspitze mitmischen will, hat für Muße kaum Zeit. Zudem wird auch finanziell einiges von den Sportlern gefordert. Gerade die sogenannten Randsportarten sind nicht mit Sponsorengeldern überhäuft. Für die acht bis zehn Trainingslager pro Jahr fällt ein Eigenanteil von jeweils mehreren hundert Euro an, für ein Boot müssen etwa 3000 Euro auf den Tisch gelegt werden, Rennbekleidung gibt es ebenfalls nicht zum Nulltarif. Während große Fußballvereine, die Weltmeister werden wollen, über ganze Abteilungen verfügen, die sich um die Finanzierung kümmern, geht Felix Gebhardt persönlich auf die Suche nach Unterstützern. Die können im Gegenzug ihren Namen auf dem Canadier präsentieren.

Die Nominierung für die Nationalmannschaft beflügelt den jungen Kanuten und hat auch beim Wolmirstedter Heimat-Kanuverein große Freude ausgelöst. „Solche Erfolge gibt es nicht oft“, sagt Swen Kleinau, der Vorsitzende des Vereins.

Beides schätzt Felix übrigens immer noch, den Wolmirstedter Kanuverein wegen der familiären Atmosphäre und den Kanal wegen der Ruhe. „Dort gibt es kaum Motorboote, auf dem Kanal kriegt man den Kopf frei.“ In diesem Kopf müssen allerhand Gedanken miteinander konkurrieren, denn auch wenn Felix vorerst auf die U23-Weltmeisterschaft schaut, hat er längst ein weiteres Ziel im Blick. Zusammen mit seinem Trainer arbeitet er auf Olympia hin. 2020 will er in Tokio starten.