Zerbster Bahnhof verwahrlost immer mehr

Zerbst l „Das Unkraut in diesem Bereich (Anmerk.d.Red.: Unkraut direkt am Bahnhofsgebäude) fällt in die Zuständigkeit der Bahn“, macht Stadtsprecherin Antje Rohm klar. Die Stadt kümmere sich um den Bereich des Bahnhofsvorplatzes. „Die städtische Kehrmaschine reinigt die Straße in diesem Bereich“, fügt sie an.

Doch um den Bahnhofsvorplatz geht es nicht. Der ist gepflegt, sauber und dank der Blumenbeete und hochgewachsenen Bäume und Sträucher sogar recht ansehnlich. Viele Zerbster ärgern sich über den Zustand des Bahnhofsgebäudes und die Verunkrautung. So auch Annegret Mainzer, die sich mit einem Leserbrief an die Redaktion wandte: „Ich bin zirka 1,50 Meter groß, doch an manchen Stellen scheint das Unkraut mich zu überragen.“ Annegret Mainzer arbeitet als Diplom-Lehrerin an der Universität in Magdeburg. Ab und an besuchen sie oder Kollegen mit Studenten Zerbst, um „hier das historische Flair zu schnuppern. Ich stell mir jetzt schon ihre langgezogenen Gesichter und unangenehmen Fragen vor, wenn ich sie dann am Zerbster Bahnhof treffen werde, warum denn dort niemand das Unkraut beseitige“, schreibt sie und fragt, in wessen Zuständigkeit deren Beseitigung denn liege?

Diese Frage scheint sich nicht so schnell zu klären, denn auch die Deutsche Bahn sieht sich nicht in der Pflicht und beschreibt auf Volksstimme-Nachfrage die derzeitige Situation sehr knapp: „In Zerbst ist die Deutsche Bahn verantwortlich für die Bahnsteige, den Personentunnel und deren Zuwegungen sowie die Fläche mit dem Fahrradständer. Am Empfangsgebäude können wir kein Graffiti entfernen, da es fremdes Eigentum ist. Richtung Vorplatz gleicher Sachverhalt. Das betrifft auch das Unkraut.“ Nicht mehr und nicht weniger erklärt die Deutsche Bahn zur Lage am Bahnhof.

Zuletzt versuchte die Havelinda GmbH, mit Sitz in Saarbrücken, das Bahnhofsgebäude über das Kleinanzeigenportal von Ebay zu verkaufen. Ob dieser Verkauf gelungen ist, bleibt unklar, denn die Havelinda GmbH ist weder telefonisch noch per E-Mail erreichbar. Inseriert ist der Zerbster Bahnhof dort jedenfalls nicht mehr. Und so scheint sich niemand für das Bahnhofsgebäude zuständig zu fühlen.

Doch noch eine andere Geschichte stößt einigen Zerbstern sauer auf, besonders in den Ausschüssen der Stadt wurde die Frage der Umbenennung diskutiert. Denn am Bahnhof zeigt die Beschilderung lediglich Zerbst und nicht Zerbst/Anhalt. „Zur Umbeschriftung ist niemand ‚in der Pflicht‘. Hierzu muss die Stadt einen förmlichen Antrag stellen“, so die Deutsch Bahn. Doch nicht nur die Beschilderung, auch die Fahrpläne müssten dann geändert werden.