Amerikaner auf Familienpfaden

Zerbst l „Alles ist zerbombt, das ist schrecklich“, erklärt Robert Brown auf Englisch. Gemeinsam mit seiner Frau Ellen steht er in der Ruine der 1945 stark zerstörten Nicolai-Kirche. Im Inneren hat gerade die Sanierung der schwer beschädigten Arkadenpfeiler begonnen. Aufgrund der Arbeiten steht die sonst in der Regel verschlossene Tür offen. So nutzt das Paar aus Amerika die Gelegenheit, um sich das einstige Gotteshaus näher anzusehen.

Zufällig treffen sie auf Walter Tharan. Der Vorsitzende des Förderkreises des sakralen Baudenkmals ist wegen eines Termins vor Ort. So kommt eines zum anderen und alle Drei rasch miteinander ins Gespräch.

„Meine Urgroßmutter war eine Maria Heinrich aus Zerbst“, verrät Robert Brown. Um 1860 habe sie die Stadt verlassen und sei nach Heidelberg gegangen, wo sie Wilhelm Fräß-dorf heiratete. Wenig später wanderten sie in die USA aus – genauer gesagt nach Cincinnati in Ohio. „Sein Vater erzählte dauernd davon“, bemerkt Ellen Brown. „Es fühlt sich toll an, jetzt hier zu sein“, sagt sie.

Die beiden selbst wohnen in der Nähe von San Francisco in Kalifornien. In Deutschland sind sie früher schon gewesen. Roberts Arbeit für die US-Regierung brachte es mit sich, dass sie in den Sechzigern einige Zeit in Frankfurt am Main lebten. In Zerbst allerdings sind die Browns jetzt zum ersten Mal. Interessiert erkundigen sie sich, was es mit dem steinernen Roland auf dem Markt auf sich hat. Dass die russische Zarin Katharina die Große ihre Wurzeln in Zerbst hat, wissen sie und wollen sich die Überreste des Schlosses ansehen.

Und noch eine brennende Frage haben die Zwei: „Wo kann man typisch Deutsch essen – Rouladen und Würstchen?“, wendet sich Ellen Brown an Walter Tharan, der ihnen einen Tipp gibt und dann noch rasch den Weg zur nahen Tourist-Info weist, wo sie weitere Informationen zu Stadt erhalten.