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Zebrster Kirchenstiftung Neuester Streich: ein Stiftskapitel

Die Stiftung „Entschlossene Kirchen“ soll Hoffnung geben. Es geht um die Wahrung von Erbe in den Dörfern.

Von Arlette Krickau 12.08.2015, 13:03

Lindau/Düben l „Ich suchte damals nach einer Möglichkeit, Kirchen zu erhalten. Kirchen, bei denen es nur noch wenige Gemeindemitglieder gab oder keine. Denn wenn es die nicht gibt, dann ist der Pfarrer für die Kirche verantwortlich. Und ich allein brauche keine Kirche für mich“, erinnert sich Thomas Meyer, der damals Kreisoberpfarrer war, an das Jahr 2005.

Den Anstoß zur Idee, die Stiftung „Entschlossene Kirchen“ zu gründen, gab dann Politiker Holger Hövelmann (SPD). Er brachte Thomas Meyer auf die Idee einer Stiftung. Und dann nahm alles seinen Lauf. Die „Entschlossenen Kirchen“ wurden als Unterstiftung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gegründet. „Die fanden die Idee gut, weil wir uns als Flächenstiftung mit vielen Gebäuden befassen, nicht wie viele andere Stiftungen mit einzelnen Gebäuden“, erinnert sich Meyer.

Am 26. September 2005 war es dann soweit: In Polenzko wurde die Stiftung öffentlich gegründet und vorgestellt. Dabei wurde gleich die erste Kirche entschlossen.

Im Kirchenkreis gibt es 61 Kirchen. 45 konnte Thomas Meyer für den Stiftungsgedanken gewinnen. Nicht alle schlossen sich an. „Weil manche die 3000 Euro für das Stiftungskapital nicht einzahlen konnten oder wollten, und weil wohl auch manche den ‚Altersvorsorgegedanken“ daran nicht verstanden“, erklärt es Meyer. Denn die Stiftung soll in einigen Jahren die nächsten Reparaturen bezahlen, wenn die Gemeinden wahrscheinlich noch kleiner geworden sind. „Denn auch die Möglichkeiten, mit Fördergeldern zu arbeiten, wie wir es in den 1990er Jahren noch konnten und jetzt noch zu Teilen können, werden wohl versiegen“, vermutet er.

Von den 45 Stiftungskirchen haben mittlerweile 17 ihre Kirchen auch geöffnet – 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Mit Pilgertouren, wo sie auch an verschlossene Kirchentüren klopfen, versuchen die Stiftungsmitglieder auch andere Gemeinden für die Idee zu begeistern. Und in diesem Jahr wird offizielle die 18. Kirche der Stiftungskirchen ihre Türen öffnen. Die Dübener Kirche wird auch eine von den Schönen vom Lande, die man dann jeden Tag, ohne Anmeldung, besuchen kann.

Zehn Jahre ist eine stolze Zahl und die Öffnung einer Kirche immer ein tolles Ereignis, deshalb soll beides miteinander verbunden und ganz groß gefeiert werden. Vor allem das Dorf soll mit einbezogen werden, deshalb werden Pfarrer und Kirchenratsältester an jeder Tür in Düben klingeln und persönlich einladen.

Los geht es schon am Freitagabend, 25. September. Um 19 wird in der Dübener Kirche der Gospelchor Joy‘n‘us aus Halle auftreten. „Danach werden die Dübener in ihrer Kirche tanzen! Das kann ich versprechen, denn ich habe es selbst erlebt. Es ist ein genialer Chor“, sagt Thomas Meyer.

Am 26. September startet der Tag dann mit einer kleinen Pilgerwanderung. Von der Dübener Kirche geht es um 10 Uhr zur Kirche nach Buko und wieder zurück. Um 17 Uhr soll dann der festliche Teile des Jubiläums begangen werden. Geplant sind eine Festansprache von Kirchenpräsident Liebig, Broken Consert spielen auf und auch der Ministerpräsident hat zugesagt, um Grußworte zu sprechen.

Dass so hochrangige Personen bei dem Jubiläum kommen, kommt nicht von ungefähr. „Wir haben mit unserer Idee Schule gemacht, weil sie so einfach ist und nichts kostet. Man muss lediglich die Tür aufschließen und auf lassen. Damit ist sie schlicht und ansteckend“, so Meyer. Und damit die Idee noch bekannter wird und auch die offenen Kirchen, soll das Fest auch so groß gefeiert werden, so dass es jeder mitbekommen kann.

Alle Feierlichkeiten finden bis dahin in Düben statt, der Festgottesdienst am Sonntag zum Abschluss ist dann aber in Lindau. Im Rahmen dieses Gottesdienstes soll auch der neueste Streich der Stiftung umgesetzt werden: die Gründung eines Stiftkapitels.

„Wir wollen die Stiftung auf unterschiedliche Weise unterstützen. Deshalb haben wir bereits 2008 den Förderkreis ‚Entschlossene Kirchen‘ gegründet, und jetzt machen wir mit dem Stiftkapitel den nächsten Schritt“, erklärt er. Dabei sollen Stiftsdamen und -herren gewonnen werden, die sich dann für eine einzelne Kirche verantwortlich fühlen sollen.