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WiederansiedlungLachse erobern Zerbster Nutheläufe

10 000 Junglachse haben in den Nuthe-Läufen um Zerbst eine neue Kinderstube gefunden. Sie sollen wieder angesiedelt werden.

Von Daniela Apel 07.10.2015, 11:45

Zerbst l „Levende Fisk“ steht auf der grünen Transportbox. In Dänemark sind die quirligen Junglachse herangewachsen, die am vergangenen Freitag in der Lindauer, der Grimmer und der Boner Nuthe entlassen werden. An ausgewählten Stellen werden die sechs bis zehn Zentimeter großen Fische teils vom Boot aus in die einzelnen Flussläufe ausgesetzt.

Mit der aktuellen Aktion geht die seit 2009 in Sachsen-Anhalt laufende Wiederansiedlung von Wanderfischen ins siebte Jahr, wie Steffen Zahn erzählt. Von Beginn an ist er für das Projekt zuständig, bei dem das Institut für Binnenfischerei e.V. Potsdam-Sacrow als federführende Einrichtung mit dem Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt und dem Landesanglerverband kooperiert.

Tatkräftige Unterstützung gibt es stets von den Zerbster Angelfreunden. „Ohne ihre Hilfe wäre es nicht realisierbar“, bemerkt Zahn. „Wir sind die Initiatoren und Vollstrecker vor Ort“, formuliert es Kurt Zebisch schmunzelnd. Er holt das Foto von einem prachtvollen Lachs hervor, den er 2014 in der Nuthe gefangen hat. „Die Fische sind auf unser Gewässer geprägt“, spricht er von einer „sagenhaften Sinnesleistung“. Hoch in den Atlantik, ja sogar bis nach Grönland, würden die Lachse schwimmen, um von dort schließlich zum Laichen in ihr „Ursprungsgewässer“ zurückzukehren.

„Unterhalb von Zerbst gibt es viele Laichplätze“, erklärt Steffen Zahn. Untersuchungen von Wissenschaftlern des brandenburgischen Instituts haben nicht nur gezeigt, dass die Nuthe jungen Lachsen gute Überlebenschancen bietet. Anhand des Nachweises natürlich geschlüpfter Jungfische konnte zudem belegt werden, dass der Lebenszyklus der Lachse geschlossen ist.

„2011 hatten wir die ersten Rückkehrer“, erzählt Steffen Zahn. Inzwischen konnten insgesamt 32 Lachse registriert werden. Hinzu kommen 58 Meerforellen, von denen alljährlich ebenfalls gut 10 000 Fischlein in den Nuthearmen eine neue Kinderstube finden. Im Vergleich zu anderen Projektgebieten Deutschlands sei das ein beachtlicher Erfolg, ist Steffen Zahn stolz auf die derzeitige Rückkehrerquote von 0,3 Prozent. „Und wir hoffen, dass es bergauf geht“, klingt er zuversichtlich.

Mindestens drei Prozent der ausgesetzten Jungfische, von denen schließlich zwischen 10 bis 20 Prozent heranwachsen und abwandern, müssten zum Laichen zurückkehren. Erst dann würde der Kreislauf ohne menschliche Eingriffe funktionieren und es könnte auf einen regelmäßigen Besatz verzichtet werden. „Die Nuthe hat den Vorteil, dass sie eine natürliche Mündung in die Elbe hat, das erleichtert den Tieren den Einstieg“, erklärt Steffen Zahn.

Wenig später hockt er zusammen mit seinem Kollegen Robert Frenzel in einem Boot – zusammen mit etwa 4000 wuseligen kleinen Lachsen. Von der Ankuhnschen Mühle aus lassen sie sich die Lindauer Nuthe hinabtreiben. Unterwegs entlassen sie einen Schwarm nach dem anderen in die Freiheit. Derweil sind weitere Teams an der Boner und der Grimmer Nuthe im Einsatz, um die Brütlinge im kühlen Nass zu verteilen.

Finanziert wird das Wanderfischprogramm übrigens über die Fischereiabgabe. Ziel des Projektes ist es ebenfalls – neben der Wiederansiedlung der einst heimischen Fische – „fließgewässertypische Fischartengemeinschaften“ zu fördern, vor allem hinsichtlich der ökologischen Durchgängigkeit des Flusses, struktureller Verbesserungen sowie des Laichhabitat- und Gewässerschutzes.