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Heimatfotorätsel Zerbster Braustübl auf dem Fischmarkt

In dieser Woche suchten wir in unserem Heimatfotorätsel ein Giebelhaus. Viele Leser erkannten es als „Braustübl“ auf dem Fischmarkt.

Von Katrin Wurm 16.10.2015, 23:38

Zerbst l Das „Braustübl“ existiert nur noch auf historischem Bidlmaterial oder als Erinnerung in den Köpfen mancher Leser. Denn das Gebäude fiel der Bombardierung der Stadt im April 1945 zum Opfer. Leserin Lisa Kuhritt kann sich trotzdem noch gut daran erinnern. „Ich habe das Haus gleich erkannt. Es stand auf dem Fischmarkt . Als Kind bin ich da oft vorbei gegangen, denn mein Schulweg führte mich dort entlang“, erzählt die 92-Jährige. Auch der Schulweg von Annemarie Gründer führte dort entlang. Aber es sei nicht das Giebelhaus, was besondere Erinnerungen in ihr weckt. „Auf dem linken Schornstein war immer ein Storchennest. Wir haben die Tiere gern beobachtet“, berichtet sie.

Einen der Schornsteine im Hintergrund erkannte auch Harald Neupert. „Das war der Schornstein der Seifenfabrik.“ Auch an das Giebelhaus erinnert er sich: „Dort war eine Gaststätte drin.“

Zu dieser Gaststätte – dem „Braustübl“ weiß auch Hobbyhistoriker Helmut Hehne einiges zu berichten: „Seit dem 1. Oktober war 1918 Martha Wenzel dort Gastwirtin – eine kleine Dame, die wusste was sie machte. Zuvor war dort Henschels Brauerei und Schankwirtschaft untergebracht. Unmittelbar bis vor der Zerstörung von Zerbst war in den ehemaligen Gasträumen eine Herberge für so genannte ‚Flakhelferinnen‘ untergebracht. Als Jungen klopften wir abends immer an die unteren Fenster und rannten weg. Im Hause selbst gab es eine Diele, eine altdeutsche Bierstube und sogar einen Konzertraum“, berichtet er. Zudem weiß er, dass die ehemalige Brauerei von Henschel dort ein Kesselhaus hatte, „wie alle Brauereien – mit einem Schornstein, welcher noch zu erkennen ist. Somit gab es auch für das Haus bereits vor der Elektrifizierung von Zerbst elektrisches Licht.“

Die Aufnahme wurde vermutlich nach dem Jahr 1916 erstellt. Das glaubt Helmut Hehne einordnen zu können und begründet: „Denn danach wurden die elektrischen Niederspannungsleitungen verlegt, wie auf dem Bild schon zu sehen ist.“

Auch Volksstimme-Leser Wilfried Zischner erkennt das Gebäude auf dem Bild: „Es ist das Geburtshaus meiner Frau Edelgard, geborene Orliczek. Sie hat dort bis zur Bombardierung gelebt.“ Helmut Lehmann aus Zerbst erkannte das „Bräustübl“ ebenfalls. Ob das dahinter die Schornsteine der Seifenfabrik von Sandkuhls seien, konnte er nur mutmaßen. So fragte sich auch Charlotte Sauer aus Zerbst, ob dort der Rauch der Seifenfabrik abgeleitet wurde. Sie wusste die Antwort richtig und ergänzte „1668 ließ Tobias Natho dort eine kunstvoll geschnitzte Holztür anbringen.“

Auch Siegfried Schellin konnte die richtige Antwort nennen, habe aber seine Unterlagen bemühen müssen, gab er zu. Denn so einfach war das Rätsel offenbar nicht. Andreas In den Birken und aus Zerbst und Birgit Herrmann aus Nutha meinten beide, auf dem Bild ein Haus an der Mühlenbrücke erkann zu haben. Dort konnte man Hühnereier und Kanichenfelle abgeben, und bekam ein kleines Taschengeld dafür, erklärten beide. Doch leider ist es nicht das gesucht Haus. Den Sachpreis hat Charlotte Sauer aus Zerbst gewonnen. Es handelt sich um einen praktischen Regenschirm. Der Preis kann werktags ab 9 Uhr in der Redaktion Zerbst, Alte Brücke 45, abgeholt werden.