Zerbster schreiben Erinnerungen

Zerbst l Auf über 300 Seiten finden sich Erinnerungen an die Kindheit. Diese Erinnerungen zu bündeln und zu veröffentlichen, das war das Anliegen von Jana Engelhardt. Die Bitterfelderin ist Mitglied im Verein für Kultur und Lebenshilfe Bitterfeld und im Friedrich-Bödecker-Kreis Sachsen-Anhalt.

Jana Engelhardt ist Landkreismitarbeiterin ist leidenschaftliche Leserin und Hobbyautorin. Dass sie nun als Herausgeberin für ein Buch fungiert, ist auch für sie eine Premiere.

In „Die Puppe Victoria“ haben 39 Autoren Erinnerungen aus ihrer Kindheit und Jugend preis gegeben. „Insgesamt hatten wir nach einem Aufruf 150 Einsendungen berichtet Engelhardt. Unter den Einsendungen waren auch Werke des Zerbsters Kurt Weste. Schon in den 70er Jahren hatte er die nun veröffentlichten Geschichten aus seiner Kindheit aufgeschrieben. „Es sind ganz wundervolle Geschichten“, macht Jana Engelhardt neugierig. „Herr Weste kann sehr gut schreiben. Seine Erzählungen sind sehr spannend und mitreißend“, schwärmt sie.

Kurt Weste ist passionierter Hobbyautor, war jahrelang auch Mitglied in verschiedenen Lese- und Schreibzirkeln, wie dem Literaturzirkel „Lyrik und Prosa“ in Dessau.

„Die Lust am Schreiben begleitete mein ganzes Leben“, berichtet er. In den vergangenen Jahren habe er eher weniger zu Papier gebracht. Dafür in den 60er, 70er und 80er Jahren. Aus dieser Zeit stammen auch die meisten seiner Geschichten. Einige von ihnen hat er gebündelt in einem Buch gesammelt. „Und zwei dieser Geschichten, nämlich ‚Ich war ein kleiner König‘ und ‚Als es mich in die Ferne zog‘ sind im Buch ‚Die Puppe Viktoria‘ erschienen“, sagt Kurt Weste stolz und schlägt die jeweiligen Seiten auf.

Seine Geschichten spielen oft an seinem Heimatort, Wanzleben in der Börde. In der Erzählung ‚Als es mich in die Ferne zog‘ geht es um den fünfjährigen Kurt Weste, der nach einem Schützenumzug seine Lust am Wandern entdeckt und weit über die Grenzen seiner Heimatstadt hinweg wandert – und das als fünfjähriger Bub.

Die zweite erschienene Geschichte ‚Ich war ein kleiner König‘ ist spannend und mitreißend. Hier berichtet Kurt Weste von einem Erlebnis mit seiner Cousine. Beide begeben sich auf ein zugefrorenens Gewässer und brechen ein. Ob und wie die Rettung erfolgt, soll an dieser Stelle jedoch nicht verraten werden.

Einige seiner vielen weiteren Geschichten liest Kurt Weste einmal wöchentlich im Rahmen eines Seniorennachmittags vor. Und auch weitere Veröffentlichungen in Anthologien kann er sich vorstellen. „Wenn es wieder einen Schreibaufruf gibt, suche ich gern passende Geschichten heraus“, sagt er.

Jana Engelhardt bestätigt, dass es durchaus weitere Bücher dieser Art geben wird. „Ein Thema ist jedoch noch nicht gefunden. In den vergangenen Jahren haben wir jährlich eine Anthologie herausgebracht.“

Einsendungen für die Kindheit-Anthologie gab es übrigens aus ganz Deutschland, erzählt Engelhardt – und diese mussten gesichtet werden.

Die Auswahl der zu veröffentlichen Geschichten und Autoren sei eine große Herausforderung gewesen. „Ich habe sehr viel gelesen und mit den Leuten gesprochen“, erinnert sich Jana Engelhardt. Insgesamt hatten es vier Zerbster mit ihren Geschichten in das Buch geschafft.

Neben Kurt Weste finden sich in „Die Puppe Victoria“ auch Erzählungen und Gedichte von Sabine Grüneberg, Christine Heinrich und Gerd Diemunsch aus Zerbst wieder.

Ältester Autor im Buch ist der 1915 in Friedersdorf (Gemeinde Muldestausee) geborene Herbert Ziegelmeier.

„Das schöne am Buch ist, dass es nicht nur traurig ist. Es sind dort auch so viele lustige und mutmachende Geschichten zu lesen“, verrät Engelhardt. Viele Autoren seien zu Kriegszeiten Kinder oder Jugendliche gewesen. „Sie haben die Kriegswirren mit Kinderaugen gesehen. Das ist ein sehr interessanter Blick auf die Geschehnisse“, sagt Herausgeberin Jana Engelhardt.

Das Buch kann beispielsweise über die Internethändler Amazon erworben werden. Auch beim Winterwork-Verlag in Leipzig ist das Buch erhältlich.