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Flüchtlinge Getec will der Stadt zur Seite springen

Auf dem ehemaligen Militärflugplatzgelände Zerbst könnte es Flüchtlingsunterkünfte geben.

Von Sebastian Siebert 22.10.2015, 07:00

Zerbst l Keine Flüchtlinge in der Sekundarschule in Lindau: Der Kompromiss, den der Zerbster Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) nach einer Stunde Diskussion im Lindauer Bürgerhaus vorschlug, fand, wenn schon vielleicht nicht breite Zustimmung, aber Akzeptanz unter den rund 300 Lindauern, die zur Veranstaltung erschienen waren.

Landrat Uwe Schulze (CDU) hatte zuerst vorgeschlagen, in der Lindauer Sekundarschule Flüchtlinge unterzubringen, „allerdings ausschließlich Familien.“ Das sollte die Lindauer beschwichtigen, die sich vehement gegen die Umnutzung der ehemaligen Sekundarschule aussprachen. Tat es aber nicht. Der Vorschlag von Andreas Dittmann, doch das gemeindeeigene Gebäude an der Kirche in Lindau zu nutzen, besänftige die Stimmung.

Applaus bekam Dittmann für die Ankündigung, Gespräche mit der Getec Green Energy zu führen. „Es gibt das Angebot von der Getec, auf dem Flugplatz ein oder zwei Blöcke zu reaktivieren.“ Das werde allerdings auch keine kurzfristige Lösung, so Dittmann. Denn die Wohnblöcke seien zum Abriss vorgesehen gewesen. „Es gibt viel zu tun.“ Bedingung sei, dass das Land den Landrat in die Lage versetze, einen langfristigen Mietvertrag abzuschließen. „Wenn die Blöcke bezogen werden, dann reden wir hier über zehn Jahre Minimum. Das muss uns allen klar sein.“

Getec-Vorstand Chris Döhring bestätigte gestern die Gespräche auf Nachfrage. „Für die Stadt, so hat es der Bürgermeister an mich herangetragen, wäre es wichtig, wenn man einiges entkrampfen würde“, sagte er. Es sei ein zentraler Punkt zwischen Lindau und Zerbst und könnte zur Erleichterung beitragen. „Wir haben uns bereiterklärt, das zu prüfen“, so Döhring. „Wir werden das nun intensivieren. Schwer wird es deswegen, weil der Block entkernt und vorbereitet zum Abriss ist. Planungsrechtlich müssen wir sehen, ob es dort überhaupt möglich ist. Die Windkraftanlagen sind in der Nähe, die Raffinerie auch“, gab Döhring zu bedenken. „Wenn wir aber dazu beitragen könnten, die Situation in Zerbst zu entspannen, ist das unsere Pflicht, der wir uns auch stellen“, sagte er. Schließlich wolle man der Stadt auch etwas zurückgeben, die es der Firma ermöglicht, den Energiepark aus Wind-, Solar- und Biogasenergie vor ihren Toren zu errichten.

„Es muss eben sowohl planungstechnisch als auch wirtschaftlich passen“, sagte Döhring. Das Konzept könnte nach ersten Überlegungen so aussehen: Getec finanziert den Wiederaufbau des Blocks, inklusive Anschluss an Strom, Wasser und Wärme. Der Landkreis mietet anschließend das Gebäude.

Raum könnte der Block für bis zu 280 Menschen bieten, überschlug Döhring. Im ehemaligen Militärquartier könnten 70 Wohnungen zu je vier Personen eingerichtet werden.

Für Döhring steht von vornherein fest, dass es in dem Gebäude und dem bereitgestellten Areal genug Möglichkeiten geben muss, sich aus dem Weg zu gehen und zurückzuziehen. „Im besten Falle können wir mit der Hilfe verschiedener Bildungsträger sogar gleich vor Ort die Leute qualifizieren.“ Die Getec habe einen Standort, der vieles biete.

„Gleichwohl ich mir überhaupt noch nicht ausmalen kann, was für Probleme auf uns zukommen. Das muss ich auch gleich sagen“, so der Vorstand. „Die Menschen sind nun mal da. Ich kann auch diejenigen verstehen, die sich Sorgen machen. Wir müssen sehen, wie wir vielleicht vertretbare Lösungen für alle Seiten schaffen können“, sagte Döhring. Und das könnte schnell gehen: Gesetz dem Falle, alle Voraussetzungen können erfüllt werden, will Döhring Gas geben. „Das Baurecht ist ja eigentlich verwirkt. Da muss der Kreis sehen, wie das zu lösen ist. Am Ende des Tages müssen wir sehen, was es kostet. Da leg‘ ich auch die Bücher auf den Tisch, ist gar kein Problem. Dann könnte es im späten Frühjahr 2016 fertig sein. Das muss das Ziel sein. Dann muss über den Winter gebaut werden. Die Leute stehen ja vor den Toren.“