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Ausstellung Cranach in Anhalt: Zerbster Spuren

Die Sonderausstellung. „Cranach in Anhalt“ zeigt jahrhundertealte, wertvolle Originalwerke. Auch Leihgaben aus Zerbst sind darunter.

Von Katrin Wurm 24.10.2015, 11:00

Zerbst/Dessau l Iruta Völlger und Petra Volger von der Zerbster Francisceumsbibliothek sind schon sehr gespannt. „Wo unsere Leihgaben wohl hängen und wie sie präsentiert werden?“, fragen sie sich.

Bei einer exklusiven Führung mit Dr. Norbert Michels, Direktor der Anhaltischen Gemäldegalerie, dürfen sich die Zerbsterinnen ein Bild davon machen.

Die Ausstellung „Cranach in Anhalt“ im Johannbau und der Marienkirche Dessau ist die Korrespondenzausstellung zu „Cranach der Jüngere 2015“, der diesjährigen Landesausstellung in Sachsen-Anhalt. Sie ist noch bis einschließlich 1. November zu sehen.

Danach reisen die zahlreichen Leihgaben wieder an ihre Heimatorte zurück – drei von ihnen auch nach Zerbst. „Wir sind stolz, dass Kunstwerke aus der Francisceumsbibliothek hier zu sehen sind“, freut sich Petra Volger.

Ein erstes Stück aus dem Bestand der Francisceumsbibliothek, auf das sie beim Rundgang stoßen, ist eine Malerei auf Pergament aus dem Werk „Georg III. Fürst von Anhalt: Predigten und Schriften, Wittenberg, 1555“. Es zeigt ein Bildnis des Georg III. Nicht nur die Malerei haben sie für die Ausstellung zur Verfügung gestellt. Auch das dicke Buch ist gut verschlossen in einem Glaskasten zu sehen. „Als nachgeborener Fürstensohn zum Priester geweiht, bekam Georg eines der höchsten Ämter seiner Zeit in der Magdeburger Domprobstei“, erklärt Michels.

Als nächstes stoßen die beiden Zerbsterinnen und der Direktor der Anhaltischen Gemäldegalerie auf ein riesiges Bild, welches die Kirchengemeinde St. Bartholomäi bereitgestellt hat. „Es wurde aus dem Etat der Ausstellung restauriert“, erklärt Dr. Michels. „Es hat auch einen neuen Rahmen bekommen. Vorher war es einfach nur auf eine Spannplatte gespannt“, erklärt er weiter. Auch ein weiteres interessantes Bild gebe es in der St. Bartholomäi. „Das ist aber über drei Meter groß. Wir hätten es gar nicht aus der Kirche bekommen, geschweige denn vernünftig nach Dessau transportieren können“, so Dr. Michels zu den beiden Zerbsterinnen. Geschaffen wurde das ausgestellte Bild vermutlich um 1565 von Lucas Cranach dem Jüngeren. „Es diente wahrscheinlich als Altarbild für die Bartholomäikirche“, erklärt Dr. Michels.

Im Katalog zur Ausstellung steht: „St. Bartholomäus war die bevorzugte Kirche des Fürstenhauses im Zerbster Landesteil. Hier waren zahlreiche Mitglieder der Dynastie bestattet und auch Wolfgang, der dieses Gotteshaus erneuern ließ, plante hier seine Beisetzung.“ „Wahrscheinlich wurde das Bild im Auftrag des Fürsten Wolfgang geschaffen“, erklärt Michels.

Im Originalzustand sei es vermutlich rechteckig gewesen. Heute zeigt das in einem Halbrund abschließende Bild den Stifter gemeinsam mit seinem 1561 verstorbenen Vater. „Auf diese Weise wurden zwei Fürsten der Generation, die das Luthertum in Anhalt einführte, über ihren Tod hinaus als Teil der Gemeinde inszeniert“, steht im Begleitkatalog zur Ausstellung. „Das Bild zeigt mehrere Übermalungen. Dadurch wurden immer wieder die Bildaussagen verändert“, erklärt der Direktor.

„Insgesamt ist der Zerbster Bestand für die Ausstellung hochbedeutend“, attestiert der Experte sehr zur Freude von Petra Volger und Iruta Völlger. „Die Entwicklung der Reformation in Zerbst ist sehr interessant. Teilweise ging es dort früher los als in Dessau“, schließt Michels an. „Gerade erleben wir einen Cranach-Boom, der seinesgleichen sucht. Deshalb bin ich auch so froh, dass Sie uns mit ihren Leihgaben unterstützen“, sagt Michels dankend.

Im Bereich der zusätzlich ausgestellten Werke entdecken Petra Volger und Iruta Völlger auch noch ein Buch aus ihrem Bestand – eine sogenannte Streitschrift. „Es ist toll, was wir hier alles erfahren. Wir beschäftigen uns täglich mit der Reformation. Aber durch den Rundgang bekommt man noch ganz andere Eindrücke“, freut sich Petra Volger.

Insgesamt ist die Gemäldeausstellung im Johannbau in Dessau in vier Teile unterteilt: den Wandel der Marienverehrung, Christus als Opfer und Leidender, Heiligenverehrung contra Höllenpein und im Zeitalter der Reformation.

Drei Spielstätten gibt es im Cranach-Jahr: Wittenberg, Wörlitz und Dessau haben Ausstellungen zum Thema konzipiert.