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Frost Inox Aus der Provinz in alle Welt

Die Firma Frost Inox GmbH ist ein Aushängeschild: Hier klappt die Unternehmensnachfolge und die Einstellung von Menschen mit Behinderung.

Von Ute Hartling-Lieblang 10.12.2015, 09:00

Kleinwülknitz (mz) l Etwas versteckt in der Siedlung in Kleinwülknitz bei Köthen hat ein mittelständisches Unternehmen seinen Firmensitz, das weltweit von sich reden macht - die Firma Frost Inox GmbH.

Bis nach Australien, Japan oder auch Singapur werden die Produkte aus Edelstahl geliefert, die hier, oft als hochwertige Einzelanfertigungen, Kleinserien und Prototypen, hergestellt werden. Rund 200 Tonnen Edelstahl werden hier pro Jahr verarbeitet. Zu den anspruchsvollen Kunden gehören namhafte Großunternehmen aus der Pharma-, Chemie- und Lebensmittelindustrie ebenso wie aus Anlagenbau, Gewerbe und Gastronomie, die der Geschäftsführende Gesellschafter Christian von Tenspolde aus Wettbewerbsgründen nicht namentlich nennen möchte.

„Unser Kernmarkt ist zwar Deutschland“, sagt der 33-jährige Jungunternehmer, „aber die Exportquote steigt ständig.“ Edelstahldruckbehälter, Anlagen- und Rohrleitungskomponenten, Transportbehälter oder auch Wärmeaustauschanlagen werden in dem kleinen Betrieb produziert.

Vor zwei Jahren hat Christian von Tenspolde das mittelständische Unternehmen in Kleinwülknitz zusammen mit seinem Bruder Sebastian Müllers übernommen und damit die Unternehmensnachfolge des Familienbetriebes Frost Inox GmbH angetreten, das Gründer Peter Frost 24 Jahre zuvor aus der Taufe hob. Dessen Sohn Michael Frost trat zunächst die Nachfolge an, schied aber im Februar 2014 aus privaten Gründen aus dem Unternehmen aus.

Von Tenspolde, der in Magdeburg Maschinenbau studiert hat, bezeichnet sich selbst als Quereinsteiger. Der Weg in die Selbstständigkeit war wohl überlegt, wie er sagt. Zuvor war er viele Jahre im Management eines Berliner Großkonzerns auch auf internationaler Ebene tätig.

Die Erfahrungen, die er dort gesammelt hat, bringt er nun in das Kleinwülknitzer Unternehmen ein, dem er sehr gute Chancen am Markt bescheinigt: „Die Marke ‚Made in Germany‘ zählt noch, deshalb bestellen auch Weltkonzerne bei uns, wir sind sehr breit aufgestellt“, so der Geschäftsführer. In den letzten zwei Jahren konnte die Belegschaft des mittelständischen Unternehmens deshalb von 15 auf 40 Mitarbeiter anwachsen.

„Wir wollen gesund und nachhaltig wachsen“, unterstreicht der 33-Jährige. Dazu sei es über kurz oder lang auch notwendig, das derzeit 1,6 Hektar große Firmenareal in Kleinwülknitz zu erweitern.

„Wir wollen unser Unternehmen hier vor Ort weiterentwickeln“, betont der Geschäftsführer. Er und sein Bruder hätten sich vor zwei Jahren ganz bewusst dazu entschlossen, nach Sachsen-Anhalt zurückzukehren. Dorthin, wo sie ihre sehr solide Ausbildung erhalten haben. „Ich bin hochmotiviert und möchte etwas dafür tun, dass es mit der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt vorangeht“, so von Tenspolde.

Mit im Boot ist inzwischen auch ein ehemaliger Kommilitone aus Magdeburg, Mike Romba, der Verfahrenstechnik studiert hat und nun als Standortleiter für Kleinwülknitz in der operativen Geschäftsführung tätig ist.

Einen Nachteil sehen die beiden Jungunternehmer in dem etwas versteckt gelegenen Standort nicht. Im Gegenteil, unterstreicht Christian von Tenspolde und verweist darauf, dass hier schließlich auch Prototypen entwickelt werden, da sei die Lage optimal. Außerdem profitiere man von der Anbindung an die neue B6 n und von den noch vorhandenen Fachkräften in der Region, die man an einem solchen Standort eher halten könne als in einer Großstadt. Dankbar sind die Jungunternehmer auch allen, die sie auf diesem langen Weg begleitet haben. Wünschen würden sie sich aber, dass sich in Sachen Straßenbau in Kleinwülknitz bald etwas tut, um den Firmensitz, der momentan nur über eine Hoppelstraße zu erreichen ist, für die Kunden noch attraktiver zu machen.

Die Mitarbeiter der Frost Inox kommen aus dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld, aus Dessau und Wittenberg.

„Wir tun viel dafür, dass unsere Mitarbeiter an ihrem Arbeitsplatz zufrieden sind“, erklärte Christian von Tenspolde, der nicht ausschließt, sich in absehbarer Zeit auch um den Titel „familienfreundliches Unternehmen“ zu bewerben, den der Landkreis Anhalt-Bitterfeld alljährlich vergibt.