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Ausstellung Naturidyllen hinterm Schaufenster

Brigitte Herrmann zeigt in der ungewöhnlichen Galerie Kunstfenster in Zerbst einige ihrer Werke: Idyllische Landschaftsbilder.

Von Daniela Apel 09.01.2016, 13:00

Zerbst l Knorrige Eichen und schlanke Birken, plätschernde Bäche, Gebirgswälder und die Weite der Elbaue – idyllische Ansichten gibt es seit gestern im „Kunstfenster“ auf der Breite zu entdecken. Die in Öl eingefangenen Naturbilder stammen von Brigitte Herrmann. „Ich male, seit ich denken kann“, erklärt sie. Lächelnd verrät die 72-Jährige, wie sie als Kind die Tiere aus ihren Märchenbüchern abzeichnete. Bereits damals legte sie Wert auf eine realistische Darstellung. „Mit 14 habe ich dann begonnen, mit Öl zu malen.“ Zwar greift Brigitte Herrmann auch mal zu Pastellfarben und zur Feder, am liebsten jedoch gibt sie die einzigartige Vielfalt der Landschaft in Öl wider.

Inspiration holt sich die Pädagogin bei Ausflügen und Reisen. „Ich mache Fotos“, schildert sie, wie sich die Motive später auf der Leinwand wiederfinden. Auch in Zeitschriften stößt sie mitunter auf Aufnahmen, die sie mit eigenem Stil und Technik umwandelt. Ein besonderes Faible hat die 72-Jährige für „ganz verkrepelte Bäume, richtige Ruinen“, zeigt sie auf eines dieser Charaktergewächse, das Passanten nun in der ungewöhnlichen Galerie mitten im Stadtzentrum betrachten können.

Insgesamt 20 ihrer Werke hat Brigitte Herrmann ausgewählt. Dazu gehören ebenfalls recht abstrakte Bilder in kraftvollen Farben, die einen deutlichen Kontrast zu den in verschiedenen Grün-, Gelb- und Brauntönen gehaltenen Naturszenen bilden. „Das Moderne ist aber nicht so ganz meine Welt“, gesteht die passionierte Malerin, die der Beruf und die Liebe nach Zerbst führten. Denn geboren wurde sie in Memel, dem heutigen Klaipeda in Litauen. Ihr Mann jedoch stammt aus Zerbst, wo das Paar sesshaft wurde und die 72-Jährige als Lehrerin arbeitete. „Deutsch und Russisch“, nennt sie die Fächer, die sie unterrichtete – zunächst in Deetz, später an der 2. und 5. Oberschule in Zerbst, bevor sie nach der Wende am Gymnasium in Loburg tätig war und zwar auch als Kunstlehrerin, denn an jenen mangelte es damals.

Brigitte Herrmann erzählt auch von ihrem privaten Atelier, das eher einem Gewächshaus gleicht. „Wir haben den Boden ausgebaut, da habe ich viel Platz“, berichtet sie von ihrem zweiten Hobby: dem Behandeln und Aufziehen von Pflanzen, womit sich der Bogen zu ihren Bildern wieder spannt. Diese hat sie schon mehrfach öffentlich präsentiert, zählte jahrelang zu den Teilnehmern der Hobbyausstellung der traditionellen Zerbster Kulturfesttage. Zudem waren einige ihrer Werke bereits in Hannover zu sehen. In den kommenden Wochen nun besteht auf der Breite Gelegenheit, einen eindrucksvollen Einblick in die Arbeiten der 72-Jährigen zu erhalten und sich auf einen kunstvollen Spaziergang durch die Jahreszeiten zu begeben. Denn die Natur fasziniert im Sommer und Frühling genauso wie im Herbst oder Winter. Um das möglichst realistisch darzustellen, benötigt Brigitte Herrmann im Schnitt insgesamt 20 Stunden, wobei sie nicht permanent den Pinsel in die Farbe taucht. „Manchmal male ich Monate an einem Bild, manchmal zwei Wochen.“ Wie viele sie inzwischen angefertigt hat, kann die Zerbsterin nicht abschätzen.