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Zerbst Lieblingsberuf Einzelhandelskauffrau

Zum achten Mal organisiert die Agentur für Arbeit den Tag der Berufe. Volksstimme Redakteur Sebastian Siebert sprach mit Marion.

Von Sebastian Siebert 16.01.2016, 06:00

Frau Tuchel, am 9. März findet der Tag der Berufe zum achten Mal statt. Was ist das genau?

Marion Tuchel: Der Tag der Berufe richtet sich an Schüler ab der siebten Klasse. Sie können einen Nachmittag lang in ihrer Region in einen Beruf hineinschnuppern, Fragen stellen und sehen, ob ihnen der Beruf gefällt. Es gibt zahlreiche Firmen, die bei der Aktion mitmachen. Auf der Webseite tagderberufe.de können sich die Schüler einen Überblick verschaffen, nach Vorlieben und Regionen suchen.

Girls Day, Boys Day, Tag der Berufe, Ferientage im Unternehmen – die Anzahl der Angebote, bei denen junge Menschen in einen Beruf reinschnuppern können, ist sehr groß. Sind die denn alle notwendig?

Grundsätzlich muss man unterscheiden zwischen der Berufsorientierung und der Ausbildungsvermittlung. Die Aktionstage dienen schon alle der Orientierung, werden aber anders organisiert, wie der Girls-/Boys-Day, der bundesweit stattfindet und sich an Schüler ab der fünften Klasse wendet. Und der Girls-Day zielt ja auch darauf ab, dass Mädchen sich eben auch für andere Berufe als die typische Friseur-ausbildung oder die Kauffrau im Einzelhandel interessieren. Der Tag der Berufe beginnt extra am Nachmittag, damit keine Unterrichtszeit verloren geht. Und er ist vollkommen freiwillig. Die Ferientage im Unternehmen gibt es übrigens nur in Anhalt-Bitterfeld.

Und was ist das?

Die dauern eine Woche und Schüler können an jedem Tag in einen anderen Beruf hineinschnuppern. So sieht man die Unterschiede sogar noch besser, wenn man montags im Rechtsanwaltsbüro ist und dienstags beispielsweise in der Altenpflege. Die Ferientage richten sich an ältere Schüler, die sich demnächst für eine Ausbildung entscheiden müssen. Sie erhalten dadurch auch einen besseren Draht zu den Unternehmen.

Warum der viele Aufwand?

Wir brauchen dringend junge Leute in den Berufen. Wenn jemand eine Ausbildung abbricht, weil es doch nicht das Richtige für ihn ist, dann verliert er ein komplettes Jahr – also Zeit und Geld. Und die Unternehmen müssen dann auf einen jungen Mitarbeiter ein Jahr länger warten. Wer sich vorher informiert, kann Berufe schon von vornherein ausschließen und gleich etwas anfangen, was ihm Freude macht und seinen Fähigkeiten entspricht. Und das ist auch wichtig angesichts dessen, was auf uns zurollt.

Was meinen Sie denn damit genau?

In den nächsten 10 bis 15 Jahren wird bei uns ein Drittel der Beschäftigten in Rente gehen. Gleichzeitig gibt es zu wenig, die nachrücken.

Also hilft es, wenn die Schüler eine gute Übersicht über die Berufe haben.

Genau. Von den 350 Ausbildungsberufen, die es gibt, sind sicher 300 im Agenturbereich erlernbar. Es gibt also eine große Vielfalt. Meistens sind die Eltern die ersten Ansprechpartner für eine mögliche Berufswahl. Aber sie können auch nicht alles kennen und denken zumeist an die Berufe, die sie selbst haben oder in ihrem Umfeld sind. Das ist ja auch verständlich. Dafür sind die Angebote auch da.

Gibt es denn Erfolge der Angebote?

Das kann man nicht messen. Wir merken aber, dass die Schüler dem Berufsberater konkretere Fragen stellen. Die Berufsberater sind regelmäßig an den Schulen und stellen sich vor. 99 Prozent der Schüler kennen ihren Berater.

Was ist seine Aufgabe?

Er berät generell oder auch persönlich zur Berufswahl. Er kennt beispielsweise auch artverwandte Berufe. Wenn es keine passenden Stellen für eine Bürokauffrau gibt, warum dann nicht Industriekauffrau werden? Oder etwas, an das man noch gar nicht gedacht hat?

Gibt es die typischen Wunschberufe?

Kaufmann oder -frau im Einzelhandel steht an erster Stelle, auch die Frisörin ist immer sehr beliebt. Bei den Frauen ist da eine gewisse Konstanz drin. Bei den Männern ist es spannend, da hat der Fachlagerist den Kfz-Mechatroniker abgelöst. Das ist mittlerweile ein sehr technisierter Beruf, der offenbar sehr attraktiv für die jungen Herren ist. Rund jeder zweite Berufswunsch verteilt sich auf die Top-Ten der Berufe. Der Rest verteilt sich auf die übrigen Berufe. Das sind, wie gesagt, etwa 300. Deswegen stellen wir auch im Berufsinformationszentrum regelmäßig Berufe vor, wie etwa am Donnerstag den Technischen Produktdesigner.

Wie läuft das?

Bei bekannten Berufen ist der Zuspruch groß, bei weniger bekannten geringer. Generell würden wir uns mehr Zuspruch wünschen. Die Firmen sehen das allerdings anders. Wenn unter den fünf Leuten, die dort sind, derjenige dabei ist, der den Beruf lernen möchte, hat sich das für die Firma gelohnt. Wir stellen rund alle zwei Wochen einen Beruf vor.