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Besonderes Hobby Zerbster hat einen Blick für Sterne

Schon seit seiner Jugend war Axel Krötzsch fasziniert von den Sternen. Mehr als nur die für das Auge sichtbaren wollte er sehen.

Von Sebastian Siebert 02.02.2016, 06:00

Zerbst l „Eigentlich fotografiere ich eine ganze Menge“, sagt Axel Krötzsch. Durch die Astronomie sei er aber überhaupt zur Fotografie gekommen. Sterne zu fotografieren ist deshalb bis heute ein Schwerpunkt seines Hobbys. 1975, als er in die neunte Klasse kommt, lernt er die Grundlagen der Sternenkunde bei Lehrer Rudi Schmidt an der EOS kennen, erzählt der heute 56-jährige Zerbster. Schon früh will er mit Hilfe der Fotografie noch mehr Sterne sichtbar machen. Nur 6000 Sterne könne man mit dem bloßen Auge sehen, je 3000 auf der Nord- und der Südhalbkugel. Mittels langer Belichtungszeiten und starker Objektive gelingt es jedoch, mehr Licht auf dem Film oder Chip zu sammeln, dadurch werden auch sehr dunkle Sterne sichtbar.

„Den ersten Film, den ich zum Entwickeln gebracht habe, habe ich entwickelt aber ohne Abzüge zurückbekommen“, erzählt er. „‚Da ist alles schwarz drauf und es gibt nur weiße Punkte‘, hat man mir gesagt“, erinnert er sich und lacht. „‚Darum geht‘s ja‘, habe ich gesagt.“

Er fasst den Entschluss, die Filme künftig selbst zu entwickeln. Zuhause richtet er seine kleines Fotolabor sein. Bei der Station Junger Techniker bei Peter Bürkner lernte er alles Notwendige. Er und einige interessierte Mitschüler dürfen nach kurzer Einweisung einmal im Monat die Sternwarte benutzen. Damals steht auf dem Sternwartenturm an der EOS ein Spiegelteleskop mit rund 30 Zentimeter Linsendurchmesser. „Drei haben Skat gespielt, einer musste immer nachjustieren“, erzählt er.

Der Schritt zur Elektronik folgt. „Als ich Farbfotos selbst entwickeln wollte, musste man auf ein Zehntel Grad genau die Temperatur einhalten. Es gab aber keine Temperaturregler“, berichtet er weiter. „Also habe ich Schaltpläne herausgeholt, gebastelt und gelötet und in der Folgezeit viel selbst hergestellt, so dass ich dadurch zu meinem Beruf des Techniklehrers gekommen bin“, erzählt er. „Das passte alles zusammen.“

Krötzsch bleibt der Sternenfotografie treu. Nach der Wende leistet er sich ein erstes Teleskop. Von seinem Balkon aus blickt er über Zerbst in Richtung Süden, dort beobachtet er den Himmel, die Sterne, passierende Kometen und die Planeten. Seinen Enkelkindern zeigt er gern deren Lieblingsplaneten, den Saturn.

Auch seine Schüler kann er mit seinem Faible für die Astronomie beeindrucken. So richtet er im Astronomieunterricht das Fernrohr auf die Sonne aus. „Ich halte ein Papier hinter das Spektiv, das geht in Bruchteilen von Sekunden in Flammen auf“, sagt er. „Sie müssen wissen, wie gefährlich das ist, bevor sie damit umgehen“, fügt er an.

Mehrere Teleskope baut er zur Sonnenfinsternis auf. „Viele hatten Bedenken, aber wenn man weiß, wie man sich schützen kann, ist alles gut“, sagt er. Mit spezieller Folie dunkelt er den Lichteinfall so ab, dass die Schüler sehen und fotografieren können, wie der Mond zwischen Erde und Sonne vorbeizieht. Als die Venus sich 2012 vor der Sonne vorbeischiebt, lässt er das Bild durch das Teleskop auf eine Projektionsfläche fallen. „Das ist wie beim Dia und völlig ungefährlich“, erzählt er weiter.

Mittlerweile setzt er verschiedene Tablets ein, um Kamera und Teleskop zu steuern. Damit fotografiert er unter anderem sein Lieblingssternbild. „Der Orion. Mit Orionnebel.“ Sternbilder seien eine faszinierende Sache, so Krötzsch. Die Krater auf dem Mond sichtbar zu machen, „oder den Goldenen Henkel.“ Das sei ein Gebirgsrand auf dem Mond, der, wenn er zur Hälfte im Schatten liege und zur Hälfte von der Sonne angestrahlt werde, golden schimmere und die Form eines kleinen Henkels habe. „Der Henkel ist teilweise mit bloßem Auge zu sehen“, sagt er. Vieles habe er schon fotografiert, doch er stelle sich immer neuen Aufgaben. So wolle er sich demnächst mehr mit Timelapse-Fotos beschäftigen – Reihenaufnahmen, die nachher wie ein Zeitraffer wirken. Oder ein Iridium. Diese plötzlich auftretenden Lichterscheinungen am Himmel werden von Satelliten erzeugt. Sie reflektieren Sonnenlicht von ihrer Oberfläche auf die Erde, meist nur für kurze Zeit. „Wo und wann diese zu sehen sein werden, kann berechnet und im Internet nachgesehen werden“, sagt Axel Krötzsch.