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Traditionspflege Im Schlachtefest steckt viel Arbeit

Immer wieder werden im Rahmen des Güterglücker LeseCafés Themennachmittage veranstaltet. Der jüngste drehte sich um das Schlachten.

Von Petra Wiese 19.02.2016, 10:00

Güterglück l Schlachten war früher gang und gäbe. Auf den Dörfern wurden Tiere gehalten und mindestens einmal zwischen November und Februar war Schlachtefest angesagt. Heute ist das private Schlachten selten geworden. Dass alte Traditionen nicht in Vergessenheit geraten, hat sich auch der Heimatverein Güterglück auf die Fahne geschrieben. Für einen Themennachmittag hat Susanne Baumgart sich mit dem Schlachten früher und heute auseinandergesetzt und einen Vortrag erarbeitet.

Früher wurde regelmäßig auch in ihrer Familie geschlachtet. In den vergangenen Jahren allerdings nicht mehr. Bis vor kurzem der Wunsch aufkam, mal wieder ein Schlachtefest zu veranstalten. Das Schwein wurde allerdings zum Fleischer gebracht und dort verarbeitet...

So konnte Susanne Baumgart ganz frisch von den neuesten Erfahrungen beim Schlachten berichten und hatte auch die aktuellen Bilder in ihrem Vortrag eingebaut. Los ging es mit einem Vergleich der Tierhaltung früher und heute und Bildern von der bäuerlichen Hausfrau in Schürze und Kopftuch und dem Bauern mit Forke und Karre. Früher wurde kein Schwein unter einem Jahr geschlachtet, erklärte Susanne Baumgart. Die Vorbereitungen für das Schlachten waren enorm – alle Arbeitsmittel und -behälter mussten gereinigt und bereitgestellt werden, Gewürze besorgt, der Fleischer und fleißige Helfer bestellt werden.

Die Arbeitsgänge für das Schlachten sind heute noch die gleichen, wie vor 100 Jahren. Allerdings hat es im Laufe der Zeit einige Arbeitserleichterungen durch elektrische Geräte gegeben. „Das war früher anstrengend“, stimmten die am großen Tisch versammelten Frauen in der Heimatstube zu. Den Fleischwolf zu drehen, musste man sich abwechseln, so schwer war das. Die Füllmaschine funktioniert heute elektrisch und ist einfach zu bedienen. Die Därme des geschlachteten Tieres mussten früher ausgewaschen werden, heute kommen preiswerte Kunstdärme zum Einsatz.

Schritt für Schritt ließ Susanne Baumgart ihre Zuhörer die einzelnen Arbeitsgänge nachvollziehen. Das Schlachtefest war eigentlich gar nicht so festlich, sondern sehr viel Arbeit, meinte sie. An der Stelle, an der das Schwein auf der Leiter hängt, wird erst mal einer eingeschenkt – gab es auch einen kleinen Schluck in der Runde.

Über die Wurstsorten und andere Delikatessen beim Schlachten tauschten sich die Frauen rege aus. Die letzten Bilder zeigten fertige Würste in Schüsseln und gefüllte Gläser oder die Bratwürste, die an Stangen baumeln. An der Anzahl letzterer sollen sich wohl die Fleischer messen ...

Nach dem interessanten Vortrag, der möglicherweise auch wiederholt wird, war die Wurstsuppe inzwischen heiß und konnte eingeschenkt werden. Passend zum Thema stand eine Schlachteplatte vom Fleischer zum Probieren der verschiedenen Wurstsorten auf dem Tisch. Elf Teilnehmer hatten sich zu dem thematischen Nachmittag eingefunden. Darunter waren auch Gisela Wehe und ihre Töchter Ines und Silke. Die waren als Dankeschön eingeladen, da sie etliche Sammeltassen für das LeseCafé gespendet haben.