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135 Jahre Zucht Die Bewahrer genetischer Ressourcen

Mit einem Festempfang haben die Mitglieder des Rassegeflügelzuchtvereins Zerbst und Umgebung 1881 das 135-jährige Bestehen gefeiert.

Von Sebastian Siebert 21.03.2016, 06:15

Zerbst l Nur die wichtigsten historischen Fakten zählte Hermann Stephan, Vorsitzender des Rassegeflügelzuchtvereins Zerbst und Umgebung 1881, auf. Zu viele Daten wären es sonst aus der 135-jährigen Geschichte gewesen, mit denen er die 60 anwesenden Gäste belasten, vielleicht langweilen hätte müssen.

Stattdessen betonte er nach einer Schweigeminute für alle verstorbenen Mitglieder die Wichtigkeit und gesellschaftliche Relevanz der Zucht. „Züchter zu sein heißt für uns, aus Liebe zum Tier handeln“, hob er an. Die gesellschaftliche Rolle sehe er heute wie zukünftig darin, den verantwortungsvollen Umgang mit lebenden Tieren, auch Nutztieren, zu pflegen und zu gestalten sowie die Vielfalt der Rassen zum Schutz genetischer Ressourcen als Basis für eine tier- und umweltgerechte Landwirtschaft zu erhalten.

Schon um 1900 habe es bei den deutschen Zuchtstationen nur noch 40 Rassen gegeben, erläuterte der Vorsitzende. „Die anderen spielten aus wirtschaftlicher Sicht keine Rolle mehr“, fügte er an. „Dabei mahnen Experten immer häufiger über eine zunehmende Verarmung der Artenvielfalt“, so Stephan. „Mit verschiedenen Arten, Rassen und Farbschlägen verwalten wir einen umfangreichen Genpool und schützen die wertvollen Erbanlagen davor, unwiederbringlich von dieser Erde zu verschwinden.“

Die Forderung nach der Abkehr von Massentierhaltung, dem Verbot des Schnabelkürzens und dem Töten von männlichen Küken, so der Vorsitzende, könnten erfüllt werden. „Unsere Rassen verfügen über Eigenschaften, die diesen gesellschaftlichen Anforderungen an die Nutztierhaltung gerecht werden“, sagte er. Er forderte von der künftigen Landesregierung, eine stärkere Beachtung für das Wirken der Züchter, insbesondere für die Rassen, die mittlerweile auf der Roten Liste der bedrohten Arten stehen. Das konnte Kerstin Petsch, welche den Landwirtschaftsminister Hermann Onko Aeikens vertrat, in ihren Grußworten aufgreifen. „Wir werden im April mit dem Verband Gespräche führen und die Richtlinie überarbeiten. Dort werden wir die bedrohten Arten versuchen zu integrieren und Ihnen dadurch Fördermöglichkeiten geben.“ Ab 2017 solle das greifen. Für Hermann Stephan sicherlich eines der schönsten Geschenke an diesem Tag. Neben dem Landwirtschaftsministerium schickte auch der Landkreis mit Volker Krüger, die Stadt mit Evelyn Johannes, der Landesverband mit Dieter Kuhr und der Kreisverband mit Marcel Dietrich Vertreter nach Zerbst, um das Ereignis zu würdigen. Alle lobten in ihren Ansprachen das Wirken der Züchter.