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Günter Sens Die Katze lässt das Mausen nicht

Ende Mai wird Günter Sens 80 Jahre alt. Er plant eine große Sause 45 Jahre nach Zusammenschluss zum BSV Vorfläming Deetz/Nedlitz.

Von Christian Jäger 05.04.2016, 17:00

Lindau l Günter Sens war Hauptinitiator des Jubiläumsballs in Lindau. Er saß im Eingangsbereich, begrüßte die Gäste, hielt die Eröffnungsrede und war gefragter Gesprächspartner an den Tischen im Lindauer Bürgerhaus. Und wenn es um den BSV geht, hat er auch einiges zu erzählen. Schließlich war er bei der Gründung im April 1971 beteiligt, schnürte anschließend lange die Schuhe für Vorfläming und gehört noch heute quasi zum Inventar, wenn auf dem Sportplatz der Anpfiff ertönt.

„Ich kann nicht zuhause sitzen und dann hören, wenn beim Spiel jemand ‚Tor‘ schreit“, sagt er. Wenn der Wind nicht gerade ungünstig steht, ist das Geschehen auch beim ihm zuhause zu hören. „Ich verspreche meiner Frau immer, zum Kaffee wieder zurück zu sein. Aber das klappt nicht immer.“

Wenn er könnte, würde er noch heute bei den Alt-Herren auflaufen und wie früher auf Torejagd gehen. „Ich war Stürmer“, erinnert sich Sens. Er spielte jahrelang für die Kreisauswahl, war sogar deren Kapitän. Geschichten aus den alten Zeiten hat er jede Menge parat. Lindaus erster Fußballplatz befand sich auf der Brake. Es gab zwei Tore. Das war’s. Nicht einmal Netze hingen, von fließend Wasser wagte niemand zu träumen. „Wir haben den Dreck mit nachhause genommen“, blickt Sens zurück. „Oder in die Kneipe. Und dann nachhause.“ Bei Tante Alma in der Kneipe wurden die Spiele ausgewertet, Siege gefeiert oder Niederlagen heruntergespült. Umkleidekabinen gab es damals übrigens auch noch keine. Dafür aber Bäume am Spielfeldrand. „Jeder hatte seinen Ast, wo er dann seine Klamotten aufhängen konnte.“ Er lacht, während er die Geschichten auspackt.

Immer wieder kriselte es beim BSV Vorfläming. Doch Günter Sens blieb seinen Farben treu. „Der Verein sollte auf gar keinen Fall kaputt gehen. Das war mir immer wichtig.“ Noch heute ist er die gute Seele des BSV, wenn auch ohne offizielle Funktion. Aber: „Die Katze lässt das Mausen nicht.“

Die heutige Generation der Deetzer beziehungsweise Lindauer Kicker kennt Edelfan Sens natürlich. Angesichts eines schmucken Platzes – mit fließend Wasser, Umkleidekabinen und Co. – lauscht sie den Geschichten gern. Eine optimale Gelegenheit zum Austausch bot der Jubiläumsball, der aus Anlass des 45. Jahrestages nach Zusammenschluss zum BSV stattfand. Zu tief ins Glas gucken durften die aktiven Fußballer jedoch nicht. Tags darauf stand das Heimspiel gegen Dobritz/Garitz II an. „Ich habe jahrelang gespielt“, so Sens, „einen Abend vorher war Alkohol tabu“.

Co-Trainer, Betreuer und „Spieler-Vati“ Wolfgang Reimann nahm seine Mannen in Schutz. „Trinken ja, aber nicht abschießen.“ Die Mannschaft schien auf ihn gehört zu haben. Mit 7:0 entschied der BSV die Partie deutlich für sich. Vor allem Carsten Eichelmann glänzte mit seinen vier Treffern. Ob seine Leistung in irgendeiner Weise mit dem Ball am Vorabend zusammenhing, ist unklar.

Unabhängig vom aktuellen Ergebnis in der Kreisklasse ist Reimann von seiner äußerst jungen Mannschaft überzeugt. „Die Jungs können es und sie wollen Fußball spielen.“ Nach einem Umbruch zum Saisonbeginn sei das Team noch in einer Findungsphase. Nächste Saison ist aber der Aufstieg in die Kreisliga geplant. Und danach? „Nach oben hin ist alles offen“, sagt Reimann überzeugt. Egal in welcher Liga – Edelfan Günter Sens wird sowieso am Spielfeldrand stehen.