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Saisonstart Das weiße Gold funkelt wieder

Die Spargelsaison hat begonnen: Seit dem Wochenende wird auch in der Zerbster Region das Edelgemüse geerntet.

Von Katrin Wurm 19.04.2016, 11:00

Zerbst l Für viele gehören sie zu den kulinarischen Höhepunkten des Jahres: die Spargelstangen. Bei manch einem sind die weißen Delikatessen vielleicht schon verzehrt worden. Die Deutschen essen ihren Spargel am liebsten mit Sauce Hollondaise, Butter, Schinken oder Schnitzel. In der Einheitsgemeinde Zerbst wird das so genannte „weiße Gold“ seit dem Wochenende gestochen, erklärt Hans-Joachim Wuttig, Vorstand der AgriCo Lindau. Mit größeren Ernteerträgen rechnen die meisten Landwirte aber erst ab der kommenden Woche. „Wir haben am Freitag 150 Kilo und am Sonntag 300 Kilo Spargel gestochen. Normal sind dann zirka 1500 Kilo Spargel am Tag. Wenn es auch schwer vorauszusagen ist, wie die Spargelsaison in diesem Jahr ausfällt, ist Hans-Joachim Wuttig doch zuversichtlich, insofern das Wetter mitspielt und die sonnigen Tage dominieren.

Landwirte helfen mit mehreren Schichten Folie auf den Erdwällen kräftig nach. Die schwarzen Folientunnel funktionieren wie ein natürliches Spargel-Treibhaus: Sie speichern tagsüber die Sonne und schützen nachts die Pflanzen vor Kälte. Zwischen den Folien – egal ob weiß oder schwarz – sammelt sich dann warme Luft und ein Effekt wie im Gewächshaus entsteht. Das schütze den Spargel auch vor Nachtfrost, wie er im April immer wieder vorkomme.

Optimal für das Gemüse sind Sonne und Temperaturen zwischen 15 und 25 Grad und das über mehrere Tage. An der Wurzel der Spargelpflanze in etwa 20 Zentimeter Tiefe müssen im Boden mindestens zwölf Grad sein. „Der optimale Boden für Spargel ist sandig, wasserdurchlässig und leicht. Die Beschaffenheit des Bodens ist auch mitverantwortlich für den Geschmack des Spargels“, erklärt Wuttig die Wichtigkeit des richtigen Bodens.

Das Kilo erste Wahl kostet knapp unter zehn Euro, es gibt das Edelgemüse in etwas geringerer Stangenstärke aber auch deutlich preiswerter. Wie sich das Preisgefüge entwickeln wird, hängt im Wesentlichen vom Wetter und den Erntemengen ab. Und vom Mindestlohn. „Die Einführung des Mindestlohns beeinflusst natürlich auch bei uns das Preisgefüge“, sagt Wuttig.

Derzeit sind 20 polnische und vier deutsche Erntehelfer mit dem Stechen des Edelgemüses beschäftigt. „Wir arbeiten mit einer Stammbesetzung. Einige der Erntehelfer sind bereits seit 1994 bei uns beschäftigt“, erklärt er. Die Erntehelfer arbeiten in drei unterschiedlichen Gruppen. Es gebe eine frühe und eine späte Gruppe und eine Gruppe nur kurz beschäftigter Ernte-helfer. „Sie kommen in ihrem Urlaub zur Spargelernte nach Deutschland und sind meistens drei Wochen hier“, fügt Wuttig erklärend hinzu.

Doch irgendwann hat die leckerste kulinarische Phase auch mal ein Ende: Die Spargelsaison endet traditionell am Johannistag, dem 24. Juni, damit der Spargel noch ausreichend Zeit hat, durchzuwachsen und einen grünen Busch zu bilden. Vom 24. Juni bis zum ersten Frost sind es mindestens 100 Tage. Diese Zeit braucht der Spargel, um genügend Kraft für das nächste Jahr zu sammeln.

Es gibt auch Händler, die nach dem 24. Juni noch frischen Spargel anbieten. Das passiert in den Jahren, in denen man eine Spargel-Anlage zum letzten Mal sticht, weil sie zu alt ist. Dann muss man keine Rücksicht mehr darauf nehmen, dem Spargel für das nächste Jahr ausreichend Kraft zu geben und kann bis zum letzten Trieb stechen.