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Premiere Ultraleichter Marathon über Zerbst

Über 50 Ultraleichtflieger landeten am Himmelfahrtstag auf dem Zerbster Flugplatz. Für die Gastgeber war der Sachsen-Marathon eine Premiere.

Von Katrin Wurm 07.05.2016, 07:00

Zerbst l Am Himmelfahrtstag ist am Himmel über Zerbst mächtig was los. Erst ist es nur ein Ultraleichtflieger, der am strahlend blauen Feiertags-himmel zu sehen ist. Nach und nach kommen noch mehr der ultraleichten Maschinen dazu und bilden eine beeindruckende Formation. Am Ende des Tages stehen über 50 Ultraleichtflieger aus dem sächsischen Brauna auf der gemähten Grasbahn auf dem Zerbster Flugplatz. Sie gehören zum Sachsenmarathon, dem größten Ultraleichtfliegertreffen in Deutschland.

Derzeit fliegen über hundert Flugfreunde in mehr als 50 Ultraleichtfliegern durch die Bundesrepublik und steuern verschiedene Flugplätze an. Aber auch Touren nach Polen und Tschechien unternehmen die Teilnehmer des Sachsenmarathons. „Die Recherche nach Flugplätzen ergab, dass der Sachsenmarathon noch nie in Zerbst Station gemacht hat“, erklärt Flugfreund Uwe Baum aus Brauna im Vorfeld in einer Korrespondenz mit Roland Prokop, dem Vorsitzenden des Luftsportvereins Zerbst.

Und so wird Zerbst von den Sachsen als Haltepunkt für die Marathonteilnehmer der Lüfte ausgewählt. Am Himmelfahrtstag starten die 50 Ultraleichtflieger am Morgen in Brauna und fliegen von dort nach Stölln-Rhinow. Stölln-Rhinow wird oft als „die Wiege des Luftsports“ bezeichnet. Von dort aus unternahm der erste Pionier der Fliegerei, Otto Lilienthal, bahnbrechende Flugversuche. Von Stölln-Rhinow machen sich die Ultraleichtflieger dann auf nach Zerbst. Ultraleichtflieger dürfen übrigens nicht schwerer als 472,5 Kilogramm sein, inklusive Pilot und Tankfüllung.

Auch der Flugplatz in Zerbst hat eine besondere Historie, über die sich die sächsischen Flugfreunde informieren könne. In Betrieb wurde er am 1. April 1937 als Jagdfliegerschule genommen und im April 1945 durch Bomben zerstört.

„Es sind etwa 85 Kilometer von Stölln-Rhinow nach Zerbst“, erklärt Karl-Heinz Kricheldorf. Er unterstützt Funkleiter Roland Prokop. Beide warten gespannt auf die Funksprüche der Sachsen. „Bald geht es los“, freut sich Roland Prokop vorm Eintreffen auf die Ultraleichtflieger. „Da heute Gegenwind ist, dauert es etwas länger“, erklärt er die Verzögerung. Eine Aktion in der Größe hatte es in Zerbst noch nicht gegeben, bestätigen Prokop und Kricheldorf.

Und dann, gegen 15.30 Uhr, melden sich die ersten Ultraleichtflieger aus Sachsen. „In fünf Minuten landet der Erste“, knistert es aus dem Funkgerät. Karl-Heinz Kricheldorf nimmt Stellung auf der gemähten Grasbahn. Von dort aus will er die ankommenden Flieger einweisen und die Gäste aus Brauna willkommen heißen.

In kleinen Gruppen von je acht Ultraleichtfliegern kommen sie auf dem Flugplatz an. Nach und nach setzen sie auf der Grasbahn auf. Manch einer muss kurz vor der Landung nochmal durchstarten, weil er zu schnell ist.

Der Himmel ist blau, die Sonne strahlt. Es scheint schönstes Fliegerwetter zu herrschen, meint der Laie. Karl-Heinz Kricheldorf, selbst Ultraleichtflieger, klärt auf: „Der Wind ist heute okay, aber die Thermik ist nicht zu unterschätzen. Dadurch wackeln die Maschinen sehr.“ Und tatsächlich. Gerade beim Landeanflug ist zu sehen, wie die leichten Flugzeuge hin und her wackeln. „Wichtig ist, dass man beim Fliegen nicht den Respekt verliert. Angst braucht man nicht haben – nur Respekt“, erklärt Kricheldorf, bevor er einen Funkspruch abgibt. „Bitte die Landebahn 07 nehmen“, funkt er dem ankommenden Flugzeug zu, das klitzeklein am blauen Himmel zu sehen ist.

Roland Prokop überwacht derzeit, ob sich die Ultraleichtflieger korrekt formatieren. „Wer zuerst gelandet ist, startet auch zuerst wieder“, sagt er. Deswegen sei es wichtig, dass sich die Piloten der Reihe nach auf der Grasbahn anordnen.

Als dann endlich alle wieder Boden unter den Füßen haben, kommen die Flugfreunde ins Gespräch und tauschen Flugerfahrungen aus. Am Abend machen sich die Sachsen wieder auf in Richtung Heimat – mit dem UIltraleichtflieger versteht sich. „Abends fliegt es sich übrigens ruhiger, genau wie am Morgen. Dann gibt es nämlich keine Thermik“, sagt Karl-Heinz Kricheldorf.