Waldfrieden Zerbst Der schmale Grat

Baumfällungen in dem Waldfrieden werfen immer wieder Fragen auf. Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) lud die Bürger zu einem Gespräch ein.

Von Sebastian Siebert 11.05.2016, 05:03

Zerbst l Dass das Interesse so groß war, hatte Bürgermeister Andreas Dittmann und Revierförster Dietmar Schleth dann doch überrascht. Beide waren am Montagabend am Spielplatz am Eingang zum Zerbster Waldfrieden. Dorthin hatten sie interessierte Bürger eingeladen. Denn die Arbeiten in dem Waldstück werfen immer wieder Fragen auf. Daher, so begrüßte Bürgermeister Dittmann die mehr als 20 Anwesenden, „laden wir zu einem Gespräch vor Ort ein.“

Das verlief vor allem für die Bürger konstruktiv. Denn deren Hauptanliegen, so stellten sie heraus, seien nicht unbedingt die Fällungen in dem Gebiet, sondern vor allem der Zustand der Wege.

Dittmann hatte zunächst grundsätzlich erklärt, dass der Waldfrieden per Stadtratsbeschluss schon vor seiner Amtszeit 2008 umgewidmet worden sei. Die einstige Parklandschaft wurde zu einem Nutzwald. „Seitdem geht es also nicht mehr darum, das Spazierengehen auf jedem Weg zu ermöglichen, sondern darum, den Waldfrieden vertretbar wirtschaftlich zu unterhalten und ihn natürlich trotzdem für die Bevölkerung als Erholungsfläche zur Verfügung zu stellen.“

Zudem habe der Buchenbestand ein Alter erreicht, dass man ihn komplett umlegen müsste. Erstens sei er über das Wirtschaftsalter hinaus, zweites im Absterben begriffen. Den Waldfrieden abzuholzen, sei undenkbar gewesen, so Dittmann. Daher wurde 2012 die Strategie festgelegt, dass an Stellen mit einer erhöhten Verkehrsgefährdung, beispielsweise an Straßen und Wegen, stärker kontrolliert werde und erkennbar schwache Bäume entfernt werden. „Damit niemand von einem Baum oder herabfallenden Ast erschlagen wird. Das ist ja immer der schmale Grat, auf dem wir unterwegs sind“, so Dittmann. Den Wald auf der einen Seite als Erholungsfläche zu erhalten, andererseits trage die Stadt Verantwortung dafür, dass niemand zu Schaden komme.

Darüber hinaus, so griff Dittmann einigen Fragen vor, habe die Stadt keine Möglichkeit, aus dem Waldfrieden hochwertiges Holz zu erwirtschaften. Das hänge mit der Schlussphase des Zweiten Weltkrieges zusammen. „Wir haben hier eine hohe Splitterdurchsetzung“, sagte er. Die Stadtkasse könne mit dem Holz des Waldfriedens nicht aufgebessert werden, machte er deutlich.

Revierförster Dietmar Schleth bestätigte die Aussagen von Andreas Dittmann. „Dort, wo wir die Bäume erhalten können, werden wir das auch tun.“ Denn mitunter leben schützenswerte Vogelarten in den alten Gewächsen. Diese werden verschont, sagte auch Dittmann. Das Holz, das gewonnen werde, sei lediglich Brennholz. „Das heißt, pro Raummeter 18 Euro. Die Stadt macht damit keinen Gewinn. Es geht ausschließlich um die Verkehrssicherung“, so der Förster.

„Der Unmut der Bürger“, so erklärte einer der Anwesenden, „kommt daher, dass die größeren Wege in dieser Periode so zerfahren werden, dass Frauen mit Kinderwagen und Senioren mit Rollatoren schlicht und ergreifend da nicht mehr lang können.“ Dafür gab es Zustimmung von den anderen Bürgern. Dass in dem Waldstück nicht mehr alles werde wie früher, das haben die Bürger schon begriffen, fügte er an. „Aber das Minimum sollte auch die Forst nach ihrer Arbeit wieder so herrichten, dass die Wege einigermaßen wieder begeh- und befahrbar sind“, schloss er.

Nicht immer, so ergänzte eine andere Anwohnerin, sei die Forstwirtschaft schuld. Auch diejenigen, die geschlagenes Holz kaufen und mit ihrem Privatwagen abholen, hinterlassen mitunter tiefe Spuren.

Bislang konnten von der B&A Strukturförderungsgesellschaft Zerbst keine Helfer bereitgestellt werden, erklärte Dietmar Schleth. Daher konnten nicht alle Schäden an den Wegen, wie eigentlich vorgehabt, beseitigt werden.

Dittmann fasste zusammen, dass künftig mit mehr Vorlauf mit der B&A geplant werden solle und falls man merke, dass man keine personelle Verstärkung zur Schadensbeseitigung bekomme könne, „dass wir uns eine Strategie ausdenken, damit wir die, die hier preiswert Holz werben, dann auch am Schlawittchen kriegen, wenn sie die Plätze nicht ordentlich hinterlassen.“ Dafür gab es breite Zustimmung unter den Teilnehmern.