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Mühlentag Stillgelegte Technik wird ratternd lebendig

Knatternd wurde die Zerbster Frauenmühle am Pfingstmontag zum Leben erweckt. Gut 50 Interessierte nahmen an den Führungen teil.

Von Daniela Apel 18.05.2016, 13:00

Zerbst l Geräuschvoll setzt sich der Antrieb in Bewegung, der riesige Mahlstein dreht sich und das Walzwerk rattert. Nur selten wird der Zerbster Frauenmühle Leben eingehaucht. Am Pfingstmontag jedoch öffnen Anne und Sven Handrich das technische Denkmal wieder anlässlich des Deutschen Mühlentages.

Zwei Führungen haben die beiden geplant, in denen sie den Gästen die Funktionsweise der ursprünglich vom Nuthewasser gespeisten Mühle erläutern wollen. Die Nachfrage ist allerdings so unerwartet hoch, dass spontan noch eine Gruppe bestehend aus Kindern und Jugendlichen dazwischen geschoben wird.

Gut 50 Personen sind es letztlich, die in das viergeschossige Fachwerkgebäude am Weinberg eintauchen. Es liegt unweit des früheren Nonnenklosters der Zisterzienserinnen, zu dem die erstmals 1299 erwähnte Mühle einst gehörte. „Das Wasserrad hatte einen Durchmesser von 4,60 Meter“, berichtet Sven Handrich.

1997 erwarb der Rechtsanwalt zusammen mit seiner Frau das denkmalgeschützte Objekt mit dem angegliederten Wohnhaus. Sie sanierten das völlig baufällige Gebäude und retteten es somit vor dem Verfall. Die teilweise demontierten Maschinen wurden wieder zusammengebaut. Müllermeister Günther Zacharias stand ihnen mit fachlichem Rat zu Seite. 1999 konnte die einzig erhaltene Zerbster Mühle schließlich der Bevölkerung als Museum zugänglich gemacht werden.

„Es gab hier stets nur einen Müller und einen Gesellen“, erzählt Sven Handrich seinen aufmerksamen Zuhörern. Roggen, Weizen, Gerste und Triticale seien verarbeitet worden, ergänzt seine Frau. Innerhalb von 24 Stunden schafften es die beiden, mit Hilfe einfacher, aber bis heute funktionierender Technik eine Tonne Getreide zu vermahlen. Die Schwerkraft spielte neben den Riemenantrieben eine entscheidende Rolle, wie die Besucher erfahren.

Nach einer kurzen Arbeitsschutzbelehrung aufgrund der mitunter niedrigen Deckenhöhe und der betagten Treppen erkunden sie die einzelnen Etagen der Mühle. Ganz oben, direkt unterm Dachgebälk steht der freischwingende Plansichter, mit dem das Korn gereinigt wurde. Die 50 Kilo schweren Säcke beförderte ein Aufzug hinauf. Einige Teilnehmer erhalten Säckchen mit Weizenkörnern, die in den Trichter gegeben werden, bevor sie in den Walzenstuhl gelangen. Auch die Mehlmischmaschine demonstrieren ihnen die Gastgeber, bevor der mächtige Mahlstein für Eindruck sorgt.

Übrigens bieten Handrichs auch außerhalb des Mühlentages Führungen an. Interessenten setzen sich einfach zwecks der Vereinbarung eines Termins mit ihnen in Verbindung.