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Tag des Denkmals Zerbster Umland reich an Geschichte

Der Tag des offenen Denkmals bietet im Zerbster Umland viele Anlaufpunkte. Die Geschichte begegnet einem hier auf Schritt und Tritt.

Von Thomas Höfs 12.09.2016, 11:00

Lindau/Steutz l Vor über 800 Jahren wurde die Lindauer Burg erstmals urkundlich erwähnt. Die Lage des heutigen Lindaus mit seinem kleinen Flüsschen machte den Ort attraktiv für den Burgenbau. Denn das Wasser ließ sich gut als natürlicher Schutz gegen Feinde nutzen. Dass die Burg einst eine Wasserburg war, ist heute nicht mehr zu sehen.

Dafür spürt der Besucher an diesem Denkmaltag, dass das diesjährige Motto „Gemeinsam Denkmale“ erhalten, auf die Kleinstadt passt. Unermüdlich haben sich die Bürger seit dem Mauerfall für den Erhalt ihrer Burg eingesetzt. Viel Zeit, Kraft und Mittel haben sie in den zurückliegenden Jahrzehnten eingeworben, um ihre Stein gewordene Heimatgeschichte für die Nachwelt zu erhalten.

Die Bürger haben sich im Heimat- und Verkehrsverein Lindau gefunden, um die Burg zu erhalten, sich aber ebenso sinnvoll zu nutzen. Damit stehen die Lindauer nicht allein. Auch die Steutzer pflegen ihre Ortsgeschichte. Mit der Schauschmiede haben sie eine ehemalige Produktionsstätte im Ort für die Nachwelt erhalten. Hufschmied Siegfried Kuhrt stammt aus Eichholz. Der 79-Jährige zeigte die Anpassung eines Hufeisens. Nicht nur die Arbeit faszinierte das Publikum, sondern der Schmied selbst, der auch wenige Wochen vor seinem 80. Geburtstag nicht an den Ruhestand denkt. 1957 habe er die Prüfung abgelegt, erinnert er sich. Früher sei der Hufschmied noch ein halber Tierarzt gewesen. „Wir haben auch Zähne gezogen“, weiß er noch.

Heute kümmere er sich vorwiegend um die Hufe. Beinahe täglich ist er deshalb im ganzen Land unterwegs. Bis zu 100 000 Kilometer lege er jährlich mit dem Wagen zurück, erzählt er. Das ist nötig, fährt er fort. Denn so ein Hufeisen halte nicht ewig. Gut alle drei Monate muss das Eisen angepasst werden, denn der Huf des Pferdes wachse in den Zeit ja weiter. Die Arbeit gehe ihm nicht aus.

Nur wenige Meter weiter im Gemeindehaus, dem alten Gutshaus in Steutz, warten Annegret Schulze und Annelie Fielitz auf die Besucher. Sie zeigen gern die aufwändig und liebevoll eingerichtete Heimatstube den Besuchern. Für ein Gutshaus angemessen, sind die Zimmer entsprechend eingerichtet.

Wie ein Sprung in der Zeit wirkt außerdem der Besuch des kleinen Ladens im Haus. Der kleine Dorfkonsum, der bald nach dem Mauerfall aufgegeben hatte, findet sich hier wieder. Auch viele der ehemaligen Produkte haben die Steutzer liebevoll bewahrt. Hier werden schnell Erinnerungen wach. Es gibt auf drei Etagen sehr viel zu entdecken, zeigen die Frauen. Die Heimatstube soll anhand der Einrichtung zeigen, wie das Leben früher bei den gut gestellten Leuten so verlief. Doch nicht alle Bürger lebten vor gut einem Jahrhundert so nobel, wissen sie natürlich.

Die Zeit damals war vor allem für die Mitglieder einer Familie sehr arbeitsreich. Denn viele Maschinen und Haushaltshelfer gab es seinerzeit noch nicht. Doch die Menschen kannten viele Tricks und wussten sich bei Problemen zu helfen.