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Abschlussball Die Schule endet, das Leben beginnt

90 Sekundarschüler und 61 Abiturienten haben am Wochenende ihre Schullaufbahn feierlich beendet.

Von Sebastian Siebert 20.06.2016, 07:00

Zerbst l Es sind die Zeiten großer Gleichnisse, wenn die Schulleiter an das Mikrofon treten. Bei der Zeugnisübergabe der Ciervisti-Schüler in der Zerbster Stadthalle am Freitagabend erzählte Schulleiter Franz Köppe die Fabel eines Bauern, dessen Pflanzen ihm nicht schnell genug wuchsen. So zog er täglich etwas an den Halmen, bis er eines Tages feststellen musste, dass er alle entwurzelt hatte.

„Millionen verbrauchen Millionen Stunden im Internet, das sich sozial nennt“, sagte er. Und dieses Netz ziehe sich mehr und mehr zu, führe zu Sucht. Sucht, so führte er weiter aus, komme von Suchen. Dabei brauche es Reifezeiten und nicht die schnelle Suche. Sonst gehe es den Menschen wie den Pflanzen in seiner Fabel. Sie entwurzeln. Schon jetzt führe übermäßiger Konsum zu Vereinsamung und Verrohung. Er wünschte seinen Absolventen Kraft und Mut für den weiteren Lebensweg und dass sie Bildung nicht als Berg von Wissen verstehen, den es zu tragen gelte, sondern als eine Haltung zum Leben. Das sei das Ansinnen ihrer Lehrer gewesen.

Anschließend erhielten die 90 Absolventen ihre wohlverdienten Zeugnisse. Sieben Schüler erreichten den Hauptschulabschluss, 48 den Realschulabschluss, und 35 Damen und Herren haben nun den erweiterten Realschulabschluss in der Tasche und können ihre Schullaufbahn beispielsweise auf dem Fachgymnasium fortsetzen.

Die Zehntklässler Christopher Bastubbe, Justin Belger und Anne Engelhardt, Cassandra Schneider und PaulaKlausnitzer hatten das Programm mit Musikbeiträgen und Gedichten eingeleitet. Zudem gab es einen Chor- und einen Tanzgruppenauftritt. Dann wurden zahlreiche Schüler für ihre besonderen Leistungen geehrt.

Am Sonnabendmorgen füllten Eltern und Verwandte der Gymnasiasten den Katharina-Saal der Zerbster Stadthalle. Schulleiter Hans-Henning Messer erzählte die Geschichte eines Hüttenbewohners, der jeden Abend auf der gegenüberliegenden Seite des Tals ein Haus mit goldenen Fenstern sah. Er machte sich eines Tages auf den Weg dorthin und erkannte, dass das Haus ein ganz normales sei, sein Haus von dort aus gesehen aber auch goldene Fenster hatte. Auf diesem Weg der Erkenntnis wollte das Francisceum immer ein guter Begleiter sein. „Versuch nicht andere, sondern Dich selbst zu übertreffen“, zitierte der Schulleiter Cicero.

Der Jahrgang habe einen Notenschnitt von 2,44 im Abitur erreicht. „In den vergangenen zehn Jahren belegt er damit den zweiten Platz“, verkündete der Schulleiter, und nach dem johlenden Applaus, den sich die Schüler selbst gegeben hatten, fügte er an: „Ein guter Jahrgang.“ 17 der 61 Schüler haben einen Notenschnitt erreicht, „der eine Eins vor dem Komma hat“, sagte der Schulleiter weiter. Die Berufswahl stehen den Absolventen nun frei. Und er gab zu bedenken: Wer seine Leistung zeigen will, brauche eine Umgebung, die Leistung honoriert. Wer soziale Gerechtigkeit herstellen wolle, werde nicht frei von Anfeindungen sein. Wem unabhängiges und freies Handeln wichtig sei, der müsse Einschnitte beim Teamgeist hinnehmen. Als praktischen Tipp riet er noch: „Fragt Euch: Wer gibt mir wo die Gelegenheit für eine Festanstellung mit guter Bezahlung.“ Denn nicht alle Berufe werden gleich benötigt.

Umrahmt wurde der Vormittag von Marko Gaube am Klavier, Liedern des Schul- und Kammerchores sowie Gesangsbeiträgen von Karla Wallwitz und Martin Zimmermann.

Abends feierten die Abiturienten den Abiball in der Zerbster Stadthalle.