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Alpakahof Besuch für Zernitzer Landfrauen

Landfrauen treffen Landfrauen hieß es in Zernitz. Ein Reisebus aus Hessen machte Station auf dem Alpakahof in Zernitz.

Von Petra Wiese 20.01.2018, 00:01

Zernitz l Roswitha Wald sitzt gut gelaunt in der Spinnstube. Die Frau aus Riedstadt hat die Schuhe ausgezogen und die Füße auf den warmen Ofen gelegt. Sie gehört zu den Landfrauen aus Hessen, die kurz vor dem Eintreffen des Sturmes in Zernitz einen Zwischenstopp auf ihrer Reise nach Berlin zur Grünen Woche einlegten.

Die Fahrten unternimmt der Landfrauenverband schon seit vielen Jahren. Aus ganz Hessen sind Frauen dabei, Bäuerinnen, oder mit anderem landwirtschaftlichen Bezug. Sie wurden am Donnerstag von Süd bis Nord „eingesammelt“, zuletzt in Kassel. „Von dort auf halber Strecke nach Berlin suchen wir immer ein Ziel, einen landwirtschaftlichen Betrieb oder einen Direktvermarkter, den wir uns anschauen können“, erklärte Bettina Sommerfeld, Referentin für Bildung, Ernährung und Verbrauch im hessischen Landesverband. Diesmal sollte es der Alpakahof „Zwei Eichen“ in Zernitz sein.

Dort wurde die Gruppe von der Familie Rühlich und den Zernitzer Landfrauen empfangen. Ein begeistertes Raunen ging durch die Menge, als Heinz Rühlich Pippo, Pinto und Odi heran führte und die putzig anzusehenden Tiere den Frauen zum Anfassen nahe kamen. Die Alpakas auf der Weide zu besuchen, kam auf Grund der Wetterlage nicht infrage.

Heinz Rühlich erzählte den Gästen einiges über die Tiere, ihre Haltung und den Betrieb des Alpakahofes seit 2004. 37 Tiere werden derzeit in vier Herden gehalten. Die ältesten Tiere sind inzwischen 15 Jahre alt, die jüngsten wurden im Sommer des vergangenen Jahres geboren. Der Zernitzer Hof ist der größte Zuchtbetrieb des Landes Sachsen-Anhalt und wohl auch der erfolgreichste.

Derweil entführte Heidi Rühlich die andere Hälfte der Frauen auf den Scheunenboden. Den hatte sie extra hergerichtet, denn in den kleinen Hofladen hätten nicht alle hinein gepasst. Sie erläuterte, wie die Alpakawolle verarbeitet wird und stellte die ganze Produktpalette von Socken bis zur Bettdecke vor. „Wir sind ein landwirtschaftlicher Betrieb im Nebenerwerb. Wir produzieren nichts zum Essen. Bei uns wachsen die Pullover auf der Weide“, machte sie den Besuchern deutlich.

Zurück in der Spinnstube hatten die Zernitzer Landfrauen Imbiss und Getränke für die Besucher vorbereitet. Dabei kam der Austausch ganz von alleine. „Wir haben sehr interessante Gespräche geführt“, so Gabi Fricke, die zur Zernitzer Landfrauen-Gruppe gehört. „Was macht ihr? Das machen wir“ – ging es hin und her.

Aber auch auf die Direktvermarktung und die Unterstützung wurde Heidi Rühlich gezielt angesprochen. „Vor allem Eigeninitiative ist gefragt“, meinte sie dazu. Heinz Rühlich beantwortete bereitwillig Fragen zur Geschichte des Hofes und zu den drei „Vorführmodellen“. Wie alt sind sie? Was fressen die Tiere? Wieviel Platz brauchen sie? Pippo, Pinto und Odi zeigten sich von dem Treiben eher unbeeindruckt.

Bettina Sommerfeld fand, dass die Frauen sich diesmal einen tollen Hof für die Mittagspause ausgesucht hatten: „sehr einladend, sehr gastfreundlich und interessant.“ Und auch Roswitha Wald am Ofen war vom Hof begeistert: „Super gepflegt, man merkt, dass da viel Arbeit drin steckt.“

Zu schnell musste die Reisegruppe wieder abfahren, denn der Sturm drohte und kaum im Bus erklang auch schon die Sirene zur Alarmierung der Feuerwehr. Schade, dass nicht mehr Zeit war, bedauerte Heidi Rühlich, die sich allerdings gefreut hatte, dass man auf den Alpakahof aufmerksam geworden war. Den einheimischen Landfrauen blieb es, bei einer gemeinsamen Tasse Kaffee alles sacken zu lassen und die Spinnstube wieder aufzuräumen. Die Zernitzer Gruppe um die Vorsitzende Steffi Schulze zählt insgesamt fünf Mitglieder, von denen vier beim Empfang der hessischen Frauen dabei waren.

„Landfrauen, Heimatverein und der Feuerwehrförderverein pflegen ein gutes Miteinander im Dorf“, so Heidi Rühlich. Gerade Anfang des Jahres habe man zusammen gesessen, um über die Veranstaltungen für dieses Jahr zu beraten. Ein umfangreicher Veranstaltungskalender ist dabei herausgekommen. Mehr als 40 Termine in 52 Wochen, inklusive Skatabende, weist die Liste aus.

Die Landfrauen laden als erstes am 15. Februar um 18 Uhr zu einer Lesung in das Zernitzer Bürgerhaus ein. Da wird die Bibliothekarin aus Zerbst kommen, kündigte Steffi Schulze an. Ein Abend, zu dem alle Interessierten eingeladen sind, wie auch zum größten Teil der anderen Veranstaltungen.

Einen Tag des offenen Hofes wird es auf dem Alpakahof am 10. Juni geben. Nächster Höhepunkt für die Familie Rühlich ist die Grüne Woche, die gestern begonnen hat. Am Montag und Dienstag wird sich der Alpakahof bei der Landesarbeitsgemeinschaft für Freizeit und Urlaub auf dem Lande in Halle 4.2 präsentieren. „Zum achten Mal sind wir zwei Tage mit einem Stand vertreten“, so Heidi Rühlich.

Da die Landesarbeitsgemeinschaft immer bestrebt ist, mit Aktionen aufzuwarten, wird Heidi Rühlich ihr Spinnrad mitnehmen, das Spinnen vorführen und die Leute probieren lassen. Pippo, Odi und Pinto bleiben lieber bei ihren Artgenossen zu Hause.