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Antonow-Treffen Invasion der Doppeldecker

Seit 20 Jahren treffen sich Antonow-Enthusiasten. Im August werden etwa 20 Maschinen aus ganz Europa in Zerbst erwartet.

Von Thomas Kirchner 27.02.2018, 00:01

Zerbst l Wer kennt sie nicht, die legendäre AN-2. Die Antonow AN-2 mit dem NATO-Codenamen „Colt“ ist ein STOL-Mehrzweckflugzeug und mit einer Spannweite von 18,175 Metern der größte im Einsatz befindliche einmotorige Doppeldecker der Welt.

Jedes Jahr treffen sich Piloten und Eigentümer der Antonow 2 aus ganz Europa zu ihrem „European AN-2 Meeting“.

Dieses Treffen der Piloten und Doppeldeckerbesitzer mit ihren legendären Maschinen findet alljährlich auf einem anderen Flugplatz in Europa statt. In diesem Jahr kommen die AN-2 Liebhaber bereits zum 20. Mal zusammen – vom 9. bis 12. August in Zerbst.

Das letzte Treffen auf deutschen Boden fand 2016 in Gera statt und zog mehrere tausend staunende Besucher an.

„Gastgeber für das diesjährige Meeting werden ,Anastasia‘ und ich sein", freut sich Hans-Günther Seidler, der selbst begeisterter AN-2 Pilot ist. „Anastasia“ ist der bezaubernde Name einer Maschine, die eigentlich auf dem Flugplatz Reinsdorf bei Jüterbog zu Hause ist.

Am Ende eines jeden Treffens wird der Ausrichter für das kommende Jahr gewählt. Ihren Hut in den Ring geworfen hatten beim vergangenen Treffen 2017 im polnischen Mielec Tschechien, Litauen und Deutschland. Das Rennen machte Deutschland und somit die alte Lady „Anastasia“, erst zum vierten Mal insgesamt findet diese Veranstaltung in Deutschland statt. Die Reinsdorfer baten Hans-Günter Seildler gemeinsam mit Anastasia nach Zerbst einzuladen und somit das Treffen 2018 auszurichten.

Seidler, der selbst begeisterter AN-2 Flieger ist, ließ sich nicht lange bitten und sagte zu. Der Badewitzer hat bereits mehr als 1800 Flugstunden auf dem Konto, davon mehr als 500 auf der Antonow.

Er überführte eine AN-2 von Magdeburg nach Saudi Arabien, drehte für einen Sportartikelhersteller einen Werbespot in dem während des Fluges auf den Tragflächen Tennis gespielt wird und zeigt Fluggästen bei unzähligen Rundflügen ihre Heimat von oben.

„Ich bin kein NVA-Veteran (Nationale Volksarmee der ehemaligen DDR)“, betont Seidler. Er habe im Jahr 2000 mit der Fliegerei begonnen.

„In der Regel sind es etwa 15 bis 20 Maschinen, die zu den Treffen einfliegen“, sagt Hans-Günter Seidler. Jede AN-2 habe wiederum um die zehn zahlende Touristen an Bord, die Land und Leute des jeweiligen Veranstaltungsortes kennenlernen möchten.

„Also erwarten wir wohl an dem Veranstaltungswochenende 150 bis 200 Gäste aus ganz Europa in Zerbst“, freut sich Seidler. Er habe bereits Kontakt mit den Hotels und Pensionen aufgenommen, um die zahlreichen Gäste unterzubringen.

„Am Donnerstag, 9. August, werden die Maschinen so nach und nach einfliegen“, erklärt Seidler. Für den Freitag stelle er gerade ein Programm für die Gäste zusammen. Geplant seien unter anderem ein Ausflug nach Wittenberg und die Besichtigung des Zerbster Schlosses.

„Am Sonnabend gibt es dann ab Mittag eine Flugshow. Auch die Zerbster Fallschirmspringer sind in dieses Event eingebunden“, erläutert der Organisator das Programm.

„Am Sonnabend, 11. August, zwischen 14 und 19 Uhr, wollen wir drei Mal aus drei parallel fliegenden AN-2 springen. Wir aktivieren zusätzlich einen großen Acker neben den Flugplatz als zweite Dropzone, denn das Sprungevent richtet sich nicht nur an unsere Flächenspringer, sondern insbesondere auch an unsere Freunde mit den runden Schirmen“, sagt Gerald Bürgel, Vorsitzender des Zerbster Fallschirmsportvereins.

„Am Sonnabendabend planen wir natürlich eine große Flugplatzparty“, freut sich Gerald Bürgel auf das Großereignis in Zerbst.

Am Sonntag, 12. August, zwischen 11 und 14 Uhr, wollen die Fallschirmspringer nach Möglichkeit noch zwei Sprünge aus parallel fliegenden Maschinen zeigen, so der Vereinsvorsitzende. Springer, die an diesem Event teilnehmen möchten, können sich beim Zerbster Fallschirmsportverein melden, informiert der Vereinsvorsitzende.

„Der Flugplatz wird natürlich für Neugierige und Interessierte offen sein, um die legendären Maschinen besichtigen zu können. Wir wollen uns nicht abschotten“, erklärt Hans-Günter Seidler.

Die AN-2 wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in der UdSSR entwickelt und wird bis heute sowohl für zivile als auch für militärische Zwecke genutzt. Mit ihrer großen Flügelfläche ist die AN-2 für langsamen Flug und extrem kurze Start- und Landerollstrecken ausgelegt.

Das Fahrwerk erlaubt Landen und Starten auch auf unbefestigten Flächen. Die Spitznamen der AN-2 bei der Nationalen Volksarmee der DDR lauteten „Anna“, „Tante Anna“ oder auch „Kastendrachen“.

Die AN-2 ist das einzige Flugzeug der DDR-Luftstreitkräfte, das von deren Gründung 1956 bis zu ihrer Auflösung 1990 im Dienst stand. Der große Motor und seine Robustheit haben ihr den Spitznamen „Traktor der Lüfte“ eingebracht.