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Archäologie Siedlungsspuren unterm Löschteich

Zwei Feuerlöschteiche sollen in Steckby errichtete werden. Doch zunächst gehört das Areal der Baumaßnahme den Archäologen.

Von Petra Wiese 06.09.2018, 07:00

Steckby l Seit einer Woche wird in Steckby an der Steutzer Straße Ortsausgang in Richtung Steckby gebuddelt. Hier soll einer der beiden Feuerlöschteiche für das Dorf errichtet werden. Doch bevor die eigentliche Baumaßnahme – Teich und Zuwegung – begonnen werden kann, geht es um die Vergangenheit an dieser Stelle.

Der Archäologe Jörg Vogt, Grabungshelfer André Benke und zeitweise der Techniker Frank Schmalenberg sind vor Ort und suchen nach Siedlungsspuren. Die Männer arbeiten beim Anhaltischen Förderverein für Naturkunde und Geschichte, der Kooperationspartner des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie ist. Einige Anzeichen haben sie schon gefunden.

Dass man an der Stelle etwas finden würde, lag nahe. Darauf lässt die Siedlung, die ein Stück weiter auf dem Kamm dokumentiert wurde, schließen. Es sei für den Gesamtkontext wichtig, nachzuweisen, welche Flächen besiedelt waren, erklärt es Jörg Vogt. Er fischt eine Scherbe aus dem Haufen, der im Laufe des Tages zusammen gekommen ist. Die hat ein Loch, ein zweites deutet sich an der Bruchstelle an. „Ein Sieb“, ist sich der Experte sicher. Die Scherbe ist um die 2800 Jahre alt. Man habe es mit spätbronze-, früheisenzeitlicher Keramik zu tun. Genug Vergleichsfunde, Referenzobjekte gibt es.

Ein anderes Stück, verkrustet vom Dreck der Jahrhunderte, ist der Henkelansatz einer Tasse. An der nächsten Scherbe streicht der Archäologe über das verschlickerte Muster. Das könnte ein Topf gewesen sein. „Bauernhofkeramik“ umschreibt es Jörg Vogt. Ein paar feinkeramische Stücke zu finden, würde schon einen kleinen Unterschied machen.

Doch es sind nicht nur die Scherben, die die Geschichte lebendig werden lassen. Auch die Bodenschichten geben einiges preis. Wer den Erläuterungen des Experten folgen kann, sieht die unterschiedlichen Färbungen und Zusammensetzungen in den Schichten. Linien und Strukturen werden sichtbar – Stellen, die darauf hinweisen, dass einst Pfosten in die Erde ragten. Ein Graben deutet sich an. Da muss man sehen, ob er weiter nachgewiesen werden kann und dann eventuell Aufschluss über die Größe der Siedlung gibt. Alles wird dokumentiert. Die Zeichnungen, die Frank Schmalenberg im Maßstab 1:20 anfertigt, enthalten mehr Informationen, als Fotos wiedergeben könnten.

Ab und zu halten Radfahrer, die sich interessiert zeigen, aber auch Steckbyer fragen hin und wieder nach. Da erklärt Jörg Vogt gerne, was das Anliegen ist. Nicht nur graben, sondern vermitteln, ist sein Motto. Anfängliche Skeptiker finden es dann doch oftmals interessant zu wissen, wie die Vorfahren am Ort gelebt haben. Bis zum 20. September wird weiter nach verborgenen Schätzen gesucht.