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Baden Zerbster Freibad mit Besucherrückgang

Wechselhaftes Wetter hält die Zerbster vom Gang ins Freibad ab. Heute werden Temperaturen von bis zu 31 Grad Celsius erwartet.

Von Petra Waschescio 19.07.2017, 08:00

Zerbst l Es ist kurz nach neun. Seit zehn Minuten hat das Zerbster Freibad geöffnet. 19 Grad Celsius Wassertemperatur, außerhalb zeigt das Thermometer immerhin schon 23 Grad an.

Obwohl es ein sonniger Sommertag werden soll mit Temperaturen um 28 Grad Celsius, liegen die Wasseroberflächen in den Becken noch da wie blanke Spiegel. Nur im großen Becken kräuseln sich kleine Wellen, die die sanften Schwimmzüge der einzigen Schwimmerin im Bad hervorrufen.

Helga Goldgrebe ist jeden Tag im Freibad, so lange es in den Sommermonaten geöffnet hat - ganz egal, wie kalt das Wasser ist, ganz egal, ob Sonne oder Regen. Die 79-Jährige zieht für eine halbe Stunde dort ihre Bahnen.

„Das ist reiner Luxus“, sagt sie bei einer kurzen Pause am Rand. Das Becken ganz für sich zu haben, genießt sie.

Im vorigen Jahr hat sie mit ihrem speziellen Freiluft-Fitnessprogramm begonnen - nach einer Herzoperation. 30 Minuten darf sie sich im Wasser aufhalten oder 300 Meter schwimmen. Ihr Mann fährt sie jeden Morgen hin. Und wenn er nichts zu erledigen hat, wartet er im Auto auf sie und liest. „Meinen Mann bekomme ich nicht ins Wasser.“ Die 79-Jährige lacht, die schwere OP sieht man ihr nicht an. „Ach, ich bin schon ein bisschen klapprig“, sagt sie mit einem fröhlichen Lachen. „Aber man muss aus dem Alter was machen.“

Es ist nicht der einzige Morgen in diesem Sommer, an dem wenig los ist im Freibad. Zu wechselhaft ist das Wetter, um Familien mit kleinen Kindern oder Ferienkinder ins Wasser zu locken. Die Folge: 30 Prozent weniger Besucher als im Durchschnitt der vergangenen Jahre wurden nach Auskunft von Stadtwerk-Geschäftsführer Jürgen Konratt seit der Öffnung des Bades Mitte Mai gezählt.

In guten Jahren besuchen zwischen 25 000 und 27 000 Kinder und Erwachsene das Freibad. In schlechten Jahren sind es laut Konratt zwischen 16 000 und 18 000.

Ob dieses Jahr ein schlechtes Jahr wird, das zu sagen, ist noch zu früh. „Wir hoffen, dass noch gleichmäßigeres Wetter kommt. Freibad-Besucher brauchen Anlauf. Es müsste schon mal zwei bis drei Tage warm bleiben, bis die Gäste kommen“, sagt Jürgen Konratt. Für zusätzliche Kosten hat das Wetter in diesem Jahr auf jeden Fall schon gesorgt. Durch Sturmtief Paul vor drei Wochen wurden nicht nur Äste abgerissen, sondern auch zwei Bäume entwurzelt, die in den Schutzzaun rund um die Pumpstation fielen. Ein Stromausfall hat zudem zu Schäden an der Freibadtechnik geführt.

Aber egal, ob gutes oder schlechtes Jahr: „Ein Zuschussgeschäft ist das Bad immer“, sagt Jürgen Konratt. „Man kann die Eintrittspreise nicht so gestalten, dass die Kosten gedeckt werden.“ Rund 230 000 Euro gibt die Stadt Zerbst den Stadtwerken für die Betriebsführung. Nicht immer reicht der Betrag.

Der größte Posten bei den Ausgaben sind die Gehälter für Rettungsschwimmer, Reinigungspersonal und Personal an der Kasse sowie die Sicherung der Badewasserqualität. Hinzu kommt Geld für Reparaturen. „Das Bad ist nicht mehr das neueste“, sagt Konratt. Dabei gibt es vor allem ein Sorgenkind für den Geschäftsführer: Das geflieste Nichtschwimmerbecken. Nach jedem Winter müssen zwischen 10 000 und 20 000 Euro investiert werden, um es für den Sommerbetrieb wieder auf Vordermann zu bringen. Und das wird in den nächsten Jahren wohl auch so bleiben, vermutet Konratt. Denn ein Neubau würde die Stadt Zerbst gut eine halbe Million Euro kosten. Bei der aktuellen Finanzsituation kaum zu stemmen.