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Bahnhof Güterglück Spuren der "Kanonenbahn"

Wenig erinnert noch an die einstige "Kanonenbahn", die auch über Güterglück führte.

Von Thomas Höfs 01.01.2019, 00:01

Güterglück l Seit 1994 hat die Bahn rund 5400 Kilometer ihres Streckennetzes stillgelegt. Das berichtete am Wochenende die „Süddeutsche Zeitung“. Das Blatt zitierte dabei aus einer Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf eine Anfrage der Grünen. Darunter fällt auch die als Kanonenbahn bekannte Eisenbahnstrecke, die in Güterglück die Bahnstrecke nach Dessau kreuzte.

Die im Kaiserreich erbaute Strecke von Berlin bis an die französische Grenze verlief vor allem abseits der großen Ballungsgebiete und sollte den Transport von Truppen und Material ermöglichen, ohne dass viele Menschen davon erfuhren und die Züge sahen. Die Strecke wurde deshalb etwas abseits der größeren Städte gewählt.

In der ehemaligen DDR hatte die Strecke als Entlastungsstrecke eine große Bedeutung. Die Bahn sah in der Verbindung ebenso nach dem Mauerfall einen großen Nutzen und investierte viel Geld in die zweigleisige Strecke. Als das Land vor knapp 15 Jahren aber keine Personenzüge auf der Strecke bestellte, läutete dies auch das Ende der Kanonenbahn ein.

Der Bahnhof in Güterglück hatte früher einen unteren und oberen Bahnhof. Oben fuhren die Züge nach Berlin oder in Richtung Barby weiter. Hier befindet sich auch noch eine offenbar sehr alte Tafel mit dem Namen des Ortes. Das Bahnhofsschild weist als Hersteller das Emaillierwerk Schulze und Wehrmann aus.

Die Firma produzierte in Wuppertal die Tafeln und bot sie auch der Bahn an. Da die Bahn nach der Gründung der DDR kaum noch Waren aus dem westlichen Teil Deutschlands bezog, muss das Ortsschild bedeutend älter sein als 20 Jahre.

Zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde das erste Emaillierwerk gegründet. In den 1920er Jahren begann das Unternehmen auch für die Bahn Schilder zu fertigen. Deshalb könnte die verwitterte Tafel am Bahnhofsgebäude schon knapp ein Jahrhundert auf dem Buckel haben. Die Elemente und der Zahn der Zeit haben erkennbar an der Emaille genagt. Dennoch ist der Name des Ortes bis heute lesbar geblieben und zeugt von der einstigen Bedeutung des Eisenbahnkreuzungspunktes für die Bahn über viele Jahrzehnte hinweg. Heute werden die Ortsschilder auf den Bahnhöfen nicht mehr aus Emaille, sondern etwa aus Kunststoff gefertigt.