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Bahnhof Keine Sanierung ohne Mieter

Das Zerbster Bahnhofsgebäude feiert in diesem Jahr das 150-jährige Jubiläum seiner Fertigstellung. Doch es verfällt auch zunehmend.

Von Thomas Kirchner 19.01.2018, 00:01

Zerbst l Seit nun mehr fünf Jahren gehört das Zerbster Bahnhofsgebäude der Havelinda GmbH, einer Haus- und Grundstücksverwaltung mit Sitz in Saarbrücken. Mehrmals kündigte Jörg-René Schmidt – Ehemann der Havelinda-Geschäftsführerin Darja Olegivna Schmidt – die Sanierung des historischen Gebäudes an, zuletzt im Juli 2015. Da hatte er Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) in einem Telefonat signalisiert, im kommenden Jahr Geld in die Hand zu nehmen, um das Bahnhofsgebäude instandzusetzen und es als Mietobjekt herzurichten. Das war vor 18 Monaten. Passiert ist nichts.

„Wir wollen ja nicht mit den Grundstücken und Gebäuden spekulieren die wir kaufen“, sagte Jörg-René Schidt vor einigen Tagen am Telefon gegenüber der Volksstimme.

Sicher wolle man das Bahnhofsgebäude sanieren und wieder einer Nutzung zuführen. Aber ohne potentielle Mietinteressenten könne er nun mal nicht sanieren und schiebt gleichzeitig den schwarzen Peter der Stadt Zerbst zu. „Wir erhalten keinerlei Unterstützung durch die Stadt Zerbst, beispielsweise durch Beschaffung von Fördermittel“, schimpft Schmidt.

Ganz anders würde das laut des Eigentümers in Gardelegen laufen, denn auch der Bahnhof Gardelegen gehört der Havelinda GmbH. Dort sei seit kurzem eine neue Bürgermeisterin im Amt, die ihm 1,6 Millionen Euro an Fördergeldern akquiriert habe.

„Hier ist bereits an Baufirma aus Halle am werkeln, die das Gebäude aufgemessen hat und einen Finanzbedarf von 2,2 Millionen Euro für die Sanierung ermittelt hat“, erklärt Schmidt.

Tatsächlich stehen in Gardelegen 200.000 Euro aus dem Programm Stadtumbau-Ost für den Bahnhof bereit, aber sie fließen nicht. „Herr Schmidt wurde aufgefordert, dem Stadtrat ein Nutzungs- und Finanzierungskonzept vorzulegen“, erklärt Gardelegens Bürgermeisterin Mandy Zepig (SPD) auf Volksstimme-Nachfrage.

Auch der Bahnhof in Gardelegen sei ein historisches Gebäude und wertvoll für die Stadt. Sicher sei auch die Beantragung weiterer Fördermittel möglich, „doch so lange kein belastbares Nutzungs- und Fianzierungskonzept vorliegt, fließen auch keine Fördermittel“, macht die Bürgermeisterin deutlich.

„Es hilft nicht, die Schuld bei anderen zu suchen. Wenn Herr Schmidt ein tragfähiges Konzept vorlegt, werden wir ihn auch mit unseren Möglichkeiten unterstützen“, erklärt Bürgermeister Andreas Dittmann.

Momentan könne er nicht einmal erkennen, dass der Sturmschaden am Dach beseitigt wird. „Gerade durch den Ausbau der Parkplätze und der Schnittstelle zum Busverkehr sorgen wir dafür, dass sich am Bahnhof etwas Positives entwickeln kann, aber da muss dann auch der Eigentümer des Bahnhofs seinen Teil leisten“, entgegnet Dittmann.