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Bahnübergang  Kein Neubau der Jannowitzbrücke

Einen Neubau der 2012 abgerissenen, maroden Jannowitzbrücke in Zerbst wird es vorläufig nicht geben.

Von Thomas Kirchner 15.03.2019, 00:01

Zerbst l Seit vor drei Jahren das Aus für den Ersatzneubau der Jannowitzbrücke verkündet wurde, ist es still um die Bahnüberführung zwischen der Kirschallee und dem Gewerbegebiet Altbuchsland geworden. Jetzt, wo der grundhafte Ausbau der Karl-Marx-Straße begonnen hat, scheint die Brücke wieder ins Bewusstsein der Zerbster zu rücken. „Das schreit doch eigentlich nach einem Neubau der Brücke“, sagt ein Volksstimme-Leser, der seinen Namen aber nicht in der Zeitung lesen möchte.

Nach dem Ausbau der Bahnstrecke Magdeburg-Dessau werde sich der Takt der Züge weiter verdichten, sodass mit längeren Schließzeiten der Schranken an der Biaser Straße zu rechnen sei. Ohne Wartezeiten bliebe nur der weitere Weg mit Brücke über den Ahornweg, der Verbindungsstraße zwischen der B 184 und der B 187a. Was sagen die Stadträte zum Thema Jannowitzbrücke? Die Volksstimme hat sich umgehört.

„Für die Wiedererrichtung der Jannowitzbrücke fehlt es an der Finanzierungsgrundlage, das wurde im Stadtrat dargelegt“, sagt Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD). Insbesondere die Nähe der Anbindung zur B 184 über den Ahornweg ließe einen Brückenneubau mit einem Kostenaufwand von mehr als zwei Millionen Euro nicht zu. „Ein Rückbau der Widerlager erfolgt bei Bedarf. Er ist derzeit in der Haushaltsplanung auf Grund vieler anderer Investitionsvorhaben aber nicht eingeplant“, so der Rathauschef.

Die Freie Fraktion (FFZ) hingegen steht nach wie vor zum Ersatzneubau. „Wir halten den Neubau der Brücke für unbedingt erforderlich, da er für Einwohner und Gewerbe eine wichtige Infrastruktur darstellt“, sagt der Fraktionsvorsitzende Mario Rudolf. Sie könne nach Ansicht der FFZ jedoch nur gebaut werden, wenn Fördermittel fließen.

Im Bauausschuss sei die Jannowitzbrücke seit der Absetzung der Baumaßnahme kein Thema mehr gewesen. „Ein Ersatzneubau wäre aus unserer Sicht zu begrüßen, unter der Vorrausetzung eines Mitziehens der Bahn“, schränkt Rudolf ein.

Die Situation an der Jannowitzbrücke sei in jeglicher Hinsicht unbefriedigend, findet die Unabhängige Wählergemeinschaft Zerbst (UWZ). „Der damals plötzliche Rückzug vom Projekt kam völlig überraschend und von der Stadt unverschuldet. Wir als Stadt haben sicher keine Möglichkeit, an dieser prekären Situation etwas zu verbessern“, sagt die Fraktionsvorsitzende Nicole Ifferth. Das scheitere an der Finanzierbarkeit und der ohnehin schon zahlreichen Hausaufgaben. „Bleibt zu hoffen, dass die Bahn sich der Sache zeitnah wieder annimmt“, so Nicole Ifferth.

„Da sich der Landesbaubetrieb Ost weigert, an der Einmündung der B 184 zur Kirschallee einen Kreisverkehr zu errichten, der das dortige Unfallrisiko minimieren soll, bleibt die Umgehungsstraße eine gute Alternative zum Brückenneubau“, sagt Uwe Krüger, Fraktionsvorsitzender der SPD im Stadtrat.

Eine Optimierung des Verkehrsleitsystems könne die Zufahrt noch verbessern. Nicht anders verhalte es sich mit der Karl-Marx-Straße, die sicherlich jetzt schon besser erreichbar sei, mit dem Ausbau dann auch noch komfortabler.

„Ohne Förderung lässt sich ein Neubau mit einer Haushalts- konsolidierung ohnehin nur sehr, sehr schwer vereinbaren – so realistisch sollte jeder sein. Ich denke mit dem Ausbau der Karl-Max-Straße und der Umgehungsstraße ist ein ausreichender Zugang zum Gewerbegebiet vorhanden“, so Krüger.

Auch die CDU-Fraktion hat sich mit diesem Thema intensiv beschäftigt. „Derzeitig lässt sich ein Wiederaufbau der Jannowitzbrücke finanziell in unserem Haushalt leider nicht darstellen“, betont der Fraktionsvorsitzende Wilfried Bustro. Perspektivisch halte seine Fraktion den Brückenneubau für eine Anbindung des südlichen Bereiches der Stadt Zerbst zur Unterstützung der Gewerbetreibenden und zur besseren Infrastruktur nach wie vor für notwendig.

2012 ist die 1893 errichtete Brücke über die Bahngleise abgerissen worden. Seit Mitte der 1990er-Jahre war sie aufgrund des schlechten baulichen Zustandes und der verminderten Tragfähigkeit voll gesperrt. Damit fiel eine wichtige Verkehrsanbindung des Gewerbegebietes Altbuchsland über die Kirschallee zur Bundesstraße 184 weg.

Im Mai 2012 wurde zwischen der DB Netz AG und der Stadt Zerbst eine so genannte „Kreuzungsvereinbarung“ geschlossen – Bestandteil war der Ersatzneubau. Die neue Brücke sollte 2016 als Einfeld-Bauwerk mit einer Gesamtbreite von 11,35 Meter errichtet werden.

Dann, Ende 2015, kam das überraschende Aus für den Ersatzneubau der Jannowitzbrücke. Neben planungsrechtlichen Unsicherheiten spielte die wegbrechende Förderung für das Bauprojekt eine ausschlaggebende Rolle, sodass alle weiteren Planungen gestoppt wurden. Insgesamt ging man damals von 2,4 Millionen Euro Baukosten aus, 400.000 Euro davon hätte die Stadt aufbringen müssen.