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Barockmusik „Fasch“zinierende Festtage

Die 14. Internationalen Fasch-Festtage in Zerbst sind eröffnet. Der Preisträger des Fasch-Preises heißt Manfred Fechner.

Von Emily Engels 22.04.2017, 01:01

Zerbst l Professor Manfred Fechner ist sichtlich berührt, als er den Fasch-Preis der Stadt Zerbst entgegennimmt, den Bürgermeister Andreas Dittmann als „einen der vielen Höhepunkte der kommenden Tage“ bezeichnet. „Das ist nicht nur mein erster Preis für meine musikwissenschaftliche Arbeit – das ist mein erster Preis überhaupt“, sagt er nach der Preisvergabe. Warum gerade er sich den mit 2500 Euro dotierten Preis so sehr verdient hat, erklärt Dr. Konstanze Musketa, ehemalige Präsidentin der Internationalen Fasch-Gesellschaft.

„Er ist ein Hochschullehrer im angeblichen Ruhestand“, sagt sie augenzwinkernd. Denn schnell wird klar, dass Menschen wie Manfred Fechner nicht so einfach in den Ruhestand gehen. Oder, wie Fechner selbst es bezeichnet: „Ich arbeite so lange für Fasch, wie es mir meine Kraft erlaubt.“

Musketa bemerkt vor allem seine konstruktiven Vorschläge, die er bei der Planung der Fasch-Festtage und der wissenschaftlichen Konferenzen jedes Jahr aufs Neue gegeben habe. Wegen Fechner seien zahlreiche neuerschlossene Werke des ehemaligen Zerbster Hofkapellmeisters wieder „auf den Markt“ gekommen. So habe er unter anderem in der Neuzeit völlig unbekannte Werke ausgegraben und bei der Herausgebung mitgewirkt.

„Wo könnten diese Werke ursprünglicher aufgeführt werden, als an den Orten der Komponisten“, sagt Rainer Robra, Staats- und Kulturminister des Landes Sachsen-Anhalt. Er finde es bemerkenswert, dass die Fasch-Festtage nicht nur Menschen aus Deutschland, sondern aus der ganzen Welt anziehen und nach Zerbst bringen. Da die Festtage unter dem Motto „Von Luther bis Fasch“ stehen, zitiert der Kulturminister am Ende seiner Festansprache Worte Luthers über die Musik und wünscht den Zuschauern – im lutherschen Sinne – „Ruhe und ein fröhliches Gemüt“.

Denn darum geht es letztendlich bei den Festtagen. Nicht um die Überschüttung von Theologie, wie Bert Siegmund, Präsident der Internationalen Fasch-Gesellschaft, sagt, sondern, so Siegmund: „Die Fasch-Festtage sollen Vielseitigkeit zeigen, beweisen, dass Barockmusik noch heute ihre Wirkung bei den Menschen zeigt.“

Das Main-Barockorchester aus Frankfurt ist das beste Beispiel für diese Wirkung. Denn die Musiker unter der Leitung von Konzertmeister und Violinist Martin Jopp wissen, wie sie ihre Zuschauer in ihren Bann ziehen. Sie zeigen die richtige Mischung an atemberaubender Technik, einem intensiven aber keinesfalls aufdringlichen Klang und – vor allem – unüberhörbarer Spielfreude und Liebe für die Barockmusik.

Wie die gesamten Fasch-Festtage ist auch der Auftritt des Orchesters von Kontrasten geprägt. Zum einen ist da etwa die Ouvertüre in B-Dur von Johann Friedrich Fasch, die an diesem Abend ihre neuzeitliche Erstaufführung erfährt. Sie ist nach allen Regeln einer französischen Ouvertüre von Fasch aufgeschrieben: Mit energischen Punktierungen, schnellen Läufen, die in die langsamen Passagen hineinbrechen, und einem schnellen Mittelteil. Oder etwa das Konzert von Fasch in d-Moll, in dem Martin Jopp sein technisches Können auf der Barockvioline unter Beweis stellt, indem er selbst die virtuosesten Passagen in einem tollkühnen Tempo vorträgt. Und zwischen den Stücken ist sie wieder da: die Verbindung zu Luther. Denn Schauspieler Raphael Kübler trägt zwischendurch Zitate Luthers über die Musik vor – ganz in der Manier des Abends: unterhaltsam, interessant, aber niemals zu verkopft.

Und dann ist da die Simphonie à 8 Concertanti in a-Moll von Jan Dismas Zelenka. Die falsche Schreibweise des Wortes „Sinfonie“ ist maßgebend für den rebellischen, eigenwilligen Charakter des Komponisten, der sich auch in der für die Zeit ungewöhnlichen Musik widerspiegelt. Für das Eröffnungskonzert eine perfekte Mischung – das Publikum ist begeistert. Doch ausruhen kann es sich nicht. Denn bei der durch energisches Klatschen geforderten Zugabe müssen sie selbst aktiv werden und Mitsingen. Auch hier wird vom Veranstalter ein perfekter Bogen gespannt: Es handelt sich um das Lied „Die beste Zeit im Jahr ist mein“ – den Text hierzu schrieb einst Martin Luther.