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Behandlung Schlaganfall: Jede Minute zählt

Schlaganfall-Patienten in Zerbst werden per Videoübertragung von Neurologen der Klinik Magdeburg untersucht.

Von Thomas Kirchner 31.01.2018, 00:01

Zerbst l Bisher mussten Schlaganfallpatienten aus der Region Zerbst in eine Klinik überweisen werden, die mit „Stroke Unit“ ausgerüstet ist. Eine Stroke Unit ist eine spezielle Organisationseinheit innerhalb eines Krankenhauses zur Erstbehandlung von Schlaganfallpatienten. „Mit der kürzlich eingeführten ‚Telemedizin‘ bietet die Klinik nun eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung für Schlaganfallpatienten“, sagt Pressesprecher Martin Wachter.

Die Zerbster Klinik arbeite hierbei eng mit der Stroke Unit der Magdeburger Uni-Kliník zusammen. „Ziel des telemedizinischen Netzwerkes ist es, die Schlaganfallpatienten wohnortnah zu versorgen“, sagt Dr. Wolfgang Krahwinkel, Chefarzt für Kardiologie, Pneumologie und Gefäßmedizin.

In der Magdeburger Uni-Klinik stehe ein Neurologe in Rufbereitschaft, um per Videoübertragung Schlaganfallpatienten zu untersuchen und die Therapie abzustimmen.

„Hierfür wurde in der Zerbster Klinik ein sogenannter Teledoc, ein Videoturm mit Kamera und Bildschirm installiert“, informiert Martin Wachter. Der diensthabende Internist sei dabei Ansprechpartner und führt in Absprache mit den zugeschalteten Magdeburger Neurologen Untersuchungen durch. „Wer meint, dies könnte auch am Telefon geschehen, irrt“, so Chefarzt Krahwinkel. Gerade die Bildübertragung sei für die Diagnosestellung von zentraler Bedeutung.

Das Zeitfenster für eine effektive Behandlung von akuten Schlaganfällen, bei denen ein Blutgerinnsel die Sauerstoffversorgung des Gehirns unterbricht, betrage maximal viereinhalb Stunden. „Zeit ist Hirn – diese wichtige Regel gilt beim Schlaganfall, denn je schneller das Gerinnsel aufgelöst wird, desto eher sind Folgeschäden vermeidbar“, erklärt der Chefarzt.

Nur in einem sehr begrenzten Zeitraum könne eine sogenannte Lyse-Therapie zur Auflösung des Blutgerinnsels, das den Schlaganfall verursacht hat angewendet werden. Dafür sei jedoch die eindeutige Diagnose eines eingetretenen Schlaganfalles notwendig. „Blutungen im Gehirn können zu ähnlichen Symptomen wie bei einem Schlaganfall führen, dürfen jedoch keinesfalls mit einer Lyse therapiert werden – dies wäre lebensbedrohlich“, erläutert der Mediziner.

Sei die Diagnose eindeutig gestellt, könne die eigentliche Lyse-Therapie dann problemlos und vor allem ohne weiteren Zeitverzug vor Ort in Zerbst durchgeführt werden.

Anzeichen eines Schlaganfalls, wie zum Beispiel Gesichtslähmungen, könne man nur per Blickdiagnose erkennen. „Hier braucht es das geschulte Auge, über die enge Kooperation freuen wir uns daher ausdrücklich“, betont der Chefarzt.

„Die Einbindung in das telemedizinische Netzwerk erweitert somit die Behandlungs-möglichkeiten für Patienten mit akuten Schlaganfällen in unserem Haus erheblich“, fügt der Pressesprecher hinzu.

Halbseitige Lähmung, Sprachstörungen, Schwindel – die Symptome eines Schlaganfalls seien ganz unterschiedlich, deshalb sei es nicht immer leicht, ihn zu erkennen. „Jeder Schlaganfall ist ein Notfall, der tödlich enden kann. Betroffene müssen schnellstmöglich professionell versorgt und in ein Krankenhaus gebracht werden“, gibt der Chefarzt zu bedenken.

Mit dem FAST-Test könnten selbst Ungeübte ohne jegliche Fachkenntnisse diese Schlaganfall-Symptome überprüfen. Die Buchstaben FAST stehen für „Face - Arms - Speech - Time“ (Gesicht - Arme - Sprache - Zeit).

Wenn Verdacht bestehe, dass eine Person einen Schlaganfall erlitten hat, lasse sich anhand von drei einfachen Übungen eine schnelle und sichere Schlaganfall-Diagnose erstellen: „Bitten Sie die betroffene Person zu lächeln, beide Arme gleichzeitig zu heben und einen einfachen Satz nachzusprechen“, erläutert der Mediziner die Vorgehensweise. Habe der Betroffene mit einer dieser Aufgaben Probleme, zähle jede Minute.

Der Notruf müsse sofort gewählt werden, „denn je schneller die richtige Behandlung eingeleitet wird, desto besser sind die Heilungschancen“, weiß Chefarzt Krahwinkel.