1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zerbst
  6. >
  7. Schnell über 30 Grad am Morgen

Beruf Schnell über 30 Grad am Morgen

Die Volksstimme stellt die heißesten Jobs in Zerbst vor. Der zweite Besuch galt der Textilreinigung Wittmann in der Mühlenbrücke.

Von Thomas Kirchner 01.08.2017, 09:00

Zerbst l In vielen Industrie- und Handwerksberufen rinnt ständig der Schweiß. Bei Hochöfen, Schmieden oder Gießereien beispielsweise spricht man von Hitzearbeitsplätzen. Dieser Begriff ist nicht gleichzusetzen mit „Arbeiten bei hohen Temperaturen“ - eine Umschreibung, die auch auf Bürotätigkeiten im August zutreffen kann. Auch wenn per Definition die eine oder andere Tätigkeit nicht unter Hitzearbeit fällt, so kommt sie dem doch näher als manchem Beschäftigtem lieb ist.

Wenn die Mitarbeiter der Textilreinigung Wittmann in der Zerbster Mühlenbrücke morgens um 6.45 Uhr mit ihrer Arbeit beginnen, ist es in den Räumen noch einigermaßen erträglich. Das ändert sich aber schnell, mit jeder Stunde die vergeht, steigt das Quecksilber stetig an. „Da sind wir schnell bei 30 Grad Celsius und mehr“, sagt Andrea Wittmann, „wir beginnen in den Sommermonaten deswegen schon früher zu arbeiten, so dass wenn die Hitze am Nachmittag unerträglich wird, die Mitarbeiter weg sind“. Einzig der Laden sei dann noch besetzt, er ist wochentags von 8 Uhr bis 18 Uhr geöffnet.

Schon in den frühen Vormittagsstunden steigt das Thermometer an den Arbeitsplätzen auf mehr als 30 Grad, bei hochsommerlichen Außentemperaturen schnell auf mehr als 40 Grad. „Doch es ist nicht die Hitze allein die allen dann zu schaffen macht“, erklärt die Chefin. Durch den Dampf der Mangel und der Bügeleisen sei die Luftfeuchtigkeit enorm hoch. Lüfter und Ventilatoren laufen dann auf Hochtouren. Doch die blasen letztlich nur heiße Luft durch die Räume.

Bei Temperaturen über 32 Grad Celsius geben Menschen ihre Körperwärme hauptsächlich über den auf der Haut verdunstenden Schweiß ab. Dabei können, unter extremen Bedingungen, bis zu zwei Liter Schweiß pro Stunde herauskommen. Akzeptabel ist nach Angaben der Berufsgenossenschaften jedoch nur ein Schweißvolumen von 0,6 bis 0,8 Liter pro Stunde, beziehungsweise drei bis sechs Liter pro Schicht. Da ist eine regelmäßige und ausreichende Flüssigkeitszufuhr unabdingbar.

Chef und Inhaber Thomas Wittmann ist bemüht, seinen Leuten die Arbeitsbedingungen gerade im Sommer so erträglich wie möglich zu machen. „Wir stellen den Mitarbeitern natürlich kostenfrei kühle Getränke zur Verfügung“, erzählt der Chef. Außerdem habe er extra einen schattigen Pausenplatz, insbesondere für den Sommer mit Tisch, Stühlen und Blumen auf dem kleinen Hof hergerichtet.

Im Winter haben die Mitarbeiter mit dem gegenteiligen Extrem zu kämpfen. Bei starker Kälte erwärmen sich die Arbeitsräume nur sehr langsam. „Selbst bei eingeschalteter Heizung und den laufenden Maschinen dauert es, bis an den Arbeitsplätzen einigermaßen annehmbare Temperaturen herrschen“, schildert Andrea Wittmann. Hinzu komme, die ständigen Gänge über den Hof zu den anderen Gebäudeteilen. Ganz einfach sei das für alle Mitarbeiter nicht.

Das Familienunternehmen feiert im Oktober diesen Jahres sein 120-jähriges Bestehen. Aber das ist nicht das einzige Jubiläum 2017. Chef und Inhaber Thomas Wittmann übernahm im September 1997, also vor genau 20 Jahren das Unternehmen und dies bereits in vierter Generation. Insgesamt elf Mitarbeiter sind bei den Wittmanns beschäftigt. Außerdem sucht der Familienbetrieb zum neuen Ausbildungsjahr noch einen Azubi zum Textilreiniger.