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Betreuung Kinder freuen sich über neues Zuhause

Geschwister Scholl-Neubau in Zerbst beröffnet: Alber Schweitzer Familienwerk investiert 1,7 Millionen Euro.

Von Thomas Kirchner 02.02.2018, 00:01

Zerbst l In dem zweigeschossigem Gebäude mit insgesamt 650 Quadratmetern Wohnfläche entstanden acht Einzelzimmer sowie vier Bäder, die jeweils von zwei Bewohnern genutzt werden.

Außerdem wurde ein behindertengerechtes, also barrierefreies Zimmer mit einem separaten Bad geschaffen. „Albert Schweitzer, Geschwister Scholl – Namen mit großer Bedeutung“, sagte Ingeborg Bräutigam, Vorstandsvorsitzende des Familienwerkes. Albert Schweitzer stünde für christliche Nächstenliebe, die Geschwister Scholl für Aufrichtigkeit und Zivilcourage.

Leider würden diese Namen immer mehr in Vergessenheit geraten. „Deshalb haben wir hier Bilder dieser Persönlichkeiten angebracht. Ich wünsche so sehr, dass der Geist dieser Menschen in diesem Hause herrscht“, betonte Bräutigam in ihrer kurzen Festrede.

Die Vorstandsvorsitzende danke allen die von der Planung bis zur Einrichtung am Bau des Hauses Beteiligten. „Danken möchte ich auch unseren Nachbarn für ihre Geduld und der Stadt Zerbst, die uns in allen Belangen unterstützt hat“, betonte Ingeborg Bräutigam.

Neun Kinder und Jugendliche zwischen acht und 13 Jahren sind in das neue Haus eingezogen. Sie führten gemeinsam mit ihren Erziehern die Eröffnungsgäste durch ihr neues Reich. „Ich bin glücklich das alles genauso geworden ist wir uns das vorgestellt haben“, freut sich Rainer Schnelle, Leiter der Einrichtung.

Das neue Domizil verbinde Funktionalität, Offenheit, Rückzugsmöglichkeiten mit ganz viel Geborgenheit. „Im Moment haben leider die meisten der Kinder keine Rückkehroption zu ihren Eltern“, erklärt der Einrichtungsleiter.

Immer mehr Kinder würden Störungsbilder zeigen, die mehr und intensivere Betreuung nötig machten. „Dies können die Eltern der Kinder selten leisten. Ihnen fehlen einfach die psychischen Ressourcen“, so Schnelle.

Ein helles, lichtdurchflutetes Zuhause mit einer offenen Küche und integriertem Ess- und Hausaufgabenbereich, ein Fernsehzimmer, offene Sitzbereiche auf jeder Etage, ein Therapieraum sowie verschiedene Räume für die Mitarbeiter wurden mit diesem Neubau geschaffen.

Auch Bürgermeister Andreas Dittmann und Landtagsmitglied Holger Hövelmann (beide SPD) zeigen sich beim Rundgang begeistert von den neuen Räumlichkeiten. „Natürlich ist das neue Zuhause der Kinder phantastisch geworden“, sagt Andreas Dittmann.

Dennoch sehe er das freudige Ereignis mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Wir entlassen die Kinder mit ihrem 18. Lebensjahr aus einem Standard, den sich die Wenigsten später leisten werden können“, gibt der Rathauschef zu bedenken.

Aber es wird nicht nur ferngesehen, gespielt und getobt. Alle Kinder haben auch kleine Aufgaben zu erledigen, wie in anderen Familien auch.

Dazu gehören beispielsweise Tischdecken, den Tisch abräumen, aufräumen oder kleine Einkäufe erledigen. Dazu werden regelmäßig Pläne erstellt, wer wann mit welchen Aufgaben dran ist.

Das erledigen die Mädchen und Jungen aber gerne. Sie sind einfach nur glücklich. Ihre Augen strahlen, als sie die Eröffnungsgäste durch ihr neues Zuhause führen, stolz ihre neuen Zimmer mit Hochbett, einem Schreibtisch und einer Kuschelecke zeigen.

Auf die Frage was sie denn besonders toll im neuen Haus finden, kommt es wie aus der Pistole geschossen: „Alles“.

Aber ein paar Sachen fallen ihnen dann doch ein. „Das wir uns unser Lieblingsessen wünschen dürfen“, ruft der wohl Jüngste unter den Kindern. „Das Fernsehzimmer“, meint der zwölfjährige FCM Fan Sascha. „Unsere Erzieher“, sagt die neunjährige Milena.

Stolz berichten die Kinder den Besuchern von ihren Gobbys wie Schwimmen oder die Mitgliedschaft bei der Jugendfeuerwehr.

Das Albert-Schweitzer-Familienwerk Sachsen-Anhalt wurde 1990 als familienorientierter Träger der Kinder-, Jugend- und Behindertenhilfe in Zerbst gegründet.

In stationäre und teilstationäre Betreuung in zahlreichen Kinderdorfhäusern, Heimen oder intensivpädagogischen Einrichtungen in Sachsen-Anhalt können etwa 395 Kinder, Jugendliche und Menschen mit Behinderung aufgenommen werden.