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Busverkehr Gefährlicher Weg zur Schule

Zerbster Eltern sorgen sich um die Sicherzeit ihrer Kinder. Einige steigen bei einer unbefestigten und unbeleuchteten Bushaltestelle ein.

Von Thomas Kirchner 27.11.2020, 00:01

Zerbst l Andrea Schulze aus Zerbst hat eine zehnjährige Tochter, die jeden Morgen den Bus zur Schule nutzt, um in die Ganztagsschule Ciervisti in der Fuhrstraße zu kommen. Die Tochter steigt gemeinsam mit anderen Kindern in der Güterglücker Straße an der Haltestelle „Eckernkamp“ in einen Bus, der aus Richtung Güterglück kommt. „Nun ist gerade auf dieser Seite die Haltestelle leider unbefestigt“, sagt Andrea Schulze.

„Doch das viel größere Problem ist, dass die Haltestelle unbeleuchtet und infolgedessen eben zu dieser Jahreszeit gefährlich dunkel und ungeschützt ist“, schildert die besorgte Mutter. Die Bushaltestelle hier in der Güterglücker Straße befinde sich nun ausgerechnet genau zwischen zwei Straßenlaternen.

In der Regel würden fünf Kinder – Schüler der Ciervisti-Schule und des Gymnasiums Francisceum – die Haltestelle täglich nutzen. „Die anderen Eltern und ich haben jeden Morgen ein mulmiges und ungutes Gefühl, wenn sich unsere Kinder auf den Weg zur Schule machen und an der Haltestelle auf den Bus warten“, sagt Andrea Schulze.

Bei aller Vorsicht, doch man wisse wie Kinder eben sind. „Da wird auch mal rum- gealbert, die Vorsicht ausgeblendet und vergessen, sicher auch mal gerangelt und geschubst und schon sind die Schüler mit einem Fuß auf der Fahrbahn – eine Vorstellung, die uns Eltern täglich begleitet“, sind sich die Muttis und Vatis einig.

Der Grünstreifen, wo sich die Bushaltestelle befinde, sei gerade einmal knapp zwei Meter breit. „Auf der einen Seite die viel befahrene Kreisstraße und hinter ihnen der Straßengraben. Das ist nicht unbedingt die sicherste Variante einer Bushaltestelle, die auch Kinder nutzen, erst Recht nicht im Winter und morgens in der Dunkelheit“, findet Andrea Schulze. Dazu komme, dass sich hier kaum jemand an die vorgeschriebenen 50 Kilometer pro Stunde halte.

Immerhin sei die Straße schnurgerade. Sowohl stadtein- als auch stadtauswärts haben nicht wenige Fahrzeuge ein beachtliches Tempo auf ihrem Tacho, „auch wenn wir uns hier bereits innerorts befinden. Und gerade der Winter, wenn möglicherweise auch noch Schnee und Eis dazukommen, macht die Haltestelle aus unserer – aus Elternsicht – noch gefährlicher“, betont Andrea Schulze.

Die Kinder selbst, die übrigens zwischen zehn und 13 Jahre alt sind, beschleicht schon ein mulmiges Gefühl, wenn sie dort im Halbdunkeln so dicht an der Straße stehen müssen. „Schön wäre natürlich ein Häuschen, wo man etwas zurücktreten und man sich auch ein wenig vor Kälte, Regen oder Schnee schützen kann“, sind sich auch die Schüler einig.

Im Zerbster Rathaus weiß man um die Sorgen der Eltern. „Das Problem ist uns durchaus bekannt“, sagt Heike Krüger, Leiterin des städtischen Bau- und Liegenschaftsamtes. Ob es hier allerdings kurzfristige Lösungen gibt, könne sie nicht zusagen. „Bei der Ertüchtigung von Bushaltestellen in der Einheitsgemeinde sind wir natürlich immer auch auf die entsprechenden Förderprogramme und -mittel des Landes Sachsen-Anhalt angewiesen, die auch beantragt werden sollen“, schildert Krüger. Die Förderung betrage in der Regel 95 Prozent.

Die Fördermittelbescheide werden durch den Landkreis Anhalt-Bitterfeld ausgereicht. „Da sich die Haltestelle an einer Kreisstraße befindet, sind hier vorher Abstimmungen mit dem Landkreis zu treffen und eine Anbaugenehmigung zu erwirken“, erläutert Heike Krüger und verspricht: „Die Haltestelle soll so nicht bleiben.“ Doch wann Beleuchtung und ein Unterstand errichtet werden, könne sie derzeit noch nicht sagen.

„Aktuell haben wir mehrere Bushaltestellen im Blick, die um- oder neu gebaut werden sollen“, sagt Krüger. So würden unter anderem die Haltestellen am Francisceum in der Brüderstraße und in der Kupfergasse mit Unterständen ausgestattet. „Die Auftragsvergabe dazu erfolgte bereits Anfang Oktober. Wegen Lieferschwierigkeiten verzögert sich der Bau allerdings. Die Unterstände sollen im März kommenden Jahres errichtet werden“, informiert Krüger.

Auch die Haltestelle vor dem Krankenhaus soll umgebaut und ertüchtigt werden. „Hier werden auf beiden Seiten die Bordsteine und der Fußweg angehoben, sodass zukünftig ein barrierefreier Ein- und Ausstieg gewährleistet ist“, erklärt die Bauamtsleiterin. Außerdem entstehe auf der Seite der Klinik ein Unterstand. „Die Bauleistungen sollen am 7. Dezember im Haupt- und Finanzausschuss vergeben werden“, kündigt Krüger an.

Auch in zahlreichen Ortschaften sollen Bushaltestellen um- und neu gebaut werden. „In Jütrichau soll beispielsweise eine neue Bushaltestelle als Ersatz für die am Gerätehaus der Feuerwehr an einer anderen Position entstehen“, sagt die Bauamtsleiterin und ergänzt: „Es sollen unter anderem auch die Haltestellen in Polenzko, Bärenthoren und in Nedlitz erneuert werden.“